Enthusiastischer Autor.

Der Tod von Gunnar Kaiser (*6. Juni 1977, †12. Oktober 2023) ist nun mittlerweile über 6 Monate her. Der Lehrer, Schriftsteller und Philosoph ist im Alter von 47 Jahren nach seiner Krebserkrankung verstorben. Ein Nachsinnen.

Ich hatte das große Glück Gunnar Kaiser gleich zwei Mal treffen zu dürfen. Das erste Mal hatte er mich als Interviewgast für seinen Kanal KaiserTV eingeladen. Das zweite Mal schrieb er mir, ob ich bei einem Dreh als Zuschauer mit anschließendem Gespräch dabei sein möchte. Fast hätten wir auch noch ein drittes Treffen geschafft, aber da kam uns wohl die Erkrankung dazwischen.

Ich weiß noch genau, wie nervös ich vor unserem ersten Treffen war. Es lag nicht unbedingt nur daran, dass jenes, was ich an dem Tag erzählen würde, später einmal über KaiserTV vielen Tausenden von Menschen ausgestrahlt werden würde. Ich war auch deshalb aufgeregt, weil ich mich gefragt hatte, wie Gunnar Kaiser wohl war. Oder: Wer er eigentlich war.

In den Medien wurde er immer wieder in einem bestimmten Spektrum verortet. Gar wurde ihm von einem WELT-Autor vorgeworfen, „rote Linien übertreten zu haben“ und laut der NZZ war er ein „Philosoph auf Abwegen“. Und selbst nach seinem Tod wurde er dürftiger Weise von der WELT noch als „Held einer Gegenwelt“ bezeichnet.

Doch, wie auch die WELT feststellte, blieb seine eigene Position, seine eigene Haltung dabei immer ein bisschen rätselhaft. Auch, wenn er viele Gäste hatte, die starke Meinungen hatten, konnte man nie so ganz erahnen, nicht einmal durch seine Fragestellungen, was denn eigentlich seine eigene Meinung zu den Themen ist.

Wer sich heutzutage eine gewisse Offenheit, eine Weltgewandheit behalten hat, der hat es insofern nicht leicht, als dass er sofort öffentlich durch die Keule der Kontaktschuld in eine bestimmte Schublade gesteckt wird. Es stimmt schon, dass Freunde und Bekannte einen Einfluss auf das eigene Denken haben.

Aber Gunnar Kaiser hatte so viele Kontakte aus so vielen verschiedenen Bereichen und war in so unterschiedlichsten Themen belesen. Es ist sehr schwer zu sagen, was hier einen färbenden, einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen hat.

Vielleicht hängt dies mit seiner fantastischen Neugierde und seiner Fähigkeit zum wirklichen Zuhören zusammen. Ich habe dies bei unseren zwei Treffen beobachten und gewissem Maße mich daran erfreuen dürfen. Eigenschaften, die in einem solchen Maße ausgeprägt sind, sind wirklich selten und ich bin fest davon überzeugt, dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn mehr Menschen sich darin üben würden.

Neugierde und aktives Zuhören führen für mich ganz automatisch zum kritischen Reflektieren. Denn um das zu können, muss man erst einmal seine eigene Perspektive hinten anstellen und reflektieren können. Gunnar Kaiser muss also ein Meister des Reflektierens und des Kritisierens gewesen sein. 

Ich bin ganz ehrlich: Ich bin traurig darum, dass wir nicht noch mehr von Gunnar Kaiser haben lernen dürfen. Dass ich nicht noch mehr von diesem ganz außergewöhnlichen Menschen habe lernen können. 

Natürlich bleibt uns über seine Youtube-Videos, seine Artikel und Bücher immer ein Stück von ihm immer erhalten – oder wie die WELT es formulierte: „Kaisers Vermächtnis ist ein Fußabdruck des Weltgeists.“

Wie man an seinen letzten Videos sehen konnte, war seine letzte Zeit hier auf Erden durch seine Krebserkrankung bestimmt nicht unbedingt leicht. Zum einen geht eine solche Erkrankung selbstverständlich immer mit Leid für den Betroffenen (und die Angehörigen, was den Leidensdruck für den Betroffenen noch erhöhen kann) einher. Zum anderen kann ich mir vorstellen, dass Gunnar Kaiser in gewissem Maße auch durch seine Offenheit in dieser Zeit gelitten hat.

Denn es ist völlig natürlich, bei einer solchen Erkrankung wie Krebs nach Heilung zu suchen, ob auf konventionellem oder unkonventionellem Wege. Und da Gunnar Kaiser eine riesige Community hatte, die ihn unglaublich gewertschätzt hat (und dies auch immer noch tut), bot sie ihm natürlich allerlei Wege und Möglichkeiten, um Krebs zu „besiegen“, zu „integrieren“ oder wie auch immer es in dem jeweiligen Weltbild des Heilungsversprechen auch heißt.

Ich denke, am Ende wird Gunnar Kaiser sich für den Weg entschieden, der ihm am meisten zugesagt hat. Ein Teil davon war zum Beispiel Chemotherapie. Aber in einer solchen Ausnahmesituation mit so vielen Informationen versorgt zu werden, muss nicht nur positiv sein; so scheint die Freiheit zu wählen gerade dann, wenn die Auswahlmöglichkeiten unendlich sind und die Entscheidung überlebensnotwendig ist, sinnbildlich den Früchten des Tantalos zu entsprechen: Da es das absolute Heilungsversprechen für alle Menschen nicht gibt (aka die Patentlösung, wohl aber die Patendlösung, benannt nach Watzlawick aus den Begriffen Endlösung und Patentrezept), sondern nur einen individuellen Weg der Heilung, kann die unglaubliche Anzahl an Heilungswegen wie eine in scheinbarer Reichweite liegende Verlockung wirken, die aber doch nie erreicht wird.

Auch wenn Gunnar Kaiser viel zu früh von uns gegangen ist, so hat er uns viel beigebracht und wir können auch weiterhin viel von ihm lernen. Er hat nicht nur den Charaktertest bestanden, wie Tichys Einblick titelt. Man könnte sagen, er war derjenige, der uns aufgezeigt hat, welche Kriterien den Charaktertest ausmachen. Denn es war ja nicht nur so, dass er als ein Vorbild öffentlich vorangegangen ist. Er hat auch andere wie mich ermutigt, es ihm gleich zu tun. Und jetzt im Nachhinein können die Menschen, die ihn angefeindet haben, zumindest die Größe haben und das Offensichtliche aussprechen: Mit dem, was er öffentlich gesagt und kritisiert hat, hat er einen Nerv getroffen. So einen Menschen wie ihn haben wir dringend gebraucht.

Wer mehr über diesen außergewöhnlichen Menschen erfahren möchte, kann hier die Hommage von Raymund Unger an Gunnar Kaiser „Habe ich genug getan?“ bestellen.

Es ist still geworden um mich. Keine Social Media Posts, keine Blogbeiträge oder Zeitschriftenartikel, keine Podcast-Folgen. Ich bin ganz froh darum – denn so kann ich mich mehr um meine Leidenschaft kümmern: Das Bücher schreiben. Mein neuestes Werk handelt von den Themen Spiritualität, Philosophie, Bewusstsein und Menschsein. Und sehr passend habe ich es zu meinem Geburtstag veröffentlicht. Lies doch mal rein!


Auch erhältlich bei:

Amazon | Thalia | Hugendubel | Lehmanns | Dussmann & Co.

Titel: Spirituelle Metaphysik – Gedanken zu einer Philosophie des Menschseins
Kosten: Softcover 20€ / Hardcover 30€ / eBook 9,99€
Veröffentlichung: Tredition
ISBN: 978-3-347-91291-5 (Paperback), 978-3-347-91292-2 (Hardcover),
978-3-347-91293-9 (e-Book)
Cover: Kerstin Nolting
Seitenzahl DIN A5: 96
Wörter (exkl. Literaturverzeichnis): ca. 26.000
Veröffentlichungsdatum: 7. April 2023


Zusammenfassung:

Die spirituelle Metaphysik umfasst die vier großen Bereiche des modernen Denkens: Philosophie, Spiritualität, Bewusstsein und Menschsein. Durch die integrale Betrachtung verschiedener Wirklichkeitsaspekte entsteht ein lebendiges Weltbild, welches dem Menschen Orientierung in einer Epoche der zunehmenden Verwirrung bieten kann. Neben der Kritik derzeitiger Entwicklungen werden Möglichkeiten aufgezeigt, die dem Menschen im 21. Jahrhundert den Wert des animistischen Denkens näherbringt. In Form des Dialogs werden selbst komplexe und abstrakte Themen der spirituellen Metaphysik anschaulich dargestellt.

„Weil sie nicht um ihrer selbst Willen philosophieren, sondern um das Schicksal der Welt spielen.“


Einleitende Gedanken:

Lange Zeit plante ich schon, die spirituelle Metaphysik zu schreiben und zu beschreiben. Doch mein zentrales Problem war in all den Jahren des Schreibens das Mittel der Wahl: Wie sollte ich meine Ideen dem Leser verständlich machen? Viele Abschnitte und Passagen sind komplex und abstrakt und nicht immer leicht aufzubereiten. Zudem war ich sehr selbstkritisch mit mir. Ich hatte den Anspruch, etwas Großes zu schaffen, etwas das bleibt. Dieses Buch sollte sich einreihen in die großen Werke der Dichter und Denker deutscher Geschichte. In der ganzen Zeit hatte ich somit immer mit Zweifeln zu kämpfen, mit Erwartungen und Hoffnungen. Und auch wenn ich mir oft Zeit nehmen musste, um über das, was ich geschrieben habe, nachzudenken, so kam am Ende doch immer etwas Einzigartiges heraus. Dafür musste ich mir jedoch entsprechend immer genug Zeit nehmen, die Eindrücke auf mich wirken lassen und durchaus vieles, was mir anfangs gefiel, nachträglich verändern oder verwerfen.

Doch die Bemühungen und das Leid, was auch aus diesem langwierigen Prozess entstanden ist, haben sich für mich letztendlich gelohnt. Ich habe eine sehr schöne Art und Weise gefunden, Themen aufzubereiten. Ich habe meine Gedanken in eine Form gegossen, in der nicht allzu viel von ihrer Flüchtigkeit verloren gegangen ist. Das Buch zu schreiben, hat sich für mich wirklich vielfach so angefühlt wie ein rohes Eisen, dass erst noch geschmiedet werden muss. Aber genauso verhält es sich für mich mit dem Schreibprozess. Ein Buch muss, wenn es lebendig sein soll, den Autor verändern und vereinnahmen. Es muss ihn wie in einem Tanz führen und herumwirbeln. Und sobald der leiseste Zweifel kommt, gerät jedes Gedankengut ebenso wie jeder Tanz ins Stolpern und in die Schieflage. Gedanken aufzuschreiben braucht ebenso Übung, wie Klavier zu spielen. Doch wer dranbleibt, wer aus dem Frust lernt und sich nicht abbringen lässt, der hat eine Chance, auch zu verzaubern und zu entzücken. Egal wie viele Schreibblockaden ich hatte, am Ende hat für mich gezählt, was auf dem Papier stand. Was die Worte mit mir gemacht haben. Was sie ausgelöst und was sie nicht ausgelöst haben. Und wie ich nun mit meinen Erkenntnissen umgehe – sowohl theoretisch auf dem Papier als auch ganz praktisch im wirklichen Leben da draußen, außerhalb der Komfortzone.

Vielfach war ich über mich selbst erstaunt, wozu ich in der Lage bin. Was für Ideen ich haben kann, aber auch, wie leichtfüßig ich diese Ideen über Bord werfen kann, wenn sich meine Perspektive gewandelt hat. Und einer dieser Perspektivänderungen war der Tag, als ich entdeckt habe, dass ich viel besser Schreiben kann, wenn ich zwei verschiedene Seiten beleuchten kann, anstatt nur „eine Meinung“ – nämlich meine – vorzugeben. Als ich herausfand, dass ich viel leichter schreiben kann, wenn ich meinen inneren Zwiespalt als lyrisch spannende Dialoge zwischen phil und sophia verbildliche, haben sich meine Gedanken zur spirituellen Metaphysik verselbstständigt. Ich habe nicht nur meine Struktur gefunden, sondern auch eine inhaltliche Relevanz für jeden Leser herstellen können.

Am Ende ist dieses Buch über die spirituelle Metaphysik eine Idee, die vier großen Wissens- und Wesensbereiche des Menschen – Philosophie, Spiritualität, Bewusstsein, Menschsein – in Einklang zu bringen. Diese Harmonie erfordert Nachdenken über Bekanntes und Unbekanntes, über menschliche Gipfelerfahrungen und Abgründe, schließlich über das, was den Menschen menschlich macht und was ihn davon abhalten kann, ganz Mensch zu sein. 

Ich möchte nicht zu viel versprechen. Ich habe gelernt, dass Gedanken durchaus für sich selbst sprechen können. Und darum freue ich mich nun, dass du dieses Buch lesen und Impulse von mir bekommen möchtest. Egal, ob dieses Werk in die deutsche Geschichte eingeht oder nur wenige ausgewählte Leser findet – am Ende zählt, ob die hier geschilderten Inhalte etwas vermitteln. Und ob sie den Leser berühren und zum Nachdenken anregen können.


Leseprobe

phil: «Ist dies das Unheil, was die Welt bestimmt, o sophia? Achten wir nicht genug aufeinander und versuchen wir uns einander die Schönheit zu entziehen?»
sophia: «Gewiss, liebster phil. Es liegt nicht an den Theorien oder Modellen, es liegt an den verlorenen Menschen. Es liegt an der Geistesverfassung. Wir stellen die eine Geistesverfassung über die Nächste und wundern uns dann, wenn das Vertrauen ineinander schwindet. Du fragtest mich nun, ob der Nutzen der Philosophie überwiegt. Ich sage dir: weder noch. 
Wäre ein jeder Mensch ein Philosoph, so wäre die Diversität der Welt gestört. Der Mensch hat nun einmal die Möglichkeit dazu, so unterschiedlich zu werden, wie es nur möglich ist. Das Tier hat nicht diese Bestimmung. Der Löwe bleibt Löwe, egal was er tut. Es ist also ein innerer Entwicklungsprozess, der den Menschen antreibt. Nicht jeder Mensch entwickelt sich zum Philosophen und dies ist auch gut so. Doch sind einige Qualitäten, die den Philosophen auszeichnen, für jeden Menschen von Belang. 
Sieh, der Philosoph ist nicht nur ein Mensch, der gute Fragen stellen kann. Sicherlich ist er hierzu auch in der Lage. Der Philosoph ist aber auch in der Lage dazu zu erkennen, wann es angebracht ist, bestimmte Fragen zu stellen.»
phil: «Du meinst, dass der Philosoph auch auf die Gefühle des anderen Menschen achten solle?»
sophia: «Nun, auf die Gefühle zu achten, ist eine Frage des Menschseins. Natürlich soll der Philosoph auch auf die Gefühle achten. Jedoch geht es dem Philosophen auch um eine gute Argumentation. Und jede Argumentation wird nichtig, wenn der Argumentationspartner nicht bereit ist, zuzuhören.»
phil: «In deinen Worten steckt Wahrheit. Ich beobachte es auch bei mir. Oft will ich bereits einen Gedanken äußern, da der andere noch gar nicht zu Ende gesprochen hat. Aus Höflichkeit lasse ich meinen Gesprächspartner zu Ende reden, doch geht es mir mehr um meine Argumente. Auch wenn ich nicht werten möchte, so verfalle ich doch in Ehrgeiz meine Wahrheit erklingen zu lassen.»
sophia: «Du bist nicht allein mit diesem Bestreben. Jeder möchte Schönheit aussprechen und weitertragen. Nur achte auch darauf, dass jede Schönheit hässlich werden kann, wenn sie erzwungen wird. Auch die schönste Schönheit muss gewollt werden, sonst ist ihre Kostbarkeit hinfällig.»
phil: «Wie erkenne ich aber, was Schönheit für die Welt bedeutet und was nicht?»
sophia: «Darin liegt für mich eine Aufgabe der Philosophie. Herauszufinden, welches Maß die Schönheit wahren muss, um schön zu bleiben. Und auch, welches Risiko eine jede Tätigkeit haben darf. Noch spannender wird es, wenn wir darüber nachdenken würden, welches Risiko wir bereit wären einzugehen, wenn uns die schönste aller Schönheiten dadurch zu Teil werden würde.»

– Aus: Spirituelle Metaphysik von Tristan Nolting (2023)

Folgender Blogbeitrag ist als Einleitung zum von mir verfassten Essay „Der Biopsychosoziale Code – Sprache der Medizin des 21. Jahrhunderts“ gedacht. Der Essay ist seit heute (1. Dezember 2022) sowohl als Open-Access auf ResearchGate verfügbar als auch in Buchform bei Tredition erhältlich. Bei einem Buchkauf freue ich mich natürlich riesig über die Unterstützung!


Kurzinfos:

Bestellen bei Tredition / Lesen bei ResearchGate
Auch erhältlich bei: Amazon | Thalia | Hugendubel | buecher.de & Co.

Titel: Der Biopsychosoziale Code – Sprache der Medizin des 21. Jahrhunderts
Kosten: Softcover 33€ / Open-Access kostenfrei
Veröffentlichung: Tredition / ResearchGate
ISBN: 978-3-347-78779-7 (Taschenbuch)
Cover: Kerstin Nolting
Seitenzahl DIN A4 (exkl. Literaturverzeichnis): 66
Wörter (exkl. Literaturverzeichnis): ca. 16.200
Quellen: ca. 150
Veröffentlichungsdatum: 1.12.2022

Die Zusammenfassung zum Essay lautet:

„Der vorliegende Essay soll drei verschiedene Medizintheorien vorstellen: Biomedizin, Psychosomatik und Biopsychosoziale Medizin (BPSM). Nach eingängiger Erläuterung der Stärken und Schwächen jedes Modells wird ein Vorschlag für eine einheitliche logische und semantische Biopsychosoziale Sprache gemacht, da die BPSM als derzeit kohärenteste Theorie von Gesundheit und Krankheit verstanden wird. Das fehlende Begriffssystem der Biopsychosozialen Medizin stellt die derzeit größte Herausforderung bei dieser Medizintheorie dar. Die Überwindung der Sprachbarriere zwischen Therapeut und Patient könnte nicht nur auf theoretischer, sondern auch auf praktischer Ebene zu verbesserten Behandlungsergebnissen führen, da die Kommunikation eine Schlüsselrolle im Gesundheitssystem einnimmt. Die Biopsychosoziale Medizin bietet überdies die Chance, Gesundheit nicht nur auf individueller, sondern auf kollektiver Ebene zu fördern.“


Einleitende Gedanken zum Essay

Der Psychoneuroimmunologe Prof. Dr. Dr. Christian Schubert hat im September 2021 den Nagel auf den Kopf getroffen: Die Corona-Pandemie ist die größte Krise der westlichen Medizin!

Es gibt bisher keine treffendere Beschreibung für die Entwicklung der letzten zwei Jahre. Die Corona-Pandemie hat uns ganz offensichtlich aufgezeigt, dass unser Menschenbild und unsere Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit unzureichend sind. Wie unter dem Brennglas ist dies für den No-COVID-Ansatz sichtbar geworden, den nahezu alle westlichen Regierungen weltweit (mehr oder weniger streng) umgesetzt haben. 

Anhänger von No-COVID behaupten noch heute, rigorose Maßnahmen seien im Bereich Public Health sinnvoll und notwendig, um das Virus auszulöschen, jedoch nicht streng genug umgesetzt oder eingehalten worden. Rigorose Maßnahmen seien wiederum überhaupt erst nötig gewesen, weil das Virus der unsichtbare Feind sei, der in vielen Fällen Todesfälle fordere oder zumindest bei einem großen Teil der Betroffenen Long-COVID auslösen würde. Deswegen – und das ist ja klar – dürfen Maßnahmen, egal was für Folgen sie mit sich bringen könnten, nicht hinterfragt werden. Wer es doch gewagt hat, der wurde unweigerlich als unseriös oder unwissenschaftlich diskreditiert.

Auch wenn schon zuvor kaum ernstzunehmende Argumente für den No-COVID-Ansatz zur Verfügung standen, hat sich die Sinnhaftigkeit seit den Vorfällen in Shanghai endgültig in Luft aufgelöst.

Doch wer sich die Prämissen dieser Ideologie genau angesehen hat, dem ist schon zuvor die einfältige und gar fragwürdige Argumentation aufgefallen: Im Weltbild der No-COVID-Anhänger ist Medizin dem Bereich der Biologie untergeordnet, muss empirisch-messbar und verifizierbar und alles außerhalb dieses Blickwinkels ist irrelevant oder unsinnig. Hier wird eine sehr reduzierte Form des biomedizinischen bzw. pathogenetischen Modells von Robert Koch angewandt, das sich wiederum auf Erkenntnisse des Philosophen René Descartes stützt. Im Cartesianismus gelten Körper und Geist als grundsätzlich getrennt.

Dieser fundamentale Dualismus hatte zu seiner Zeit (im 17. Jahrhundert) durchaus eine Berechtigung, da so Wissenschaftler vor der Deutungshoheit der Kirche eine Rechtfertigung körperlicher Forschungszwecke erreichen konnten. Was heute gerne vergessen wir: Wissenschaftler mussten sich schon immer gewissen Dogmen beugen, noch im Jahr 1799 wurde der Philosoph Johann Gottlieb Fichte von seiner Professur entlassen, weil er als Atheist in Verruf geraten war. Und heute ist es nicht unbedingt anders: Wer sich gegen das vorherrschende wissenschaftliche Dogma stellt, der wird aus der „scientific community“ ausgeschlossen.

Diese auf biologische Lehrmeinungen fixierte Denkweise verwundert umso mehr, wenn bedacht wird, dass wissenschaftlicher Fortschritt immer nur durch neue integrative Theorien möglich war, die bestehende Dogmen abgelöst haben. Ein Vorreiter dieser Überzeugung war übrigens kein geringerer als der österreichisch-britische Wissenschaftsphilosoph Sir Karl R. Popper.

Aber kommen wir zurück zur Medizin: Durch Descartes wurde der Geist das Monument der Kirche (zumindest bis zur Entstehung der Psychologie), während die empirischen Wissenschaften, genauer gesagt die Medizin, einen neuen Forschungszweig entwickeln konnten: die Humanbiologie. 

Die Trennung der einzelnen Wissenschaftsdiziplinen hatte zu Zeiten von Descartes also Sinn und Funktion, doch mit dem heutigen Wissen, was der Menschheit zur Verfügung steht, gibt es keine Rechtfertigung mehr, den biologischen Bereich von dem öko-sozialen oder psychologischen Bereich zu entfremden, gar vorzuziehen. Es ist generell fragwürdig, wie Wissenschaftler (insbesondere Labormediziner) ihre Ergebnisse als allgemeingültig und unumstößlich erachten können, ohne den Bezug zu anderen Disziplinen herzustellen. 

Das Problem der Denkweise heutiger Wissenschaftler liegt demnach in der Prämisse über die Trennung der verschiedenen Bereiche des menschlichen Erlebens. Es ist für die meisten heutigen Biomediziner unvorstellbar, dass die verschiedenen Teilbereiche menschlichen Erlebens trotz ihrer Unterschiedlichkeit alle zur gleichen Wirklichkeit des Menschen gehören. Relevante Beispiele, die dieses Argument untermauern, sind etwa die System-Theorie, die Epigenetik, das psychoneuroimmunologische Modell oder die Darm-Gehirn-Achse.

Auch die heute das Weltbild von Medizinern dominierende Biomedizin (dazu zählen auch Virologen, Epidemiologen & Co.) lässt sich auf individueller wie kollektiver Ebene als unzureichend bezeichnen. Zur Überwindung der derzeitigen medizinischen Krise von epochaler Bedeutung ist eine postmaterialistische Zeit der Aufklärung notwendig, die die vorhandenen Dogmen überwindet und die verschiedenen Wirklichkeitsebenen des Menschen wieder zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenführt. Ein Scheitern dieses Vorhabens könnte nicht weniger als den immer weiteren Verlust der Anbindung des Menschen an die Wirklichkeit bedeuten und damit eine (bereits seit längerer Zeit bestehende aber) immer weitere Zunahme an sichtbaren chronischen (!) Krankheitssymptomen, ohne, dass Mediziner dem etwas entgegenzusetzen hätten.

Erfreulicherweise gibt es bereits alternative Lösungen zum rein materialistisch- und körper-fixierten Ansatz der Medizin: Die Biopsychosoziale Medizin (BPSM).

Die vom amerikanischen Internisten George L. Engel aufgestellte und durch Pionierarbeit im deutschsprachigen Raum von Prof. Dr. Josef Egger unterfütterte Theorie wird heute von vielen Wissenschaftlern als ideales Leitbild der Medizin beschrieben, teilweise sogar als kohärenteste Medizintheorie bezeichnet, aber leider kaum angewandt. Dabei leistet die Biopsychosoziale Medizin nicht weniger als die Überwindung des Leib-Seele-Problems durch die Integration verschiedenster Modelle wie die System-Theorie und das psychoneuroimmunologische Modell. 

In der Biopsychosozialen Medizin wird der Mensch im Kontext eines hierarchischen Systems betrachtet, welches sich von Mikrokosmos bis Makrokosmos erstreckt. Der Mensch steht somit wieder einmal im Mittelpunkt, diesmal aber ohne sich seiner Verantwortung entziehen zu können.

Der Mensch wird im Weltbild der BPSM als Beziehungslebewesen in einem natürlich-hierarchischen System definiert. Dieser medizinische Anthropozentrismus beweist auf wissenschaftlicher Ebene die Fähigkeit des Menschen, sich um sein eigenes „System“ kümmern zu können. Die Gesundheit des Menschen ist hier nämlich kein fester Zustand, sondern eine Fähigkeit, die immer wieder neu geschaffen werden muss. Dabei beschränkt sich Gesundheit nicht auf einen einzelnen Bereich, sondern wird gleichsam als biologisch, psychologisch und öko-sozial anerkannt. Es gibt so auch keine psychosomatischen und nicht-psychosomatischen Erkrankungen, sondern allein solche Erkrankungen, die sich parallel in allen Wirklichkeitsebenen abspielen.

Die BPSM ist nicht irgendeine philosophische Idee, sondern eine theoretisch und praktisch konsistente Medizinperspektive: Ein heute standardmäßig als psychische Erkrankung diagnostiziertes Leiden geht immer auch mit biologischen und öko-sozialen Symptomen einher. Selbiges gilt für biologische und öko-soziale Erkrankungen. 

Unzählige Forschungsarbeiten untermauern die theoretische Validität und den praktischen Nutzen der BPSM. Doch wieso wird sie bisher nicht angwandt, gar für eine seit Jahrzehnten erkannbar unvollständige Medizintheorie missachtet?

Es hat in der Wissenschaftsgeschichte immer einige Zeit gedauert, bis alte Erkenntnisse neue abgelöst haben. So könnte es auch noch einige Zeit dauern, bis Mediziner ihre eigenen Prämissen und die vorhandenen Lehrmeinungen hinterfragen. Doch je schneller Wissenschaftler sich in der von Karl R. Popper geforderten Demut üben, desto mehr Schaden könnte von der Gesellschaft abgewendet werden.

Wissenschaftler sind nicht die Verantwortlichen, wenn es darum geht, bestehende gesellschaftliche Probleme zu lösen. Oder zumindest sollten sie es nicht sein. Doch sie sollten notwendige Impulse liefern, die den Menschen in seinem Wesen fördern. Denn zum Menschen gehört noch viel mehr, als nur die Suche nach der objektiven Wahrheit. Und darum ist es unvermeidbar, dass jeder Mensch sich um sein Schicksal, seine Gesundheit, seine Beziehungen kümmert.

Ein wichtiger Meilenstein zur Verwirklichung dieses Ideals könnte eine Biopsychosoziale Sprache sein, die Mediziner und Patienten gleichermaßen verstehen können. Meine Überlegungen zu diesem Thema habe ich in meinem 60 Seiten ausführlichen Essay „Der Biopsychosoziale Code“ dargelegt.

Im Grunde genommen bietet eine neue Sprache in der Medizin eine Chance, die dualistische Trennung zwischen Körper und Geist zu überwinden. So würde das Gesundheitssystem nicht mehr primär den Körper behandeln, sondern das Wechselspiel zwischen Körper, Geist und Umwelt. Es würde nicht mehr der „Abgrund der Kausalitäten“ verfolgt werden, wie der englische Arzt Thomas Sydenham es bezeichnet hat, sondern die Zusammenhänge wären entscheidend bei der Aufrechterhaltung von Gesundheit. So könnten pathogenetische Begriffe wie Stress, Schmerz und Trauma genutzt werden, die von Patient und Arzt gleichermaßen biologisch, psychologisch und soziologisch verstanden und angewandt werden können. Einen Impuls für eine neue Sprache der Medizin findet sich in „Der Biopsychosoziale Code“.

So oder so, an der Medizin des 21. Jahrhunderts muss sich etwas ändern. Ansonsten droht sie den Hippokratischen Eid und das daraus stammende Prinzip nihil non nocere („Zuerst nicht schaden.“) endgültig zu verraten, vielleicht sogar mehr Schaden anzurichten, als zu verhindern. 

Was, wenn nicht die Dramaturgie der COVID-19-Pandemie könnte uns dazu ermutigen, andere Wege einzuschlagen?


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Das Universum muss in einem Labor entstanden sein. Ein solcher Eindruck könnte zumindest entstehen, wenn die Wissenschaft und im speziellen die Medizin des 21. Jahrhunderts genauer unter die Lupe genommen wird.

„Erkenntnisse“ über den Menschen und seine Umwelt werden im 21. Jahrhundert präferiert in einem kleinen weißen Raum gewonnen, der bis auf den Grund sterilisiert wurde, um potentielle Störfaktoren zu eliminieren. Nur in kleinen transparenten Behältern – Petrischalen mit Nährböden – wird dem Leben noch zugestanden, wachsen zu dürfen. Aber eben nur in dem Maße, wie es für die eigenen Forschungszwecke gestattet ist. Ansonsten hat das Phänomen Leben innerhalb dieses empirisch orientierten Mikrokosmos keine Bewandnis mehr. 

Doch welche Geheimnisse wird der Makrokosmos schon über sich offenbaren, wenn der Mikrokosmos nur innerhalb der Erwartungen des Menschen über Objektivität existierten darf? Wie hoch ist der Wahrheitsgehalt von Beobachtungen, die nicht in der natürlichen Umwelt stattfinden, sondern nur unter kontrollierten Bedingungen? Und welche Argumente gibt es für eine Wissenschaft, in der die Natürlichkeit nicht an den Randbereich der Existenz verbannt wurde? Dies gilt es zu erörtern.

Die Etablierung der Laborwissenschaften ist eine logische Folge der begrenzten Sinneswahrnehmungen des Menschen: Die verschiedenen blinkenden Apparate wie Mikroskope, Elektrophoresen und Zentrifugen sollen helfen, die Sinneswahrnehmungen zu erweitern, um noch genauer beobachten und messen zu können. Die morderne Wissenschaftsgeschichte erscheint zugleich als eine zunehmende Priorisierung der Empirie gegenüber der Logik. Ein Fakt gelte nur als gesichert, wenn wiederholbare Experimente verlässliche Prognosen über das Ergebnis ermöglichen. Einwände theoretischer Art seien demgegenüber in der Praxis kaum relevant und werden meist eher als störend empfunden. Von Gedankenexperimenten und Analogieschlüssen erwarten bis auf einige wenige Philosophen kaum Empiriker einen Erkenntniswert. Aber warum eigentlich?

Mit der Etablierung der Medizin als Naturwissenschaft ist das Interesse an dem Außergewöhnlichen, dem Mysteriösen und Unberechenbaren verloren gegangen. In unserer heutigen Zeit glauben wir bereits alles zu wissen, weil wir alles objektivieren können. Die Prozesse und Phänomene im körperlichen wie seelischen Erleben werden hier bis auf ihre Bestandteile zerlegt und analysiert. Letztlich wird dadurch die Biologie nicht zu Chemie oder Physik reduziert, sondern im tiefsten Kern eine angewandte Mathematik. Der Mensch erfährt Heilung nicht (mehr) durch göttliche Gnade, energetische Kräfte oder durch unvorhersehbare Ereignisse wie Spontanheilungen, sondern durch einen binären Code, der sich durch das Leben zieht. 

Der Mechanismus als lineare Kette von Kausalitäten macht den Menschen selbst in Bereichen wie Religion und Psychologie zu einer Maschine, wo doch eigentlich das Wunder der Lebendigkeit im Zentrum steht. Übrig bleibt dann nur ein seelenloser Apparat, ein zufälliger Haufen an Zahlen, der sich zwar unerklärlicher Weise eigenständig zusammenfügen und erhalten kann, der aber abseits davon vollkommen erfassbar und verstehbar ist. 

In manchen wissenschaftlichen Paradigmen wie der Systemtheorie oder der Verhaltensbiologie wird vom Menschen als eine Blackbox gesprochen. Das bedeutet, dass äußere Merkmale erkennbar und interpretierbar sind, innere Strukturen jedoch nicht bekannt oder zu komplex, um sie zu postulieren. Das reine Labor erscheint demgegenüber aber eher als eine „Whitebox“. Während dem Forscher im Labor alles bekannt und durchdacht ist, sind die Erkenntnisse, die dort gewonnen werden in keiner Weise auf die Außenwelt übertragbar. Alles, was nicht kontrollierbar ist, wurde schließlich aus diesem Raum verbannt. Und damit sind die Methoden, die dort angewandt werden können, fundamental verschieden von der Wirklichkeit, wie sie für jeden Menschen erfahrbar ist. 

Leben als Phänomen passiert schlicht, es wird jederzeit neu geschaffen, ist jedoch viel zu komplex, um auf einfache mathematische Gleichungen reduziert zu werden, die letztlich den Zweck erfüllen sollen, Prognosen über den Menschen und seine Umwelt anzustellen. Es ist erkenntnistheoretisch durchaus zu hinterfragen, ob der Mensch jemals relevante Erkenntnisse über das Thema Medizin erlangen kann. Jedes Modell – und so es noch so ausgetüftelt – bietet nämlich nur ein sehr kleines und limitiertes Abbild der Wirklichkeit, denn die Komplexität der Wirklichkeit muss hierbei sehr stark reduziert werden.

Hinzu kommt, das Heilung kein Prozess ist, der mit herkömmlichen Mitteln erzwungen werden kann. Dies sehen wir am gescheiterten Versuch der Biomedizin, die Behandlungserfolge zu verbessern, während die Behandlungskosten immer weiter steigen. Heilung wird weder physisch noch psychisch erlangt – es ist viel wahrscheinlicher, dass Heilung ein Phänomen ist, das außerhalb dualistischer Konzepte stattfindet. Eine Lokalisierung im Bewusstsein oder Unterbewusstsein, im Körper oder Geist, in Empirie oder Theorie, in Mensch oder Umwelt, in Individuum oder Gesellschaft ist schlicht unmöglich. 

Es ist gerade die Grenzerfahrung, in der der Mensch sich selbst entdecken und erfahren kann, die ihm einen neuen Wert für sein Leben bietet und ihn zu erstaunlichem befähigt. Das Labor hat diesen Wert verloren, hier wird der Mensch in seinen Kräften beschnitten und dadurch in den Nihilismus gedrängt. 

Da auch das Universum nicht in einem Labor entstanden ist, sollte auch der Mensch nicht von dort aus betrachtet werden. Eine menschengemachte Medizin sollte eine menschengerechte Medizin sein. Sie gehört wie Gesundheit generell in die Hand des Individuums, nicht des Spezialisten. Nur so kann der Polarisierung und dem zunehmenden Verlust des Animismus in der Medizin entgegengewirkt werden. Mit einer Kritik des reinen Labors.

P. S. der Titel ist an Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft angelehnt. Bei getabstract gibt es eine Zusammenfassung des philosophischen Werkes. Das bahnbrechende an Kants Gedanken war, dass er zwar argumentiert hat Konstrukte außerhalb der Sinneswelt (z. B. Liebe, Gott) können mit dem Verstand nicht bewiesen werden, müssen aber trotzdem gedacht werden. Damit hat Kant den Grundstein für den deutschen Idealismus gelegt und eine Einführung des Animismus in die Philosophie ermöglicht. Auch wenn die Philosophie wieder davon abgekommen ist, so ist eine Revolution in der heutigen Wissenschaft ebenso notwendig wie sinnvoll. Der Geist als Gegenbegriff zur Materie bietet Orientierung in einer zunehmend komplexer werdenden Welt.


Weitere Informationen

► Mein neuestes Buch: COVID-19 aus biopsychosozialer Perspektive
► Mein Buch: Die Würde des Ungeimpften
► DENK MAL Podcast auf Spotify
► Interview mit Gunnar Kaiser
► Interview mit Aurora Caeli 


DENK MAL Podcast

DENK MAL an Philosophie & Spiritualität ☼☾

Dieser Podcast ist ungewöhnlich, denn hier geht es ums Ganze. In spannenden Folgen sollen die Ideen unterschiedlichster Denker der Philosophie und Spiritualität deinen Horizont bereichern und ein Bild von Lebendigkeit und Beseeltheit erschaffen. Sei es nun zum Thema Gesundheit, Natur oder Selbsterkenntnis – alles hängt zusammen.

Außerdem wird Tristan dir ganz persönliche Geschichten und Erlebnisse aus seinem Leben erzählen. Was hat ihn zu dem tiefgründigen und spirituellen Menschen werden lassen, der er heute ist? Antworten dazu findest du in diesem Podcast oder auf seiner Webseite.

Aber keine Sorge, dabei kommst du nicht zu kurz. Die verschiedenen Perspektiven, die dir beim DENK MAL Podcast geboten werden, sollen DICH zum Reflektieren anregen. Was wäre all dieses Wissen wert, wenn du es nicht anwendest?

☼ Setz dich in Bewegung und die Welt mit dir! ☽

Heute hat mich die Meldung erreicht, dass Christian Rätsch von uns gegangen ist. Er ist wohl im Alter von 65 Jahren einem Magengeschwür erlegen. Auch wenn ich diesen Menschen nie persönlich kennenlernen durfte, hat er mich in meiner spirituellen Entwicklung stark beeinflusst. Ohne ihn wäre mein Leben vielleicht vollkommen anders verlaufen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

Christian Rätsch war ein ganz besonderer Mensch, der auch vom Auftreten her eine magische Wirkung bei Menschen entfaltete. Mit bunten, im Stil von Naturvölkern gestickten Outfits und langen grauen Haaren erinnerte er immer ein bisschen an die Hippie-Bewegung der 1960er-Jahre. Die Verbindung ist dabei nicht zu übersehen: Sowohl der Forscher als auch die Hippies waren fasziniert von der Substanz LSD (dessen Urvater, der schweizer Chemiker Albert Hoffmann, er noch persönlich kannte).

Trotz seines eigentümlichen Auftretens war Christian Rätsch Vollblut-Wissenschaftler. Wie kaum ein anderer hat er den Rausch durch bewusstseinserweiternde Substanzen in verschiedenen Kulturen untersucht. Dazu zählen unter anderem auch die Lakandonen-Indianern im südmexikanischen Urwald, bei denen er mehrere Jahre zu Forschungszwecken lebte. Das Ergebnis seiner fruchtbaren Forschung waren unter anderem zahlreiche Bücher, die ich alle nicht missen will: Abgründige Weihnachten, die Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Ayahuasca, Räucherstoffe u.v.m.

Sein Wirken hat ihn vermutlich zu dem bekanntesten Drogenforscher Deutschlands gemacht. Als er kurz vor seinem Tod im September 2022 den zweiten Band von „Die Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen“ vorgestellt hat und gefragt wurde, was nun sein Wunsch sei, antwortete er: Ich muss nie wieder ein Buch schreiben!

Ich habe sein Wissen und seine humorvolle Art das erste Mal schätzen gelernt, als er bei Stefan Raabs TV Total ein Millionenpublikum verzaubert hat. Dass alle Welt Christian Rätsch als Menschen schätzt und sein Andenken ehrt, freut mich wirklich sehr.

Der SPIEGEL schreibt über Rätsch:

Er schrieb zahlreiche Bücher und war ein Grenzgänger zwischen Wissenschaft und Schamanismus: der akademischen Gemeinde zu esoterisch – und den Esoterikern zu wissenschaftlich.

Sein Verlag (AT) schreibt:

Christian Rätsch hat sich in herausragender Weise um die Rauschkunde und Drogenaufklärung verdient gemacht. Seine Veröffentlichungen zu Schamanismus, Magie und Mystik indigener Kulturen, zu Botanik, Bewusstseinserweiterung und -veränderung sowie zu Reisen in Anderswelten sind einzigartig, von unerreichter Kompetenz und Qualität.

Christian Rätsch wird für mich immer ein Vorbild bleiben. Er hat wie kaum ein anderer mein Interesse an den Themen Bewusstsein, Psychedelika und Rausch geweckt.

Der SPIEGEL hat ihm mit dem Begriff „Grenzgänger“ in meinen Augen ein großes Kompliment gemacht. Denn er war ein Pionier mit eigenem Kopf, welcher der Welt ein Stück weit dabei geholfen hat, sich selbst besser zu verstehen. Denn für ein wirkliches Verständnis des Menschen, der Natur und des Kosmos sind sowohl Wissenschaft als auch Esoterik gleichermaßen notwendig.

Ich muss gestehen, ich hätte ihn gerne kennengelernt. Aber ich weiß, dass er nicht verschwunden ist. Wachen Auges blickt er auf diese Welt, teilt sein Wissen mit uns und spricht seine Schutzzauber vom Jenseits aus.

Danke, lieber Christian, für alles! Seiner Frau Claudia Müller-Ebeling und den Angehörigen wünsche ich viel Kraft in dieser Zeit des Abschieds.

P. S. Am Montag, den 19. September habe ich angefangen ein Buch zu schreiben, in welchem unter anderem die wichtige Rolle von Christian Rätsch in meinem Leben aufgezeigt wird.

Als hätte ich es irgendwie geahnt.

«Das Tiny-House-Movement ist aus der Philosophie des Minimalismus geboren und bezeichnet eine Gruppe von Menschen, die sich dem suffizienten Wohnen und Leben verschrieben haben. Suffizienz ist hier im Sinne der Soziologie und Nachhaltigkeit als ein Wandel in Richtung des genügsamen und einfachen Lebens gemeint.[i] In Amerika hat dieser Wohntrend schon in den 1920er Jahren begonnen und sich nach der Finanzkrise 2008 manifestiert. In den letzten Jahren hat dieser Trend noch einmal einen kräftigen Aufschwung erhalten, weswegen es sogar Serien wie Tiny House Nation[ii] gibt, die Einblicke in Bau und Beschaffenheit der modernen Mini-Häuser bieten. Minimalisten und Tiny-House Verfechter erstreben durch diesen Rückzug ins einfache Leben auch einen Verhaltenswandel zur Abkehr von der Ausbeutung und Zerstörung des Planeten Erde. Tatsächlich gibt es, so empfinde ich es, gute Hinweise darauf, dass ein gemäßigter Lebensstil, zu dem ich das Tiny House als Faktor hinzuzähle, die Gesellschaft positiv beeinflussen kann. Insofern ist es durchaus erstrebenswert und sinnvoll, das Tiny House auch im Sinne der Kommune vorzustellen.

Ich möchte mit einem Definitionsversuch starten. Typische Tiny Houses (wörtlich: „winzige Häuser“) weisen eine Größe von 15-45 m2 auf, in Amerika dürfen sie hingegen nicht mehr als 37 m2 Fläche aufweisen. Es gibt feste Häuser, genauso wie es zirkuswagen- oder wohnwagenähnliche mobile Tiny Houses gibt. Bisher gibt es in Deutschland noch sehr viel weniger gesetzliche Bestimmungen als in Amerika (was vielleicht gar nicht unbedingt schlecht ist). Fest steht jedoch, dass mobile Tiny Houses natürlich an den Straßenverkehr angepasst sein müssen, sie dürfen als beispielsweise nicht breiter als 2,55m sein. 

Wegen der kleinen Größe der Häuser hat sich eine ganz eigene minimalistische Baukunst entwickelt. So wird versucht, möglichst viel an Platz zu sparen, damit die Bewohner noch genügend Freiraum für sich oder sogar für ihre Familie haben. Es kommt nicht selten vor, dass Tische ausgeklappt werden und Treppen nach oben in den Loft (wo meist das Schlafzimmer liegt) verschiebbar oder zusammenbaubar sind. In manchen Fällen sind die Anwender sogar so kreativ, dass Möbel kombiniert werden (etwa die Treppe und das Bücherregal. Wie das aussieht wirst du bestimmt auf deiner liebsten Streamingplattform entdecken können. 

Natürlich haben Tiny Houses auch all das, was normale Häuser haben: Sanitäranlagen, Schlafzimmer, Wohnzimmer, Küche (mit Dusche oder seltener auch Badewanne), Elektronik … nur eben alles sehr viel kleiner. Durch die Größe wird der Tiny House Besitzer schnell zum pragmatischen Erfinder, wird aber auch schnell dazu gebracht, unnötigen Krempel zu entsorgen und sich auch nicht neu zu kaufen. Im Tiny House kann nur das genutzt werden, was wirklich gebraucht wird. Anstatt 30 verschiedene Jacken zu haben, sind hier vielleicht nur 3 sinnvoll (oder möglich). Anstatt 50 Steckdosen hat man hier eben nur zehn. Anstatt drei Arbeitsplatten passt hier nur eine Arbeitsplatte hinein. Wer an einem Tiny House für sich selbst interessiert ist, der sollte dies bedenken. Es kann manchmal ganz schön eng werden.

Was kostet ein Tiny House denn eigentlich? Einen einheitlichen Preis gibt es tatsächlich nicht, dies ist auch von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich und natürlich von den Anforderungen abhängig. Teurer als 100.000€ sollte ein Tiny House mit kompletter Ausstattung auf jeden Fall nicht sein. Eine Ausnahme sind möglicherweise nachhaltige Bauarten, die auch erneuerbare Energien verwenden (Solaranlagen) und Off-Grid-Möglichkeiten einbauen (Selbstversorgungsmöglichkeiten wie Regenwassergewinnung und -nutzung). Es gibt jedoch auch Anbieter, die voll ausgestattete Tiny Houses im Preis von 30.000€ bis 50.000€ verkaufen. Der Preis kann noch einmal deutlich fallen, wenn die Einrichtung selbst eingebaut wird. Hinzu kommt, dass manche Anbieter auch die Möglichkeit geben, selbst an dem Tiny House anzupacken. Das hat nicht nur einen Erlebniswert, sondern führt auch zur höheren Wertschätzung und geringeren Kosten. Es kommt natürlich bei den Kosten auch darauf an, wer den Kredit vergibt und wie viel bereits angespart wurde. Grundsätzlich gibt es jedoch bereits Banken in Deutschland, die einen Tiny House Kredit auf bis zu zehn Jahre vergeben. Wer ein Tiny House ernsthaft in Erwägung zieht, der sollte sich gut überlegen, welche Möglichkeiten in Betracht gezogen werden. Denn die Schwierigkeit beim Kauf einen Tiny Houses liegt – zumindest in Deutschland – nicht unbedingt an der Finanzierung oder in der Herstellung, sondern im Grundstück.

Tiny House Grundstücke sind bisher rar gesät. Es gibt inzwischen zwar einige Anbieter von Tiny House Siedlungen, bei denen Tiny House Besitzer ein Grundstück pachten oder kaufen können, allerdings sind diese Grundstücke meist nicht nur extrem klein, sondern auch nicht unbedingt in einer guten Lage. Zugegeben, wer ein Tiny House kaufen möchte, hat meist den Hintergedanken, ein eher ländliches Leben zu führen. Dennoch würde ich für mich immer eine Anbindung an eine nächstgrößere Stadt in mindestens einer Stunde Entfernung wünschen. Hinzu kommt, dass es schnell ziemlich kompliziert werden kann, wie das das Grundstück gekauft wird. Ich habe bisher noch keinen Kredit gefunden, der den Kauf von Tiny House und Grundstück gemeinsam ermöglicht, sodass beides in der Regel eher als einzelne Kredite finanziert werden muss (Ergänzung 17.09.22: Es gibt den Kredit von der Ethik-Bank, bei der dies ermöglicht wird, jedoch ist die Summe auf 125.000€ beschränkt, womit in mancher Hinsicht Abstriche gemacht werden müssten). In dem inzwischen nicht mehr überschaubaren Dschungel an Bürokratie in Deutschland können Tiny-Begeisterte und Minimalisten schnell einen Dämpfer verpasst bekommen, wenn es um den Wunsch geht, sich ein Tiny House zu kaufen. 

Mit der folgenden Checkliste möchte ich die notwendigen Schritte auflisten, die der Wunsch eines Tiny Houses mit sich zieht:

Checkliste

  1. IST-Zustand erfassen
  2. Bei Tiny-Anbietern informieren & Probewohnen
  3. Wünsche und Anforderungen formulieren
  4. Finanzierung und Kosten klären
  5. Passendes Grundstück suchen 
  6. Kredit prüfen und Vorhaben mit der Bank klären
  7. Zweite Meinung bei Familien & Freunden einholen
  8. Auftrag erteilen

Der Vorteil, den ein Tiny House bietet, lässt sich nicht nur langfristig über Nachhaltigkeit und Suffizienz berechnen. Ein Tiny House kann zudem als passives Einkommen dienen, indem Interessierten ein Probewohnen und eine Urlaubsherberge im Tiny House Stil ermöglicht wird. Wer weiß schon, ob Tiny Houses nur ein Trend bleiben oder langfristig das Zusammenleben revolutionieren? Im Tiny House zu wohnen ist jedenfalls eine Erfahrung, die ich jedem empfehlen möchte. Vielleicht ist es auch für bestimmte Menschen gar nichts. Auch ich werde vermutlich nicht für immer in einem Tiny House wohnen. Aber ich möchte auch einfach wissen, ob ein solches bescheidenes Leben nicht auch glücklicher macht.

In Bezug auf die Kommune halte ich dieses Konzept (bisher) für sehr geeignet. Die Größe des Hauses sorgt eh dafür, dass sich Menschen mehr außerhalb ihrer vier Wände aufhalten. Dadurch kann die Gemeinschaft mehr Zeit am Lagerfeuer oder im Gemeinschaftsraum (der durchaus größer sein darf) verbringen. Ich glaube auch, dass Menschen, die sich zusammenschließen und die verschiedensten Fähigkeiten haben, in der Lage sind, selbst handwerklich tätig zu werden und Tiny Houses zu bauen und zu pflegen. 

Sind Tiny Houses das Konzept der Zukunft? Nun, es mag hart klingen, aber in vielen Metropolen und Großstädten der Welt wohnen die Menschen bereits auf ähnlicher m2-Größe und zahlen einen irren Preis. Mir scheint es so, dass der Immobilienmarkt immer skrupelloser wird. Zudem haben diejenigen Menschen einen Vorteil, die eine Immobilie abbezahlen, da Wohnen zur Miete – verzeih mir diesen Ausdruck – rausgeschmissenes Geld ist. Natürlich sind Investitionen immer mit Risiken verbunden, aber wer sich ordentlich informiert, hat gute Chancen, ein Grundstück und ein Tiny House für unter 100.000€ zu finden, sodass nicht für den Rest des Lebens ein Kredit getilgt werden muss und eine gewisse Sicherheit aufgebaut werden kann. Und wer nach einigen Jahren kein Gefallen mehr an Tiny Houses findet, der kann die winzigen Häuser eben wieder verkaufen oder an Interessierte vermieten.

Es gibt kein Patent-Rezept für zufriedenes und nachhaltiges Wohnen, aber Tiny Houses – so finde ich – bieten eine gute Gelegenheit, herauszufinden, wie dies aussehen kann. Ob eine Kommune letztlich auf Tiny Houses zurückgreift liegt auch an den eigenen Ressourcen und Wünschen, die eingebracht werden. Ein Tiny House ist definitiv mehr als eine zeitlich begrenzte Lösung. Es bietet den Charme eines heimeligen Wohnens und macht bewusst, was die wirklich wichtigen Dinge im Leben sind. Daher wird dieser Trend auch nicht allzu bald von der Bildfläche verschwinden. Da bin ich mir sicher.»

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Quellen

[i] Felix Ekardt. (2016). Suffizienz: Politikinstrumente, Grenzen von Technik und Wachstum und die schwierige Rolle des guten Lebens. Soziologie Und Nachhaltigkeit, 2(1). https://doi.org/10.17879/sun-2016-1755

[ii] Netflix (2021). Tiny House Nation USA. Online Verfügbar. https://www.netflix.com/de/title/81016914

In diesem kurzen Beitrag möchte ich eine wissenschaftsphilosophische Anregung zur Virustheorie geben. Wie sicher sind wir uns über jene Forschungsfelder, die wir nicht mit unseren Sinnesorganen wahrnehmen können? Ausgehend von den Leitideen der modernen Physik soll in diesem Beitrag die Biologie neu gedacht werden.

Jedem Physiker ist der Welle-Teilchen-Dualismus aus der Quantenphysik ein Begriff. Quantenphysikalische Phänomene wie der Laser sind heute aus der Moderne (beispielsweise in Kommunikationsgeräten wie Smartphones) nicht mehr wegzudenken. In meinem Buch Odyssee im 21. Jahrhundert beschrieb ich das Doppelspalt-Experiment, welches zu eben jener Annahme eines Welle-Teilchen-Dualismus führte:

Max Planck hat als Erster den ersten Schritt Richtung Quantenphysik gemacht und die Theorie der Quanten aufgestellt. Daher gilt er auch als Vater der Quantenphysik. Aufgrund seiner Annahmen zur Energiestrahlung (z. B. Licht) müsste Energie immer in „Paketen“ (Quanten) daherkommen. Das Planck’sche Wirkungsquantum (1900) verknüpft die wellenförmige Lichtstrahlung mit unseren Quanten. Wichtig hier zu erwähnen ist, dass Thomas Young bereits 1802 den Wellencharakter von Licht nachweisen konnte, er nannte diese Partikel damals Korpuskeln. Die Erkenntnisse aus diesem Experiment lassen darauf schließen, dass Licht einen wellenförmigen Strahlungscharakter hat und nicht wie vorher angenommen, sich als Teilchen bewegt. Ein Teilchen kann zu einem Zeitpunkt nur an einem Ort sein. Eine Welle hingegen kann an mehreren Orten gleichzeitig sein, was sich durch Interferenzmuster auf dem Beobachtungsschirm zeigt. Der Doppelspalt ermöglicht die kohärente Lichtverteilung in diesem Experiment. Das war das sogenannte Doppelspaltexperiment, welches die Grundlage für das Planck’sche Wirkungsquantum und den Welle-Teilchen Dualismus (Kopenhagener Deutung, 1927) gelegt hat.

Odysee im 21. Jahrhundert, S. 54 (2020)
Das Doppelspaltexperiment nach Thomas Young. Auf dem Beobachtungsschirm zeigen sich Interferenzmuster, welche auf den wellenartigen Charakter von Lichtpartikeln (ehemals Korpuskeln) zeigen. Quelle: Odyssee im 21. Jahrhundert.

[…] Dank dem Planck’schen Wirkungsquantum vermuten wir, dass Teilchen, wie Elektronen, bestimmte Eigenschaften besitzen, etwa den sogenannten Spin. Spin bedeutet nichts weiter, als dass die Teilchen einen Eigendrehimpuls besitzen. Der Eigendrehimpuls hat einen Einfluss auf alle beobachtbaren Quanteneffekte, so beispielsweise die Wechselwirkungsenergie, die kinetische Energie und die Bindungseigenschaften innerhalb der Moleküle. Die Komplementarität zwischen verschiedenen Eigenschaften von Quanten, zurückführbar auf den Spin, können wir laut der Heisenberg’schen Unschärferelation nie gleichzeitig messen! Wir wissen beispielsweise nie genau, wo sich ein Quant aufhält, wenn wir die Ge- schwindigkeit messen bzw. wie schnell ein Quant ist, wenn wir den Ort kennen. Das wäre ungefähr so unmöglich zu realisieren, wie zu versuchen aktiv zwei Gedanken gleichzeitig zu haben. Diese Erkenntnisse begründeten das bereits bekannte Prinzip des Welle-Teilchen Dualismus. Kleinste Einheiten sind demnach sowohl Welle, als auch Teilchen. Wir können ihre komplementären Eigenschaften nie gleichzeitig messen! Sie sind genauso, wie wir sie messen bzw. wie wir das Experiment anordnen. Dies liegt nicht an den Messinstrumenten, sondern gilt laut Heisenberg prinzipiell.

Odysee im 21. Jahrhundert, S. 56 (2020)

Vielleicht ahnst du bereits, worauf ich mit diesen Ausführungen hinaus möchte: Was wäre, wenn ein Virus kein „Teilchen“ im klassischen Sinne der Biomedizin wäre. Heute werden Viren nur allzu oft als runde Kügelchen mit Noppen bzw. Stacheln (Spikes) dargestellt. Aber wie sicher können wir uns sein, dass Viren tatsächlich so aussehen und sich entsprechend verhalten?

Die Begründung von Heisenberg über die Eigenschaften von kleinsten Teilchen lassen darüber spekulieren, ob wir nicht vielleicht einem Phantom hinterherjagen: dem Virus als eine Projektion unserer Vorstellungen. Der fachlich korrekte Begriff hierfür wäre „Bestätigungsfehler“. Anstatt also die wahre Natur von Viren zu erkennen (wenn dem überhaupt möglich ist), könnten wir uns von falschen Spuren lenken lassen, vielleicht sogar aus den vorhandenen Puzzleteilen an Wissen ein falsches Bild zusammensetzen.

Dem wären natürlich allerlei konsistente Beweise über die Beschaffenheit von Viren entgegenzusetzen. Doch welche Beweise gibt es für die heutige Vorstellung von Viren (aber auch anderen Bakterien)?

Viren & die Evolutionstheorie

Viren sind eng mit der Evolutionstheorie verbunden. Die Evolutionstheorie besagt, dass Leben seit Milliarden von Jahren besteht und sich bis heute zu immer komplexeren Einheiten ausgebildet hat. Diese Ausbildung wird getrieben von den Mechanismen Überleben und Fortpflanzung (wobei sich heute zunehmend eine Skepsis ausbildet, ob Kooperation dabei nicht genauso wichtig ist wie Egoismus). Von Einzellern über Pflanzen und Tiere bis zum Menschen. Der Mensch sei laut Charles Darwin wiederum das komplexeste aller Lebewesen.

Viren sind demnach laut Evolutionstheorie seit Ewigkeiten vorhanden. Ob die Evolutionstheorie tatsächlich so stattgefunden hat, wie sie heute gelehrt wird, ist eine andere Frage. Zwar konnte die Mikroevolution bewiesen werden, die Makroevolution hingegen konnte weder beobachtet noch validiert werden. Ob Viren also tatsächlich älter sind als der Mensch, ist reine Spekulation (hier und an vielen anderen Stellen wird dies wiederum ohne Einschränkung behauptet).

Außerdem muss ein weiterer Irrtum zur Nutzung der Arbeitshypothese „Virus“ ausgeschlossen werden: Bisher konnte nicht konsistent erklärt werden, wie das Phänomen „Leben“ entsteht. Wie kann aus etwas Anorganischem etwas Organisches werden? Organische Entitäten weisen Eigenschaften auf, die anorganische Entitäten nicht aufweisen. Damit muss zur Bildung von Leben von einem emergenten Prinzip ausgegangen werden, welches nicht vollständig ohne geistig-bestimmendes Prinzip auskommt.

Für den wissenschaftstheoretischen Gebrauch ist diese Hypothese selbstverständlich zulässig. Die Beweislast dürfte jedoch äußert gering ausfallen, vielleicht sogar bereits widerlegt sein. Wir müssen uns also eingestehen: Über den Ursprung von Viren ist nicht viel bekannt.

Ein kleiner Hinweis: Überprüfe einmal, in wie vielen Theorien die Annahme der Evolution nach Darwin ein essentieller Bestandteil ist – und was den Ausschluss der Evolution aus der entsprechenden Theorie bedeuten würde (meistens die Falsifikation).

Die Beschaffenheit von Viren

Abseits von der Herkunft werden zur Verifizierung der Virustheorie meist die bekannten Eigenschaften angeführt: Viren bestehen aus einem oder mehreren Molekülen, haben im Gegensatz zu Bakterien keinen Stoffwechsel und sind manchmal von einer Eiweißhülle umgeben, an dem auch die Spikes sitzen. Und das „wissen“ Wissenschaftler, weil entsprechende Experimente gemacht wurden, die jene Eigenschaften sichtbar gemacht haben.

Durch die Erfindung des Elektronenmikroskop im Jahr 1931 konnte beispielsweise die teils sehr unterschiedliche Form von Viren sichtbar gemacht werden. Doch hier sind wir wieder bei Heisenbergs Problem: Im Grunde genommen zwingen wir das Virus sich in einer bestimmten Art zu zeigen, je nachdem, wie wir versuchen, es zu beobachten. Wir „pressen“ es also in eine bestimmte Form.

Durch die heutigen Transmissionselektronenmikroskope glauben wir, einen morphologischen Nachweis erbringen zu können. Doch mit einem anderen Apparat könnte sich das Virus vollkommen anders darstellen. Es ist wie beim Licht: Mal erscheint es als Welle, mal als Teilchen.

Hier wäre es natürlich überaus interessant, ob es einen Unterschied zwischen Leben und Nicht-Leben gibt. Verhält sich nur Materie anders, je nachdem, wie wir sie beobachten, oder ist dem auch so bei Leben?

Meines Wissens nach wurden bisher nicht genügend Experimente gemacht, um auszuschließen, dass Viren sich wie „Wellen“ verhalten.

Im Gegenteil: Es gibt tatsächlich sogar einige Anhaltspunkte, um diese Hypothese zu untermauern.

Virus als Welle

Viren stehen immer in enger Kommunikation mit Lebewesen. Laut Wissenschaftlern ist es sogar ihr einziges Reservoir, denn sie brauchen einen Wirt, um sich zu vermehren. Entsprechend weisen Viren Eigenschaften auf, um sich zu vermehren und von Lebewesen zu Lebewesen zu gelangen. Die eine Möglichkeit ist also, dass Viren über die Eingangspforten des Körpers als Teilchen eintreten.

Das Problem dabei ist jedoch, dass selbst der beste Schutz die Übertragung (Maske, Abstand, Impfungen etc.) von bestimmten Viren nicht verhindern kann. Das haben wir nun oft genug während der COVID-19-Pandemie beobachten können. Andererseits finden wir selbst bei Menschen, die aktiv mit einem lebenden Virus wie SARS-CoV-2 angesteckt werden, in häufigen Fällen keine Infektion (Human Challenge Study).

Forscher führen dies auf das menschliche Immunsystem zurück. Nur allzu häufig wurde während der COVID-19-Pandemie so getan, als würde der Mensch kein körpereigenes Abwehrsystem besitzen. Doch wie sollte der Mensch sonst trotz Kontakt mit unzähligen Mikroorganismen jeden Tag überleben?

Dass ein Virus nur in Beziehung zum Immunsystem gedacht werden kann, ist ein Indiz für eine wellenartiges Verhalten von den beiden Einheiten. Eine Welle kann auch als Schwingung betrachtet werden und diese ist laut Physik abhängig von der jeweiligen Frequenz.

In meinem Buch Odyssee im 21. Jahrundert habe ich zur Schwingung Folgendes geschrieben:

Alles im Leben schwingt. Nichts bleibt unbewegt, alles pulsiert. Vom Blut des Menschen über Ebbe und Flut, bis hin zur unbelebten Materie auf unserem Planeten. Selbst an Gestein entsteht Reibung, welche über Jahrtausende einen Berg in Sand verwandeln kann. […] Auch eine Elektrokardiogramm (EKG)-Null Linie und das Aktionspotenzial der Nerven muss sich entladen, um wieder Spannung aufbauen zu können. Wer versteht, dass es ein natürlicher Verlauf ist, sowohl Höhen, als auch Tiefen zu erleben, der geht mit einer gesunden Einstellung durch das Leben, denn man braucht keine Angst mehr vor Verlust zu haben. Man weiß, dass auch Negatives passieren kann. Vielleicht nicht wo und wann, solange wir aber die Möglichkeit akzeptieren, wirkt die Welt plötzlich nicht mehr so bedrohlich auf uns. […]

Schwingung an sich ist zeitliche Wiederholung. In der Physik wird sie als periodische Änderung von physikalischen Größen betrachtet. Schaut man sich das Prinzip in einem Koordinatensystem an, dann erkennt man eine Sinuskurve. Die Sinuskurve ist die zweidimensionale Ausprägung der Dualität. […]

Die Schwingung vermittelt zwischen zwei Extrema, indem sie den Übergang, den Rhythmus, zwischen x und y ermöglicht. In der dreidimensionalen Welt kann Schwingung als Spirale dargestellt werden als ein sich ausbreitender Strudel, der in die Unendlichkeit beider Extreme (groß und klein) strebt. Je nachdem, welcher Richtung man folgt, erkennt man sowohl das Wachstum der Spirale, als auch deren Rückgang. Beide Prinzipien sind erkennbar in der Dualität enthalten. […]

Spiralen sind Teil jeder Sinneswahrnehmung. Das Gehirn kann die Sinneswahrnehmung nur durch Schwingung (elektromagnetische Reize) erkennen. Wir hören beispielsweise durch Schallwellen und wir sehen durch Lichtwellen. Jede Welle (Schwingung) befindet sich auf einer anderen Ebene. Das Entscheidende ist die Wellenlänge. Lichtwellen liegen genau auf der Frequenz, die unser Auge wahrnehmen kann. So kann jedes Sinnesorgan andere Wellenlängen im elektromagnetischen Spektrum wahrnehmen. Die Schwingung ist der primäre Wirkungsmechanismus, durch welchen das Universum kommuniziert. Auch außerhalb der sinnlichen Wahrnehmung existiert Schwingung. […]

Wir können dieses Gesetz auf alle Lebensbereiche anwenden. Die Schwingung kann sowohl zerstörerisch als auch heilend sein. Das ist schließlich auch ihre Aufgabe, sie gibt den Rhythmus des Lebens vor. Wir können uns entweder gegen die aufgenommene Schwingung wehren oder wir akzeptieren sie. […]

Die Schwingung ist die universelle Information.

Odysee im 21. Jahrhundert, S. 86 ff. (2020)
Das elektromagnetische Spektrum alltäglicher Schwingungen. Quelle: Odyssee im 21. Jahrhundert.

Immunsystem und Erreger sind potentiell antagonistische Prinzipien, welche möglicherweise durch die Idee der Schwingung besser verständlich werden. Jeder Körper schwingt auf einer bestimmten Frequenz. Vielleicht kann ein Erreger einen Körper erst dann „angreifen“ oder „befallen“, wenn der Körper die entsprechende Frequenz annimmt. Auf einer anderen Frequenz könnten Körper und Virus wiederum ohne Probleme koexistieren. Wie der Körper zu der jeweiligen Frequenz kommt, könnte wiederum durch biopsychosoziale Faktoren erklärt werden.

Es ist wahrscheinlich der größte Fehler der westlichen Medizin, biologische, psychologische und soziale Faktoren zu trennen, anstatt sie als zu derselben Wirklichkeit gehörend, vielleicht sogar als Parallelitäten zu betrachten. Näheres über das Biopsychosoziale Modell von George L. Engel und die Bedeutung für die COVID-19-Pandemie habe ich hier beschrieben.

Würden wir also annehmen, dass ein Virus (aber auch andere Mikroorganismen) niemals ohne entsprechende biopsychosoziale Faktoren den Menschen infizieren und krank machen könnte, würde sich unser Verständnis von der Mikrobiologie vollkommen wandeln.

Vielleicht würden wir entsprechende Virusinfektionen als ein emotionales Thema betrachten, welches vom jeweiligen Menschen bearbeitet werden muss.

Auch die Saisonalität kann über die Virus-Welle-Theorie erklärt werden. Frühling und Sommer sind sehr lichtreiche Jahreszeiten, bei denen optimale Bedingungen für geistiges Wachstum herrschen. Hier entsteht vermehrt biopsychosoziale Gesundheit, von der auch noch im Winter profitiert werden kann. Im Winter wiederum beginnt der Mensch sich zurückzuziehen und in sich hineinzuschauen. Er wird mit inneren Themen konfrontiert, mit seiner metaphorischen dunklen Seite. Hier kann es entsprechend leichter passieren, dass er sich von seiner „Dunkelheit“ anstecken lässt.

Aber wie du siehst, verlassen wir hier den empirischen Weg und verlassen uns voll und ganz auf das metaphorisch-analoge Denken.

Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es nicht genügend Evidenz, um die Virus-Welle-Therie zu verifizieren. Doch die Möglichkeit ist durchaus denkbar. Und die Auswirkungen auf unser Verständnis von Gesundheit und Krankheit wären immens.

Ein typischer Biomediziner wäre mit dieser Erklärung sicherlich unzufrieden, vielleicht sogar pikiert. Aber die neuesten medizintheoretischen Ansätze lassen diese Option in einem anderen Licht erscheinen als noch vor hundert Jahren. Ähnlich war es ja auch in der Physik: Lange Zeit wurde immer davon ausgegangen, dass die kleinsten Einheiten Teilchen (bzw. Atome, von griech. unteilbar) seien. Selbst Licht wurde mit dem Begriff „Korpuskel“ als Teilchen definiert.

Und ebenso könnte die Biologie durch eine psychosoziale Neuausrichtung revolutioniert werden. Durch diese Revolution würden Erreger wie Viren nicht länger als „Gift“ (vom lat. virus) betrachtet werden, sondern als gesundheitliche Herausforderung, auf gesellschaftlicher Ebene als systemische Problemstellung (vgl. hierzu auch die in das Biopsychosoziale Modell eingearbeitete System-Theorie). Diese Ansicht ist zweifelsohne prekär. Aber vielleicht hilft sie uns, wieder ein wenig mehr in der Wirklichkeit anzukommen und weniger die Welt aus dem Labor heraus zu erklären.

Denn die Welt ist definitiv nicht im Labor entstanden. Gott (bzw. das transzendente Prinzip, welches hinter dem Begriff verstanden wird) war bestimmt kein Labormediziner.

Wenn wir uns also die Frage stellen: Was ist ein Virus, Welle oder Teilchen? Dann müssen wir ehrlicher Weise antworten: Derzeit wissen wir es nicht. Vielleicht werden wir es auch nie wissen. Aber es ist wahrscheinlicher, dass es beides ist, als eins von beidem.

Durch die biomedizinische Besetzung des Begriffs Virus wäre jedenfalls ein neuer Begriff notwendig, der die wellenartige Verbreitung nicht ausschließt.

Was meinst du dazu?

Addendum 5. November 2022: Ich habe einen sehr interessanten Artikel in der Berliner Zeitung gefunden, der einen Forschungzweig beschreibt, in dem Wissenschaftler versuchen, auch bei größeren (organischen) Molekülen das wellenartige Verhalten von Molekülen nachzuweisen. Und tatsächlich konnten die Quanteneffekte bei dem „Wiener Quantenmännlein“, das etwa 4000 Mal schwerer als ein Wasserstoffatom ist, bestätigt werden. Schon 2006 gab es die Meldung, dass Forscher Viren mithilfe von Lasertechnik genau wiegen konnten. Das Ergebnis: Adeno-, Irdo- und Vaccinia-Viren sind etwa 0,3-5 Billiardstel Gramm schwer, was ausgeschrieben so aussieht: 0, 000.000.000.000.003 Gramm (3 * 10^-15). Wasserstoff besitzt eine atomare Masseneinheit von 1,00784 u, was in Gramm ausgedrückt 0,000.000.000.000.000.000.000.001.673.557… (oder auch 1,673.557… * 10^-24) sind. Wenn wir nun davon ausgehen, dass das Wiener Quantenmännlein 4000 x so schwer ist wie ein Wasserstoffatom, landen wir bei einem Gewicht von 1,673,557… * 10^-20 Gramm und sind damit gat nicht mehr so weit entfernt vom Gewicht der Viren… Wer weiß, vielleicht kommt eines Tages die Meldung „Quanteneffekt bei Viren nachgewesen“?

Ein Schmankerl zum Schluss:

„Die Theorie der Quantenmechanik sagt nicht, dass es eine Grenze für Quantenphänomene gibt“, sagte Zeilinger im Gespräch mit SPIEGEL ONLINE. Weltberühmt wurde der Wiener Physiker 1997 mit seiner gelungenen Quantenteleportation, die ihm den Namen Mister Beam einbrachte.

[…]

„Wir glauben, dass man eines Tages Quanteneffekte bei Viren oder Mikroorganismen sehen kann“, sagte Zeilinger. „Zum Beispiel die Superposition, also die Überlagerung von zwei Zuständen, oder das Phänomen der Verschränkung, bei dem zwei Systeme über eine große Entfernung zusammenhängen.“

Spiegel Wissenschaft, 2006

Herzlich
Tristan


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☼Setz dich in Bewegung und die Welt mit dir ☽

Immer wieder wird behauptet, dass das Immunsystem nicht gestärkt werden kann – beispielsweise auch von der Gynäkologin Dr. Jen Gunter in der TED Video-Reihe „Body-Stuff“. Die Ausnahme: Impfungen. Nur intravenös verabreichte Medikamente seien in der Lage, das Immunsystem zu verbessern. Aber stimmt das wirklich?

Auch in einem neuen WELT-Artikel wird wieder einmal angezweifelt, dass Vitamin D das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf verringern kann. Generell sind Wirkungen von Mikronährstoff-Therapien (und anderen Interventionen) auf das Immunsystem nicht unumstritten. Je nachdem mit welcher Medizintheorie (Biopsychosoziale Medizin, Biomedizin, Rationale Medizin etc.) das Immunsystem erfasst wird, werden andere Schlüsse gezogen.

Tun wir einfach mal für einen Moment so, als ob die Biopsychosoziale Medizin als kohärenteste Medizintheorie auch in der Praxis angekommen sei – was hat das für Folgen für die Gesellschaft?

Der Mensch wird in der Behandlung wieder mehr ins Zentrum gerückt, während der Therapeut sich weniger als Reparatur versteht und mehr als Begleiter, der sich der drei Mittel WORT, ARZNEI, MESSER bedient. Der Mensch wird als ein Wesen mit autoregulativer Selbstkompetenz aufgefasst und erhält damit zugleich die Kompetenz zur Selbstheilung. Die modernen Wissenschaften – darunter etwa auch die Psychoneuroimmunologie – geben dieser Ansicht stichhaltige Beweise in die Hand.

Die vielleicht wichtigste Erkenntnis der Biopsychosozialen Medizin: Störungen finden immer auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig statt und sind weniger in ihrer Ursache und mehr in ihrer Parallelität von Bedeutung. Krankheit manifestiert sich demnach immer gleichsam auf biologischer, psychologischer und sozialer Ebene und der Mensch (als Mittler zwischen diesen Ebenen) kann durch verschiedene Interventionen das Gleichgewicht stärken.

Wir müssen uns als Untermauerung dafür, dass du dein Immunsystem stärken kannst, gar nicht unbedingt in den Einzelteilen (T-Zellen, B-Zellen, Fresszellen, Killerzellen etc.) des Systems verlieren – der Blick auf das größere Wirkgeschehen (bzw. auf die höheren Systemebenen) liefert einen klaren Beweis für diese Möglichkeit.

Interventionen auf rein biologischer Ebene werden letztlich das Immunsystem niemals vor Krankheit bewahren – die sozialen und psychischen Umstände können es trotzdem schwächen (oder stärken).

Das Problem an dem Begriff der Stärkung ist letztlich die Annahme, dass es einen gesunden Norm-Zustand gibt – also ein Zustand vollständiger Gesundheit und Wonne. Aber da es auch keinen absoluten Zustand der Krankheit gibt, kann es auch keinen Zustand vollständiger Gesundheit geben. Vielmehr sind Krankheit und Gesundheit Endpunkte in einem Kontinuum und der Mensch bewegt sich zwischen diesen Dichotomien.

Und noch mal in aller Deutlichkeit: Krankheit ist nichts Schlechtes und auch nichts Ungewöhnliches. Es ist etwas ganz Normales! Und genauso normal ist es auch, dass der Mensch etwas tun kann, um sich vor Krankheit zu schützen (und damit sich auf der Skala zwischen gesund und krank zu bewegen). Universelle Referenzwerte bei Blutwerten anzugeben ist genauso unpassend wie jede Erkrankung genau gleich zu behandeln. Denn der Mensch ist ein höchst individuelles Lebewesen mit einer höchst individuellen Situation – und so ist auch seine Homöostase teils sehr unterschiedlich. Das Normale am Menschen ist also durchaus das Unnormale, das Pathologische kann auch Physiologisch sein (wie auch die Pathophysiologie erkannt hat).

COVID-19 (SARS-CoV-2) ist hierfür ein perfektes Beispiel – Omikron ist von der Infektionssterblichkeit inzwischen unter dem Niveau einer Grippe. Aber auch Delta, Gamma oder Alpha waren nicht viel anders (wenn auch etwas weniger infektiös und etwas gefährlicher): Der allergrößte Teil der Menschen entwickelt bei Kontakt mit dem Virus einen schweren Verlauf, weil Immunschwächen bestehen. Diese Immunschwächen sind durch Alter und Komorbiditäten zu begründen. Menschen ohne Immunschwäche werden so gut wie nie getroffen, gerade WEIL sie ein Immunsystem haben. Wenn aber das Immunsystem nicht stark genug ist, einer Erkrankung vorzubeugen, folgt eine Krankheit, die den Organismus robuster gegen Krankheiten macht.

Das Immunsystem ist normalerweise schon resistent gegenüber grippeähnlichen Erkrankungen wie Corona, weil ein starkes Immunsystem durch eine Homöostase aus Körper, Geist und Soziales besteht. Wenn zu viel körperlicher, psychischer oder sozialer Stress besteht, wird das Immunsystem geschwächt und Viren können sich besser vermehren.

Neben der geringen Infektionssterblichkeit ist da aber auch noch die vielfach vergessene Tatsache, dass organische Einheiten über einen Selbsterhaltungstrieb (Autopoiesis) verfügen und damit kein Interesse daran haben, dass der Wirt verstirbt. Viren wollen sich vermehren und damit dürfte es grundsätzlich für sie interessant sein, wenn sie weniger pathogen und eher transmissibel (übertragbar) sind. Warum also dem Wirt die Schuld geben? Seit Jahrhunderten wird die Lehre von Darwin „survival of the fittest“ gepredigt – doch bei Corona scheint dies anders zu sein.

Natürlich sollten Risikopatienten geschützt werden – gar keine Frage! Aber wirklich JEDER Mensch (auch ein Risikopatient!) kann auf seine autoregulativen Selbstkompetenz vertrauen und diese stärken. Wie viele Menschen würden wir dadurch wohl beschützen können?

Einen Wink mit dem Zaunpfahl möchte ich durch diesen Artikel geben. Ich möchte dir zu allen bekannten risikoreduzierenden Möglichkeiten Studien und deren Fazit auflisten. Durch die Quantität der Studien – es sind ungefähr 100 Stück zu Bewegung, Meditation, Ernährung, Mikronährstoffen & sekundären Pflanzenstoffen – wirst du vielleicht einen Eindruck dadurch bekommen, wie fernab von der Wirklichkeit bestimmte Themen in den Medien dargestellt werden. Und vielleicht hast du dadurch auch Lust, dich eigenständig in ein Themengebiet einzuarbeiten – oder jemandem ein paar Studien weiterzuleiten, der komplementäre Therapien und Präventionsmöglichkeiten bei der Behandlung COVID-19 anzweifelt.

Noch ein letzter Satz: Korrelation ist nicht Kausalität, das ist richtig, aber welche Bedeutung sollten sehr viele Lifestyle-Faktoren, die allesamt mit der Verhinderung von Infektionserkrankungen wie COVID-19 korrelieren, zusammen auf unser Gesundheitsverständnis (Stichwort: autoregulative Selbstkompetenz) haben?

Bewegung & Sport

https://bjsm.bmj.com/content/55/19/1099

„Die konsequente Einhaltung der Richtlinien für körperliche Betätigung stand in starkem Zusammenhang mit einem geringeren Risiko für schwere COVID-19-Folgen bei infizierten Erwachsenen. Wir empfehlen, dass die Bemühungen zur Förderung der körperlichen Aktivität von den öffentlichen Gesundheitsbehörden vorrangig behandelt und in die medizinische Routineversorgung aufgenommen werden.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34357885/

„Obwohl spezifische Studien zu COVID-19 erforderlich sind, sprechen Daten aus Untersuchungen zu anderen Arten von Infektionserregern, wie z. B. Influenza, dafür, dass körperliche Aktivität die Wirksamkeit des COVID-19-Impfstoffs verstärken kann (Sekundärprävention). Es wächst das Bewusstsein, dass COVID-19 bei einigen Patienten eine anhaltende Morbidität verursachen kann, und dass körperliches Training und Rehabilitation (Tertiärprävention) auf eine Verbesserung der körperlichen Fitness, der Lebensqualität und der Gesundheit des Immunsystems ausgerichtet sein können.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32728975/

„Die Ausübung körperlicher Aktivitäten stärkt das Immunsystem, was auf einen Nutzen bei der Reaktion auf virale Infektionskrankheiten hindeutet. Daher wird regelmäßiger Sport in angemessener Intensität als Hilfsmittel zur Stärkung und Vorbereitung des Immunsystems auf COVID-19 empfohlen.“

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8105136/

„Generell ist körperliche Betätigung zur Verbesserung und/oder Erhaltung der körperlichen und geistigen Gesundheit unerlässlich, und zwar in Situationen, die aus Sicht der öffentlichen Gesundheit so ernst sind wie die, die wir als Gesundheitsexperten, Wissenschaftler und Menschen erleben.“

Ernährung

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33982105/ (Systematisches Review)

„Angesichts der bekannten Auswirkungen aller Formen von Fehlernährung auf das Immunsystem sind Strategien der öffentlichen Gesundheit zur Verringerung von Mikronährstoffmangel und Unterernährung weiterhin von entscheidender Bedeutung. Darüber hinaus gibt es deutliche Hinweise darauf, dass die Prävention von Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes das Risiko schwerwiegender COVID-19-Folgen verringert.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33803015/

„Wir präsentieren eine Literaturübersicht, die mehrere wichtige Aspekte im Zusammenhang mit der Ernährung und der SARS-CoV-2-Infektion behandelt, um die Bedeutung der Ernährung und der Nahrungsergänzung bei der Vorbeugung und Behandlung von COVID-19 sowie bei der Genesung davon hervorzuheben.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33459251/

„Eine korrekte Lebensweise, einschließlich des Verzehrs von Nährstoffen, die größtenteils in der Mediterranen Diät enthalten sind, kann zur Vorbeugung oder Verbesserung der Prognose bei einer SARS-CoV-2-Infektion beitragen.“

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8855218/

„Da eine angemessene Nährstoffzufuhr das Immunsystem im Kampf gegen das Coronavirus stärken kann, könnte eine Nährstoffergänzung eine wirksame Strategie zur Unterdrückung der schädlichen Auswirkungen von COVID-19 darstellen.“ (Dr. Jen Gunter würde jetzt sagen: FAKE NEWS!)

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33244375/

„Angehörige der Gesundheitsberufe sollten sich darüber im Klaren sein, dass Adipositas mit einer Mikronährstoff-Mangelernährung, einschließlich Vitamin-D-Mangel, sowie mit Veränderungen des Mikrobioms und Entzündungsreaktionen einhergehen kann, was die Immunität und den Schweregrad der Erkrankung weiter beeinträchtigen kann. Bei der Behandlung von Patienten mit COVID-19 wird eine multidisziplinäre Teamarbeit empfohlen. Dabei sollten der Ernährungszustand (sowohl Makro- als auch Mikronährstoffe), das Körpergewicht sowie gastrointestinale Anzeichen und Symptome berücksichtigt werden.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32653930/

„Diese Übersicht fasst Ernährungsrichtlinien zur Unterstützung der Ernährungsberatung durch Diätassistenten und Angehörige der Gesundheitsberufe zusammen. In der Mehrzahl der Dokumente wird der Verzehr von Obst, Gemüse und Vollkornprodukten empfohlen. Einunddreißig Prozent der Leitlinien betonten die Bedeutung von Mineralien und Vitaminen wie Zink und den Vitaminen C, A und D für die Aufrechterhaltung eines gut funktionierenden Immunsystems.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34489306/

„Eine Ernährung, die sich durch gesunde pflanzliche Lebensmittel auszeichnet, war mit einem geringeren Risiko und Schweregrad von COVID-19 verbunden. Dieser Zusammenhang ist möglicherweise besonders deutlich bei Personen, die in Gebieten mit höherer sozioökonomischer Benachteiligung leben.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34205138/

„Wir fanden heraus, dass der COVID-19-Lockdown ungesunde Ernährungsgewohnheiten und eine Zunahme des Körpergewichts in der Bevölkerung förderte, wobei sich Fettleibigkeit und geringe körperliche Aktivität als erhöhte Risikofaktoren für COVID-19-Erkrankungen und Physiopathologie erwiesen. Darüber hinaus wiesen hospitalisierte COVID-19-Patienten eine Unterernährung und einen Mangel an Vitamin C, D, B12, Selen, Eisen, Omega-3-Fettsäuren sowie mittel- und langkettigen Fettsäuren auf, was die potenzielle gesundheitliche Wirkung von Vitamin C- und D-Maßnahmen unterstreicht.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33330582/

„Bei kritischen Patienten mit SARS-CoV-2-Pneumonie ist eine Strategie der permissiven Unterernährung möglich, bei der Nicht-Eiweiß-Kalorien eingeschränkt werden, die Eiweißzufuhr jedoch erhalten bleibt.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34064053/

„Darüber hinaus könnte die soziale Isolation, die die meisten Menschen aufgrund der von den Regierungen während der COVID-19-Pandemie auferlegten Vorschriften erfahren haben, auch Auswirkungen auf unser Ernährungsverhalten gehabt haben. Es ist möglich, dass Ernährungsmaßnahmen Auswirkungen auf das Auftreten von COVID-19-Infektionen und die Sterblichkeitsrate haben.“

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8627159/

„Die Beziehung zwischen Ernährung und COVID-19 und die damit zusammenhängenden Ernährungsumstellungen stellen einen Teufelskreis dar, der die doppelte Last der Fehlernährung – sowohl Übergewicht als auch Unterernährung mit Mikronährstoffmangel – mit sich bringt und Infektionen, das Fortschreiten von Krankheiten und möglicherweise den Tod fördert.“

Magnesium

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34687321/

„Trotz zahlreicher methodischer Einschränkungen scheinen die vorliegenden Daten einen Zusammenhang zwischen einer gestörten Magnesiumhomöostase und COVID-19 zu bestätigen und erfordern weitere und bessere Studien, um das prophylaktische oder therapeutische Potenzial einer Magnesiumsupplementierung zu untersuchen. Wir schlagen vor, die Bedeutung von Magnesium, die in der klinischen Praxis häufig übersehen wird, neu zu überdenken.“

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7486870/

„Eine Magnesiumsupplementierung schützt Organe und Gewebe durch verschiedene Mechanismen wie Entzündungshemmung, Antioxidation und Immunregulierung vor Schäden. Es ist erwähnenswert, dass Magnesiumsulfat ein Mittel der Wahl bei der unterstützenden Behandlung von COVID-19-Patienten sein kann, insbesondere bei kritisch kranken Patienten, mit vielversprechenden positiven medizinischen Auswirkungen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32554340/

„Wir stellen die Hypothese auf, dass ein niedriger Mg-Status, der relativ häufig vorkommt, den Übergang von milden zu kritischen klinischen Manifestationen der Krankheit begünstigen könnte.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33174766/

„Die verfügbaren Daten zeigen, dass bei COVID-19 ein Mangel an Phosphat und Mg besteht, wobei Phosphat eine bemerkenswerte Korrelation mit dem Schweregrad der Erkrankung aufweist. In einem Experiment wurden Patienten mit COVID-19 mit einem Cocktail aus Vitamin D3, Mg und Vitamin B12 supplementiert, mit sehr ermutigenden Ergebnissen. Wir plädieren daher dafür, dass Patienten mit COVID-19 auf Phosphat- und Mg-Mangel überwacht und behandelt werden sollten, idealerweise bereits in den frühen Phasen der Infektion. Eine Supplementierung von Phosphat und Mg in Kombination mit Vitamin D könnte auch als Präventionsstrategie in Risikogruppen eingesetzt werden.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34580159/

„Diese Studie zeigt, dass Hypermagnesiämie ein signifikanter Marker für den Schweregrad der Erkrankung und den ungünstigen Ausgang von SARS-CoV-2-Infektionen ist. Wir empfehlen, Serum-Magnesium in die Reihe der Tests aufzunehmen, die routinemäßig bei der Bewertung schwerer SARS-CoV-2-Infektionen angeordnet werden.“

Meditation, Yoga & Achtsamkeits-Interventionen

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32579021/

„Wie Forscher herausgefunden haben, gibt es Hinweise auf die Modulation von Stress und Entzündungen und auch erste Anzeichen für mögliche Formen der Stärkung des Immunsystems, die mit der Ausübung bestimmter Formen von Meditation, Yoga und Pranayama einhergehen und sich möglicherweise auch auf die Bekämpfung bestimmter Formen von Infektionskrankheiten auswirken. Ihr offensichtlicher Zusammenhang mit einer erhöhten Melatoninaktivität deutet auch auf einen weiteren Weg hin, über den die positiven Eigenschaften dieser Modalitäten wirksam sein könnten, insbesondere im Hinblick auf Aspekte viraler Herausforderungen verschiedener Art.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34889700/

„Mit diesem Wissen kann die Öffentlichkeit anwendbare Erkenntnisse über den potenziellen Nutzen von Meditation und Achtsamkeitsinterventionen für Personen gewinnen, die gezwungen sind, mit pandemischen Abriegelungen und Quarantänen fertig zu werden.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33788698/

„Unsere Ergebnisse beschreiben die Auswirkungen von COVID-19 auf die psychische Gesundheit und zeigen auf, wie die fortgesetzte Teilnahme an Gesundheitsverhaltensweisen wie körperlicher Aktivität und Achtsamkeitsmeditation die Verschlechterung der psychischen Gesundheit durch die COVID-19-Pandemie verringert. Diese Daten haben wichtige Implikationen für öffentliche Gesundheitsbehörden und Gesundheitsorganisationen, die die Aufrechterhaltung von Gesundheitsgewohnheiten fördern, um die verbleibende psychische Belastung durch die COVID-19-Pandemie zu reduzieren.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34769634/

„Stress und ein Mangel an qualitativ hochwertigem Schlaf betreffen einen großen Teil der Bevölkerung auf der ganzen Welt, und die COVID-19-Pandemie hat die Aufmerksamkeit auf diese Probleme gelenkt. (…) Am Ende eines virtuellen Heartfulness-Meditationsprogramms wurde eine signifikante Verringerung des Stressempfindens und eine Verbesserung des Schlafqualitätsindexes festgestellt.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32406348/

„Die Einführung einer Achtsamkeits- und Meditationspraxis während dieser Pandemie kann die Behandlung ergänzen und ist eine kostengünstige und nützliche Methode zur Unterstützung bei Angstzuständen für alle.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34173771/

„Ziel der Studie ist es, die Wirkung der Achtsamkeits-Atemmeditation auf das psychische Wohlbefinden von Pflegekräften, die COVID-19-Patienten betreuen, zu untersuchen. Insgesamt wurden 50 Krankenschwestern (je 25 in der Interventions- und der Kontrollgruppe) in die Studie aufgenommen. Wir fanden signifikante Unterschiede zwischen den Mittelwerten beider Gruppen vor und nach der Intervention, basierend auf der indonesischen Version der Warwick-Edinburgh Mental Well-being Scale.“

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7336947/

„Alle Yogapraktiken nutzen die Tiefenentspannung, die alle Spannungen und Belastungen lösen kann, um eine Unterdrückung des Immunsystems zu verhindern, die sonst die Reaktion auf den Ansturm infektiöser Bakterien und Viren geschwächt hätte. Wir müssen das Gegenmittel gegen Stress – bei der Arbeit oder sogar zu Hause – zu dem Zeitpunkt praktizieren, zu dem der Stress auftritt, und nicht 5 Stunden später, wenn wir uns für kurze Zeit in einen Raum zurückziehen können!“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32925134/

„Yoga kann das notwendige Instrument zur Risikominderung, zum Abbau von Stress und Ängsten und zur Stärkung der Immunfunktion bieten.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32669762/

„Es gibt eine Fülle von Belegen für den zusätzlichen Nutzen von Yoga bei der Stressbewältigung sowie bei der Vorbeugung und Behandlung von chronischen, nicht übertragbaren Krankheiten. Es gibt auch einige Studien über die Wirkung von Yoga bei übertragbaren Krankheiten, aber nur sehr wenige für akute Erkrankungen und fast keine für die sich schnell ausbreitenden Infektionen, die zu Pandemien führen.“

Nahrungsergänzung allgemein

https://smw.ch/article/doi/smw.2021.20522

„Heute gibt es jedoch keine Daten, die darauf hindeuten, dass Mikronährstoffe und Vitamine bei COVID-19 Schaden anrichten würden. Wichtig ist, dass derzeit zahlreiche Studien geplant und durchgeführt werden, die unser derzeitiges Verständnis der Rolle von Vitaminen und Mikronährstoffen bei der Prävention und Behandlung von COVID-19 verbessern werden.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33570583/

„Ein Mangel an Mikronährstoffen, insbesondere an den Vitaminen A, B-Komplex, C und D, Zink, Eisen und Selen, ist in gefährdeten Bevölkerungsgruppen im Allgemeinen und bei COVID-19-Patienten im Besonderen weit verbreitet und könnte das Sterberisiko erhöhen. Der umsichtige Einsatz einer bedarfsgerechten Mikronährstoffsupplementierung neben den bestehenden Programmen zur Anreicherung von Mikronährstoffen ist bei der derzeitigen weltweiten Pandemie gerechtfertigt, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34932789/

„Diese Überprüfung ergab, dass eine Supplementierung mit hochdosiertem Vitamin C, Vitamin D und Zink die durch COVID-19 verursachten Komplikationen, einschließlich Entzündungsmarker, Sauerstofftherapie, Dauer des Krankenhausaufenthalts und Sterblichkeit, lindern kann; allerdings waren die Studien hinsichtlich dieser Auswirkungen uneinheitlich.“

Sekundäre Pflanzenstoffe

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8559138/

„Wie wir bereits dargelegt haben, bieten Pflanzen eine breite Palette von Wirkstoffen für die Behandlung von COVID-19. (…) Einige dieser Verbindungen (z. B. Catechin und Emetin) haben auch die Fähigkeit gezeigt, die Infektion mit Viren anderer Familien zu hemmen, was auf ihr Potenzial als Breitspektrum-Antiviren hinweist. (…) Es sind konzertierte Anstrengungen erforderlich, um die Ressourcen, einschließlich der Phytochemikalien, für die Entwicklung von Mitteln zur Behandlung von COVID-19 und anderen Viruserkrankungen zu maximieren, damit große Virusausbrüche in Zukunft weniger schwerwiegend sind.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32619167/

„Nigella sativa (Schwarzkümmel) hat eine starke Anti-SARS-CoV-Aktivität und könnte eine nützliche Quelle für die Entwicklung neuer antiviraler Therapien für Coronaviren sein.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32834835/

„Antivirale polyphenolische Wirkstoffe können die Enzyme des Coronavirus hemmen, die für die Virusreplikation und -infektion wesentlich sind. Diese Gruppe von Naturstoffen (Betulinsäure, Indigo, Aloeemodin, Luteolin und Chinomethyltriterpenoide, Quercitin oder Gallate) ist ein potenzieller Schlüssel zur Entwicklung antiviraler Therapien zur Hemmung viraler Proteasen. (…) Der Vorteil der Verwendung von Präparaten, die Phytochemikalien enthalten, liegt in ihrer hohen Sicherheit für die Patienten und in ihrer Nebenwirkungsfreiheit.“

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8224255/

„Unsere Beobachtung hinsichtlich der potenziellen Wirkung von Phytochemikalien als therapeutische Wirkstoffe bei der Behandlung von COVID-19 wird durch die Beweise aus klinischen Studien mit einigen Phytochemikalien wie Curcumin und Ashwagandha gegen SARS-CoV-2 noch verstärkt, die ihren positiven Nutzen bei der Stärkung der Immunität gegen dieses Virus belegen. Phytochemikalien wie Knoblauchextrakt, Grüntee-Extrakt, Sulforaphan und Ginseng, die in klinischen Studien gegen Viren eingesetzt wurden, die Atemwegserkrankungen verursachen, weisen ebenfalls auf eine mögliche Anwendung bei der Behandlung von SARS-CoV-2 hin. Die klinische Erprobung von Schwarztee-Extrakt und Glycyrrhizin wird von uns ebenfalls empfohlen, wobei wir ihre Verwendung in Indien im Auge behalten, was auf ihre voraussichtliche Rolle bei der Bekämpfung dieses Virus hinweist.“

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7726715/

„Sekundäre Pflanzenstoffe sind anderen Naturprodukten vorzuziehen, da sie für mehrere Zielgruppen wirksam sind, ein geringeres Toxizitätsprofil aufweisen und kostengünstiger sind. So zeigten beispielsweise mehrere TCM-Behandlungen in einem vorläufigen Screening eine potenzielle Wirkung gegen SARS-CoV-2, und einige befinden sich sogar im Stadium der klinischen Prüfung.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33798507/

„Phytopharmaka aus Heilpflanzen könnten als wichtige Ressourcen für die Entwicklung einer COVID-19-Behandlung erforscht werden, da ihre Rolle bei der Behandlung von Viruskrankheiten wie HIV, MERS-CoV und Influenza in der Vergangenheit gut dokumentiert wurde. In Anbetracht dieser Tatsache wurden verschiedene Phytokonstituenten wie Flavonoide, Alkaloide, Gerbstoffe und Glykoside etc. die antivirale Eigenschaften gegen Coronaviren besitzen und ein Potenzial gegen SARS-CoV-2 aufweisen, in der vorliegenden Arbeit untersucht worden.“

Selen

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35305539/

„Weltweit werden verschiedene Maßnahmen ergriffen, um die Entwicklung des Virus zu hemmen. Die Eigenschaften dieses Elements (Selen) lassen hoffen, dass die Entwicklung des SARS-CoV-2-Virus verhindert werden kann.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35057464/

„In den letzten zwei Jahren ist die Zahl der Veröffentlichungen über das Spurenelement Selen (Se) und selenocysteinhaltige Selenoproteine in der menschlichen Gesundheit sprunghaft angestiegen, was vor allem auf die Pandemie und die vielfältigen Rollen zurückzuführen ist, die dieser Mikronährstoff und die Se-abhängigen Selenoproteine bei verschiedenen Aspekten der Krankheit spielen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32464491/

„Natriumselenit, nicht aber Selenat, kann die Thiolgruppen in der Virusprotein-Disulfid-Isomerase oxidieren, so dass sie die gesunde Zellmembran nicht mehr durchdringen können. Auf diese Weise hemmt Selenit den Eintritt der Viren in die gesunden Zellen und hebt ihre Infektiosität auf. Daher kann diese einfache chemische Verbindung möglicherweise im Kampf gegen die aktuelle Coronavirus-Epidemie eingesetzt werden.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34739678/

„In den meisten Fällen war ein Selenmangel mit schlechteren Ergebnissen verbunden, und die Selenspiegel von COVID-19-Patienten waren niedriger als die von gesunden Personen. Daraus könnte man schließen, dass eine vorsichtige Selensupplementierung bei COVID-19-Patienten hilfreich sein könnte, um ein Fortschreiten der Krankheit zu verhindern.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33835432/

„Wir fanden heraus, dass oxidativer Stress ein charakteristisches Merkmal der COVID-19-Krankheit ist, das mit der immunpathologischen Störung zusammenhängt, die bei Personen mit schwerem COVID-19 beobachtet wird. Selen spielt eine Schlüsselrolle bei der Stärkung der Immunität, der Verringerung von oxidativem Stress, der Vorbeugung von Virusinfektionen und der Unterstützung kritischer Erkrankungen. Darüber hinaus steht Selenmangel im Zusammenhang mit oxidativem Stress und Hyperinflammation, wie sie bei kritischen Erkrankungen auftreten, und Selenmangel wird mit dem Schweregrad der COVID-19-Erkrankung in Verbindung gebracht. Eine Selensupplementierung in angemessener Dosierung kann als unterstützende Therapie bei COVID-19 dienen.“

Vitamin A

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32805728/

Mit diesem auf Bioinformatik basierenden Bericht decken wir zum ersten Mal die Anti-SARS-CoV-2-Funktionen und -Mechanismen von Vitamin A auf und legen nahe, dass Vitamin A eine wirksame Behandlungsoption für COVID-19, eine tödliche globale Epidemie, darstellen könnte.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33382930/

„Es wird ein Einblick in die Wirkung von Vitamin A auf die ACE-2-Expression in den Atemwegen und deren Zusammenhang mit der Prognose von Covid-19-Patienten gegeben. Eine Vitamin-A-Supplementierung könnte die Ausbildung einer schützenden Immunantwort auf Covid-19-Impfstoffe unterstützen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32459003/

„Daher sollten Adjuvantien wie Retinoide, die in der Lage sind, die IFN-I-vermittelte antivirale Reaktion zu verstärken, in Kombinationen von IFN-I und antiviralen Medikamenten in präklinischen Studien zu SARS-CoV-2 getestet werden.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34202697/

„Insgesamt kommen wir zu dem Schluss, dass die Vitamin-A-Plasmaspiegel bei COVID-19-Patienten während der akuten Entzündung reduziert sind und dass stark reduzierte Vitamin-A-Plasmaspiegel signifikant mit ARDS (Akutes Atemnotsyndrom) und Mortalität verbunden sind.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34438017/

„Wir stellen die Hypothese auf, dass der Retinolmangel und die daraus resultierende gestörte Retinoid-Signalübertragung eine zentrale Rolle in der COVID-19-Pathogenese spielen, die durch ein gestörtes Immunsystem, einen Defekt der Typ-I-Interferon-Synthese, einen schweren Entzündungsprozess und eine zerstörerische systemische Multiorganbeteiligung gekennzeichnet ist.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33468263/

„Schwere Infektionen wie COVID-19 wirken sich häufig negativ auf den Ernährungszustand aus, und die daraus resultierenden Ernährungsdefizite können den Schweregrad der Krankheit erhöhen und die Genesung beeinträchtigen. (…) Eine Vitamin A-Supplementierung kann den nachteiligen Auswirkungen von SARS-CoV2 auf das Angiotensin-System entgegenwirken und die unerwünschten Wirkungen einiger COVID-19-Therapien minimieren. Die Bewertung der Wechselwirkungen zwischen der SARS-CoV2-Infektion und dem Vitamin A-Stoffwechsel könnte daher eine verbesserte COVID-19-Therapie ermöglichen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32805728/

„Wir behaupten, dass der Retinsäurestoffwechsel bei den meisten Entzündungskrankheiten gestört ist, insbesondere bei COVID-19 (Zytokinsturm), Sepsis, SIRS und ARDS. Die Lösung dieses Mechanismus wird eine neue Perspektive und einen neuen Behandlungsansatz für diese Krankheiten bieten.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34924893/

Wir haben nicht-pharmazeutische Nahrungsergänzungsmittel (Vitamin D, Zink, Vitamin A, S. nigra, A. sativum, G. glabra und U. dioica) identifiziert, die möglicherweise das Potenzial haben, Menschen mit Coronavirus-Infektionen zu unterstützen.

Vitamin B

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7428453/

„Vitamin B trägt nicht nur zum Aufbau und zur Aufrechterhaltung eines gesunden Immunsystems bei, sondern könnte möglicherweise auch COVID-19-Symptome verhindern oder verringern oder eine SARS-CoV-2-Infektion behandeln. Ein schlechter Ernährungszustand macht Menschen anfälliger für Infektionen; daher ist eine ausgewogene Ernährung für die Immunkompetenz notwendig. (…) Insbesondere Vitamin B moduliert die Immunreaktion, indem es proinflammatorische Zytokine und Entzündungen herunterreguliert, Atembeschwerden und Magen-Darm-Probleme verringert, Hyperkoagulabilität verhindert, potenziell die Ergebnisse verbessert und die Dauer des Krankenhausaufenthalts von COVID-19-Patienten verkürzt.“

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8689946/

„Vitamin B12 spielt eine wichtige Rolle bei viralen Infektionen. Der Verzehr einer gesunden Ernährung, die Vitamin B12-Quellen enthält, und insbesondere die Supplementierung mit Methylcobalamin und Cyanocobalamin sind vielversprechende Alternativen als Hilfsmittel bei der Behandlung von COVID-19, insbesondere bei Patienten mit B12-Mangel oder Mangelrisiko.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33039952/

„Eine Vitamin D/Magnesium/Vitamin B12-Kombination war bei älteren COVID-19-Patienten mit einer signifikanten Verringerung des Anteils der Patienten mit klinischer Verschlechterung verbunden, die Sauerstoffunterstützung, intensivmedizinische Unterstützung oder beides benötigten.“

Vitamin C

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33537320/

„In zwei randomisierten placebokontrollierten Studien wurde eine statistisch signifikante Verringerung der Sterblichkeit von Sepsispatienten festgestellt. Die Auswirkungen von Vitamin C auf das akute Atemnotsyndrom (ARDS), das häufig eine Komplikation der COVID-19-Pneumonie darstellt, sollten in Betracht gezogen werden. Vitamin C ist ein sicherer und kostengünstiger essenzieller Nährstoff.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33916257/

„Obwohl einige klinische Beobachtungen über eine Verbesserung des Gesundheitszustands von mit Vitamin C behandelten COVID-19-Patienten berichten, sind die verfügbaren Daten aus kontrollierten Studien spärlich und nicht schlüssig. Auf der Grundlage des in diesem Artikel dargestellten theoretischen Hintergrunds und einiger erster ermutigender Studien sollte die Rolle von Vitamin C bei der Behandlung von Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion weiter untersucht werden.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33121019/

„Da Hypovitaminose C und Mangel in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen weit verbreitet sind und sich viele der Risikofaktoren für Vitamin-C-Mangel mit den COVID-19-Risikofaktoren überschneiden, ist es möglich, dass Studien, die in Bevölkerungsgruppen mit chronischer Hypovitaminose C durchgeführt werden, eine größere Wirksamkeit zeigen. (…) Aufgrund des ausgezeichneten Sicherheitsprofils, der geringen Kosten und der Möglichkeit, die Produktion schnell hochzufahren, erscheint die Verabreichung von Vitamin C an Patienten mit Hypovitaminose C (Vitamin C Mangel) und schweren Atemwegsinfektionen, z. B. COVID-19, gerechtfertigt.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34947872/

„Bei COVID-19 kann Vitamin C u. a. den Zytokinsturm unterdrücken, thrombotische Komplikationen verringern und alveoläre und vaskuläre Schäden mindern. (…) In diesem Artikel werden wir die vielfältigen Funktionen von Vitamin C bei den wichtigsten pathophysiologischen Prozessen der COVID-19-Krankheit hervorheben.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32911430/

„Vitamin C ist billig und sicher. Daher kann eine relativ niedrige Dosis Vitamin C zur Prophylaxe und in Fällen von schwerem COVID-19 eine (intravenöse) Hochdosisbehandlung von Vorteil sein. Es wird erwartet, dass die laufenden klinischen Studien mehr endgültige Beweise liefern werden.“

Dazu muss man aber sagen, dass sich Vitamin C als intravenöse und alleinige Therapie bei COVID-19 nicht eignet:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34739908/ (Systematisches Review und Meta-Analyse)

„In COVID-19 wurde kein signifikanter Nutzen der Vitamin-C-Gabe festgestellt. Zu diesem Aspekt sind gut konzipierte RCTs mit standardisierter Kontrollgruppe erforderlich.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34953366/ (Systematisches Review und Meta-Analyse)

„Es gibt keine Belege für den therapeutischen Einsatz von hochdosiertem intravenösem Vitamin C bei COVID-19-Patienten. Es sind weitere Studien erforderlich, um eine klare Schlussfolgerung zu diesem Thema zu ziehen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35223911/ (Systematisches Review und Meta-Analyse)

„Nachdem wir die Ergebnisse unserer Beobachtungskohorte mit denen einschlägiger Studien in einer Meta-Analyse der Daten von 1 807 Patienten kombiniert hatten, stellten wir fest, dass die Verabreichung von Vitamin C im Gegensatz zur Standardbehandlung allein nicht mit einer geringeren Sterblichkeit bei kritisch kranken Patienten mit COVID-19 in Verbindung gebracht werden kann.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35148440/ (Systematisches Review und Meta-Analyse)

„Die Ergebnisse dieser Meta-Analyse zeigen, dass eine kurzzeitige IV-VC-Behandlung das Risiko für den Schweregrad und die Sterblichkeit bei Patienten mit COVID-19 nicht verringert.“

Vitamin D

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35238285/

„Von den untersuchten Nährstoffen war die Einnahme von Vitamin D vor einer COVID-19-Infektion mit einer geringeren Krankheitsschwere und einem geringeren Krankenhausaufenthalt verbunden.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33748066/ (Meta-Analyse & Systematisches Review)

„Zusammenfassend war ein niedriger Vitamin-D-Spiegel von 25 (OH) im Serum signifikant mit einem höheren Risiko einer COVID-19-Infektion verbunden.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33525447/

„Angesichts der Dynamik der COVID-19-Pandemie erfordert das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer solchen Supplementierung sofortiges Handeln, noch bevor die Ergebnisse der laufenden Untersuchungen vorliegen.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35166850/ (Systematisches Review)

„Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass eine Vitamin-D-Supplementierung den Schweregrad von COVID-19 wirksam reduziert. Daher sollte Vitamin D als adjuvante Therapie für COVID-19 empfohlen werden“.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33447107/ (Systematisches Review)

„Die meisten der untersuchten Artikel zeigten, dass der Vitamin-D-Status im Blut das Risiko einer Infektion mit COVID-19, den Schweregrad von COVID-19 und die Sterblichkeit durch COVID-19 bestimmen kann.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34607398/ (Meta-Analyse & Systematisches Review)

„Unseren Ergebnissen zufolge kann ein Vitamin-D-Mangel das Risiko einer COVID-19-Infektion und die Wahrscheinlichkeit einer schweren Erkrankung erhöhen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34894254/ (Meta-Analyse & Systematisches Review)

„Mehrere Beobachtungsstudien, an denen fast zwei Millionen Erwachsene beteiligt waren, deuten darauf hin, dass ein Vitamin-D-Mangel die Anfälligkeit für COVID-19 und schweres COVID-19 erhöht, allerdings mit einem hohen Risiko für Verzerrungen und Heterogenität.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34308537/ (Meta-Analyse & Systematisches Review)

„Niedrige Serum-Vitamin-D-Spiegel sind statistisch signifikant mit dem Risiko einer COVID-19-Infektion verbunden. Eine Vitamin-D-Supplementierung ist vor allem in den Risikogruppen mit einem Mangel angezeigt.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33146028/ (Meta-Analyse & Systematisches Review)

„Eine unzureichende Vitamin-D-Konzentration erhöhte die Hospitalisierung und die Sterblichkeit an COVID-19. Wir beobachteten einen positiven Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und dem Schweregrad der Erkrankung.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34352586/

„In dieser Übersichtsarbeit wurden die in der weltweiten Literatur verfügbaren Studien analysiert, die sich mit dem Nutzen von Vitamin D bei COVID-19 befassen, die Serumspiegel mit dem Schweregrad der Krankheit in Beziehung setzen und Vitamin D als mögliche Prophylaxe und Therapie bei Infektionen aufzeigen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34638897/

„Zwar gibt es einige widersprüchliche Ergebnisse, doch herrscht Einigkeit darüber, dass Vitamin D eine Vielzahl immunmodulatorischer Wirkungen hat, die im Zusammenhang mit COVID-19 von Vorteil sein können, und dass ein niedriger Vitamin-D-Spiegel zu einer Störung der entscheidenden antimikrobiellen Wirkungen führen kann, was möglicherweise zu einer schlechten Prognose beiträgt.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33486522/ (Meta-Analyse)

„Obwohl die Ergebnisse der aktuellen Metaanalyse auf eine mögliche Rolle von Vitamin D bei der Verbesserung des Schweregrads von COVID-19 bei Krankenhauspatienten hindeuten, sind solidere Daten aus randomisierten kontrollierten Studien erforderlich, um die Auswirkungen auf die Sterblichkeit zu belegen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34836309/

„Eine Vitamin-D-Behandlung verkürzte die Krankenhausverweildauer und verringerte die Sterblichkeit bei COVID-19-Fällen, selbst bei Vorliegen von Komorbiditäten. Die Vitamin-D-Supplementierung wirkt sich auf verschiedene Zielparameter aus und ist daher für die COVID-19-Behandlung unerlässlich.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34558135/

„In diesem Artikel wird ein gründlicher Überblick über die möglichen molekularen Mechanismen gegeben, durch die Vitamin D den Redox-Status der Wirtszellen verändern und das Eindringen des Virus blockieren könnte, um so eine COVID-19-Infektion zu verhindern oder den Schweregrad der Krankheit zu verringern.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33775818/ (Meta-Analyse & Systematisches Review)

„Reduzierte Vitamin-D-Werte führten zu einem höheren Infektionsrisiko, einer höheren Sterblichkeit und einer schwereren COVID-19-Infektion. Eine Supplementierung kann als präventive und therapeutische Maßnahme in Betracht gezogen werden.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33445938/

„Eine Vitamin-D-Supplementierung verringerte in zwei Meta-Analysen das Risiko einer akuten Atemwegsinfektion. Mendelsche Randomisierung zeigt einen kausalen Effekt von niedrigem Vitamin D auf das Risiko bakterieller Lungenentzündungen. (…) Mehrere Assoziationsstudien ergaben eine höhere Inzidenz von SARS-CoV-2-Positivität, einen höheren COVID-19-Schweregrad und ein höheres Sterberisiko bei Personen mit Vitamin-D-Mangel im Vergleich zu Kontrollen ohne Vitamin-D-Mangel.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34322971/ (Meta-Analyse & Systematisches Review)

„Diese Studie ergab, dass die meisten COVID-19-Patienten unter Vitamin-D-Mangel litten. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, sich mit SARS-CoV-2 zu infizieren, bei Personen mit Vitamin-D-Mangel etwa dreimal so hoch und die Wahrscheinlichkeit, eine schwere Krankheit zu entwickeln, bei Patienten mit Vitamin-D-Mangel etwa fünfmal so hoch.“

Vitamin K

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32852539/

„Diese Daten deuten darauf hin, dass eine pneumoniebedingte extrahepatische Vitamin-K-Depletion bei schweren COVID-19-Patienten zu einer beschleunigten Schädigung der elastischen Fasern und zu Thrombosen führt, was auf eine beeinträchtigte Aktivierung von MGP (Matrix-Gla-Protein) bzw. Endothelprotein S zurückzuführen ist.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32779537/

„Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Rolle von Vitamin K als möglicher modifizierbarer Risikofaktor für eine schwerere Entwicklung von COVID-19 bei infizierten Patienten mit klinischen Symptomen. Auch wenn ein Ursache-Wirkungs-Zusammenhang nicht nachgewiesen werden konnte, sprechen unsere Ergebnisse dafür, die Rolle von Vitamin K in diesem klinischen Umfeld weiter zu untersuchen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34207745/

„Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass ein niedriger Vitamin-K-Status bei Patienten mit COVID-19 in geschlechts- und altersbereinigten Analysen mit der Sterblichkeit assoziiert war, nicht jedoch in Analysen, die zusätzlich um Komorbiditäten bereinigt wurden.“

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8344499/

„Zu Beginn der akuten COVID-19-Erkrankung waren sowohl Vitamin-K- als auch Vitamin-D-Mangel unabhängig voneinander mit einer Verschlechterung des Schweregrads der COVID-19-Erkrankung verbunden, was auf ein potenzielles synergistisches Zusammenspiel zwischen diesen beiden Vitaminen bei COVID-19 hinweist.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33023681/

„Zusammengenommen schlagen wir einen Mechanismus vor, bei dem eine Lungenentzündung zu einer Vitamin-K-Depletion führt, die eine Abnahme des aktivierten MGP (Matrix-Gla-Protein) und des Proteins S zur Folge hat, was die Lungenschädigung bzw. die Koagulopathie verschlimmert.“

Zink

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34406674/

„Im Allgemeinen scheint es, dass die Serumspiegel von 25(OH)D, Vitamin B12 und insbesondere Zink zum Zeitpunkt der Aufnahme die klinischen Ergebnisse bei COVID-19-Patienten beeinflussen können.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33680350/

„Auch wenn die Einnahme von Zink (innerhalb der empfohlenen oberen Sicherheitsgrenzen) als Prophylaxe einen zusätzlichen Schutz gegen die Entstehung und das Fortschreiten von COVID-19 bieten könnte, müssten dazu klinische Studien durchgeführt werden, aber das Potenzial ist eindeutig vorhanden. Auch nach der Impfung kann ein niedriger Zinkstatus die Impfreaktion beeinträchtigen.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32512490/

„Es wurde nachgewiesen, dass Zink die virale Replikation durch Veränderung der proteolytischen Verarbeitung von Replikasepolyproteinen und der RNA-abhängigen RNA-Polymerase (RdRp) bei Rhinoviren, HCV und Influenzaviren hemmen und die RNA-synthetisierende Aktivität von Nidoviren, zu denen SARS-CoV-2 gehört, vermindern kann. Daher kann angenommen werden, dass eine Zink-Supplementierung von potenziellem Nutzen für die Prophylaxe und Behandlung von COVID-19 sein kann.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/33710631/

„In Anbetracht der direkten antiviralen Eigenschaften von Zink kann davon ausgegangen werden, dass eine Zinksupplementierung für einen Großteil der Bevölkerung von Vorteil sein kann, insbesondere für ältere Menschen und solche, die einem Risiko für COVID-19-Infektionen ausgesetzt sind.“

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34634109/

„Wir haben einen narrativen Überblick über die Belege für die Auswirkungen von Zn2+ auf das Immun- und Nervensystem und den therapeutischen Einsatz solcher Mikronährstoffe bei neurologischen und infektiösen Erkrankungen erstellt, um die mögliche Verwendung von Zn2+ als präventive oder therapeutische Maßnahme bei COVID-19 zu klären. Insgesamt zeigten die Ergebnisse der verfügbaren Daten, dass eine Zn2+-Supplementierung aufgrund seiner neuroprotektiven Eigenschaften nicht nur auf COVID-19-bedingte Symptome, sondern auch auf die Virusreplikation sowie auf COVID-19-bedingte Entzündungen und neurologische Schäden wirken könnte.“

Ob es wohl in diese dramatische Episode der Menschheitsgeschichte passt, dass ich ein Buch über die Psychologie der Rache geschrieben habe? Wer weiß. Was ich weiß ist, dass viele Menschen Angst, Wut, Hass und eben Rachegedanken haben und diese nicht richtig einordnen können. Vielleicht kann mein neues Buch hier einen Ansatzpunkt liefern…

Wie immer wenn ich ein neues Buch veröffentliche, möchte ich es hier auf meinem Blog vorstellen und einen kurzen Abschnitt aus dem Buch zu lesen geben. Ich wünsche viel Interesse und Klarheit dabei!

Kurzinfos:

Bestellen bei Tredition
Auch erhältlich bei: Amazon | Thalia | Hugendubel | buecher.de & Co.

Titel: Psychologie der Rache – Der Weg zur Vergebung
Kosten: Hardcover 17€ | Softcover 25€ | eBook 12,99€
ISBN: 978-3-347-57323-9 (Paperback), 978-3-347-57324-6 (Hardcover), 978-3-347-57325-3 (e-Book)
Verlag: Tredition
Seitenzahl: 130
Wörter: ca. 17.500
Format: Taschenbuch (19×12,5cm)
Veröffentlichungsdatum: 22. März 2022
Leseprobe: auf Tredition

Der Klappentext zum Buch lautet:

Jeder Mensch kommt in seinem Leben in Kontakt mit Rachegefühlen. Doch viel zu selten wird vor dem kritischen Moment reflektiert, wie es überhaupt zu dem Bedürfnis nach Rache gekommen ist – und was nun zur Deeskalation zu tun ist.

Dieses Buch bietet eine Perspektive über die Sinnhaftigkeit von Rachegefühlen und welche unglaubliche Kraft hinter der Vergebung steckt.

Wie komme ich dazu, ein Buch über Rache zu schreiben?

Bücher zu schreiben ist für mich eine Art, um Geschehenes zu verarbeiten. Darum werdet ihr auch eine ganz persönliche Geschichte in diesem Buch finden. Das Erlebte hat bei mir dazu geführt, dass sich Rachegedanken entwickelt haben, die ich eigentlich gar nicht haben wollte.

Aber kein Mensch ist perfekt und kann immer sofort vergeben (so auch nicht ich), weswegen ich dann versucht habe herauszufinden, weshalb diese Gedanken überhaupt da waren. Ich habe unter anderem festgestellt, dass es sehr stark auf die Perspektive des Erlebten ankommt, um das Geschehene zu verarbeiten. Dafür habe ich auch mehrere (teils auch von mir entwickelte) Modelle vorgestellt, die helfen können, Rachegedanken akzeptieren zu lernen und aktiv dazu beizutragen, um den Weg der Vergebung zu wählen.

Letztlich wird der Leser bzw. die Leserin meines Buches ja auch nicht alleine durch das Lesen von ihren Gedanken befreit – dafür ist harte Arbeit notwendig, die nur diejenigen leisten können, die auch willens sind, das Geschehene zu verarbeiten. Manchmal sind wir auch schlicht noch nicht bereit zu verzeihen. Und das ist auch in Ordnung, jeder braucht hier sein eigenes Tempo.

Ich habe jedoch auch versucht, Mut zu geben, indem ich in dem Buch schreibe, wie universell Rachegefühle sind. Auch die Helden in einer Geschichte haben Verluste zu beklagen und so kommt es nicht selten vor, dass der Protagonist unserer Lieblingsgeschichte nach Rache strebt, um seinen Verlust zu vergelten. Aber ist Rache grundsätzlich „schlecht“ oder ist es unter gewissen Umständen gerechtfertigt? Gerade wenn wir uns mit jemandem identifizieren können, haben wir das Gefühl, dass derjenige seinen Verlust vergelten darf. Ja, an mancher Stelle wirkt der Protagonisten dadurch sogar menschlich. Rachegefühle machen uns auch nicht grundsätzlich „unmenschlicher“, es kommt letztlich eher darauf an, wie mit der Situation umgegangen wird.

Ich habe mehrere Filme als Beispiele gewählt, darunter Star Wars, Lucy und Cruella. Ich habe aber auch auf Erzählungen bzw. Geschichten sowie tatsächlich passierte Geschehnisse zurückgegriffen.

Vielleicht ist der Wert dieses Buches für die Leser darin zu bemessen, dass aus einer großen Palette an unterschiedlichen Metaphern die Entstehung und der Umgang mit Rache untersucht und geschildert wird. Es ist sicherlich kein Fachbuch, dafür habe ich bewusst zu wenig Quellen genutzt, dafür aber ein ganz persönliches Buch.

Manchmal sind mehr Beschreibungen auch gar nicht unbedingt besser, deshalb möchte ich nun lieber erstmal mein Buch selbst für sich sprechen lassen.

Ein weiteres „beliebtes Motiv“ des Racheaktes, falls man das so nennen kann, ist die Brandstiftung. Ob es zwischen Mann und Frau, zwischen Mieter und Vermieter oder zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geschieht: Häufig kommt es dazu, dass Menschen versuchen, das Hab und Gut des Gegenübers zu vernichten, oder auch den Menschen, um sich für erlittenes Leid Vergeltung zu verschaffen. Nicht selten schaffen es solche Geschichten auch in die Medien. Doch was steckt dahinter, dass ein Mensch Feuerteufel spielen möchte? Warum wird gerade das Feuer als Mittel zur Vergeltung genutzt?

Das Feuer ist eine sehr gute Metapher für die Rache. Natürlich ist Feuer nicht nur eine Metapher für Rache, sondern auch für Leben generell, für Energie (physisch wie psychisch), für Wärme und Geborgenheit, für Stärke und Entschlossenheit. Aber einige Eigenschaften des Feuers lassen sich sehr gut mit denen der Rache verbinden. So ist ein Feuer impulsiv und unbändig, es verschlingt alles Brennbare in seinen Flammen, wenn es nicht erstickt oder durch Wasser gelöscht wird. Insofern hat Feuer auch in semantischer Hinsicht und als symbolischer Akt nicht viel mit Gnade oder Vergebung gemein, dagegen viel mit der erbarmungslosen Macht des Hasses. Dem Gegensatz des Feuers, dem Wasser werden dagegen viele Eigenschaften zugeschrieben, die mit Gnade und Vergebung einhergehen. Wasser ist sowohl fließend und beruhigend als auch sanftmütig und rein. Außerdem kann Wasser heilen, nähren und sogar reinigen. Wird Feuer durch Wasser gelöscht, dann entstehen Rauch und Asche aus dem Brennmaterial. In gewisser Weise ist die Umwandlung von Stoffen durch das Feuer ein Akt der Zerstörung und des Hasses, entfernt auch der Rache, im Gegensatz zu Wasser, welches Erlösung bietet und den alten Zustand aufrechterhält. Natürlich kann auch ein Mensch mit Wasser Rache verüben (z. B. durch Ertränkung), dies scheint mir jedoch der wesentlich seltenere Fall zu sein. Feuer eignet sich auch für den Rachsüchtigen als das bessere Mittel der Wahl, weil das Feuer Zerstörung und Verwüstung verspricht, was auch durch die Vergeltung das Ziel der Rache ist. Ich möchte hier noch kurz etwas zu Zerstörung anbringen: In vielen Religionen wird auch der Zerstörung ein Gott zugeordnet (zum Beispiel Lucifer, Shiva, Ares…). Zerstörung ist ein natürlicher Teil der Schöpfung, der etwas Erschaffenes in den primordialen Urzustand zurückschickt. Viele Philosophen wie F. W. Schelling sehen den Akt der Zerstörung somit als etwas Reines und Unverfälschtes. 

Neben den bekannten Feuerteufeln gibt es auch Berichte über Racheangriffe durch ein Säureattentat. Dies ist wohl mit die schlimmste Form der Rache, mit welcher das Leben eines Menschen zerstört werden kann, schlimmer noch, als es mit Feuer durch die Verwüstung eines Hauses geschehen könnte. Denn es ist ein großer Schmerz, Hab und Gut zu verlieren, aber es eine wirkliche Qual, nicht mehr in den Spiegel blicken zu können, ohne Reue, Wut, Angst und Trauer zu empfinden. Säure erfüllt hierbei jedoch einen ähnlichen Auftrag wie das Feuer, denn beide sollen Zerstörung und Verwüstung anrichten, wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen des menschlichen Erlebens.

Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn euch mein Buch gefällt und ihr euch zu einem Kauf entschließen würdet. Falls ja bedanke mich an dieser Stelle schon mal und wünsche viel Spaß beim Lesen.

Herzlich
Tristan


Weitere Informationen

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Hast du dir nicht auch schon einmal wunderliche Fragen im Alltag gestellt oder vielleicht in Tagträumen, auf die du keine Antwort gefunden hast? Ich auch.

Wie sollte deiner Vorstellung nach eine ideale Welt aussehen? 
Was zeigt dir ein De-ja Vù?
Sind Träume für dein Bewusstsein so real, wie der Wachzustand?

In spannenden Vorträgen versuche ich Interesse durch Bewusstheit und Einfachheit mit Wissenschaft & Esoterik zu kombinieren. Dabei entstehen dann faszinierende Denkansätze, welche zu mehr Fantasie und Kreativität anregen können. Nimm dir ein wenig Zeit und lass dich von den Ideen anstacheln.

☼Setz dich in Bewegung und die Welt mit dir ☽

Es ist so weit: Ich habe mein Masterstudium im September erfolgreich bestanden und konnte damit auch meine Masterarbeit auf ResearchGate veröffentlichen. Ich habe lange auf diesen Tag gewartet und freue mich nun, euch das Thema näher vorstellen zu können. Gerade auch deshalb, weil das Thema so aktuell ist, so ein hohes Konfliktpotential besitzt und Probleme verursacht, benötigen wir neue Perspektiven, Ideen und Ansätze, um die COVID-19-Pandemie zu überwinden. Im Biopsychosozialen Modell (BPSM) findet sich eine Theorie, die, wie ich durch meine Masterarbeit beschrieben habe, dazu geeignet wäre. Doch dazu folgend mehr.

Wer keine Zusammenfassung haben möchte, sondern es eigenständig nachlesen möchte, kann dies hier tun:

http://dx.doi.org/10.13140/RG.2.2.17428.58245

Eine kleine Anmerkung: Wieso habe ich meine Masterarbeit erst jetzt – fünf Monate nach Bestehen des Studiums – veröffentlicht? Ich habe sehr lange darauf gewartet, dass das von mir angefragte Journal die Masterarbeit einbindet. Leider wurde die Masterarbeit in ihrer bestehenden Form erst nach fünf Monaten abgelehnt. Darum habe ich entschieden nicht mehr länger warten zu wollen. Schließlich wird die COVID-19-Pandemie nicht mehr aktueller als sie es jetzt gerade ist.

https://www.nomos-shop.de/tectum/titel/covid-19-aus-biopsychosozialer-perspektive-id-105864/

Wichtig: Unter dem Titel „COVID-19 aus biopsychosozialer Perspektive“ ist meine Masterarbeit Anfang 2022 als Buch und als Open-Access im Tectum-Verlag erschienen.


Kurzvorstellung

Datum der Einreichung: 28. Juli 2021

Prüfung: Academic Institute for Higher Education & London Metropolitan University (LMU)

Anzahl an Seiten: 65

Quellen: 155 (die hier verwendeten Quellen finden sich in der Masterarbeit wieder)

Theoretische Auseinandersetzung: 

Anwendung des Biopsychosozialen Krankheitsmodells (BPSK) nach George L. Engel (1977) auf die COVID-19- Pandemie in Deutschland

Forschungsfragen: 2

  1. Wie ist COVID-19 aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen?
  2. Wie sind die non-pharmakologischen Interventionen während der COVID-19-Pandemie in Deutschland aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen?

Suchstrategie & -auswertung:

a) Nach Kriterien der Cochrane Stiftung Deutschland (2020)
b) Nach dem Falsifikationismus des Wissenschaftsphilosophen Karl R. Popper

Abstract:

Die durch den Erreger SARS-CoV-2 ausgelöste COVID-19-Pandemie wird trotz neuer medizintheoretischer Erkenntnisse stets aus der Perspektive der Biomedizin bzw. des pathogenetischen Modells von Krankheit beurteilt. Die vorliegende Masterarbeit erläutert den Nutzen des biopsychosozialen Modells nach Engel (1977) als notwendige Erweiterung der Biomedizin zur Überwindung der COVID-19-Pandemie in Deutschland. Durch eine Suchstrategie nach den Kriterien der Cochrane Stiftung Deutschland und der wissenschaftstheoretischen Methode des Falsifikationismus nach Karl Popper sollen entsprechende Studien zur COVID-19- Pandemie in Deutschland ausgewertet und der aktuelle Wissensstand aufgezeigt werden. Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die autoregulativen Eigenschaften des Menschen durch das Immunsystem und andere Körpersysteme präventiv vor COVID-19 schützen. Die COVID-19-Pandemie ist primär durch Immunschwächen aufgrund von Alterung oder Komorbiditäten zu erklären. NPIs können die Anzahl an Infektionen verzögern, diese aber nicht verhindern. Der Effekt vieler Maßnahmen (Lockdown, Nationale Teststrategie, MNS) muss dringend aufgearbeitet werden, um eine Nutzen-Schaden-Abwägung potentieller Kollateralschäden gegenüber dem Infektions- und Erkrankungsrisiko zu gewährleisten. Die Risikokommunikation über SARS-CoV-2 ist verbesserungswürdig, da Modellrechnungen über exponentielles Wachstum und die Überlastung des Gesundheitssystems sowie Berechnungen über die Letalität des Erregers bisher unzureichend waren. Zudem können durch die zunehmende epidemiologische und virologische Abstraktion der COVID-19-Pandemie andere ebenso wichtige Bereiche vernachlässigt oder durch die Risikokommunikation sogar beeinträchtigt werden. Im Sinne des biopsychosozialen Krankheitsmodells ist die Gleichberechtigung der drei verschiedenen Bereiche des Menschen (Soziales, Psychologie, Biologie) unbedingt in dieser und zukünftigen Pandemien zu fokussieren.


Zur Einführung

Wie ihr bereits wisst, habe ich bereits im Mai (und aktualisiert im Oktober) 2020 meine COVID-19-Analyse verfasst. Ich habe bewusst keine der Inhalte aus der Analyse genutzt, um meine Masterarbeit zu untermauern. Dies bedeutet: Ich habe während des Schreibprozesses nicht einmal meine Analyse gelesen (oder auch nur im entferntesten darüber nachgedacht, jene Ansätze in die Masterarbeit zu integrieren). Dennoch hat sich meine Gesinnung natürlicherweise nicht um 180° gedreht.

Die Perspektive, die ich während meiner COVID-19-Analyse (2020) eingenommen habe, kam schließlich erst dadurch zustande, dass ich das Wissen über Gesundheit, was ich bereits über mein (Selbst)Studium erworben habe, auch anwenden wollte.

Dasselbe gilt bei meiner Masterarbeit: Die Masterarbeit ist ein Produkt meiner eigenen Vorstellungen, Glaubenssätze, Motive und Wünsche. Etwas anderes zu behaupten, wäre schlicht unwissenschaftlich. Und wir sehen es auch anhand der COVID-19-Pandemie, dass Spezialisten, die in ein und demselben Fach ausgebildet wurden, trotzdem eine unterschiedliche Meinung haben (ohne, dass einer von beiden als unwissenschaftlich abgestempelt werden kann!).

Dies liegt meiner Meinung nach daran, welches Wissen (auch zusätzlich zum Studium) erworben wurde, welche Bedeutung bestimmten Aspekten des Lebens zugeordnet wird (z.B. Moral, Objektivität etc.) und eben welche Perspektive versucht wird einzunehmen.

Wer einmal wissenschaftlich geforscht und gearbeitet hat, der weiß bestens, dass auch Studien im Sinne eigener Interessen (z.B. der Pharmaindustrie, Politik) manipulierbar sind. Wer etwas anderes behauptet hat, der hat schlicht wenig Ahnung von Wissenschaft.

Dies bedeutet natürlich nicht, dass wir uns nicht um eine möglichst sachliche, neutrale und offene Position bemühen sollten. Dies ist der Kern aller wissenschaftlicher Bestrebungen! Die Zeit, in welcher die exoterische Wissenschaft allerdings glaubt, dass es einen „neutralen Beobachter“ gibt, ist schon länger vorbei. Nicht nur durch Experimente der Quantenphysik, erkenntnistheoretische und wissenschaftstheoretische Probleme, sondern auch ganz real erfahrbar: Ich verweise an dieser Stelle einfach mal auf die Bücher „Die Mechanismen der Skandalierung“ und „So lügt man mit Statistik„.

Sicherlich wäre die Abstraktion der Wissenschaft einen eigenen Beitrag wert, allerdings möchte ich einfach im Zuge meiner Masterarbeit auf etwas ganz Grundsätzliches hinweisen, was vielen Missverständnissen vorbeugt: Auch ich bin nicht frei von subjektiven Eindrücken. Aber ich kann dies zugeben. Und gerade weil ich mir darüber bewusst bin, dass ich eine bestimmte Perspektive habe, kann ich versuchen, sie dir näher zu bringen. Wenn du mir deshalb nicht zuhören möchtest, ist das in Ordnung. Für einen wissenschaftlichen Diskurs braucht es aber immer zwei offene Geister und ich bin es dann nicht, der sich vor diesem Diskurs verschließt. Ich gebe nur vorab meine eigene Voreingenommenheit zu (was viele nicht tun würden, die sich Wissenschaftler nennen).

Inhalt

Anfänge

Also, was habe ich erforscht und wie bin ich vorgegangen?

Nach der Themenfindung im März habe ich zu allererst das Exposé im April geschrieben und die Forschungsfragen aufgestellt. Dabei ging es darum, den aktuellen Stand zu charakterisieren und die Motive sowie den Nutzen der Masterarbeit zu erläutern.

Biopsychosoziales Krankheitsmodell

Dann habe ich eine Literatursuche zum Thema Biopsychosoziales Modell nach George L. Engel (1977) durchgeführt. Dadurch bin ich zu einigen erstaunlichen Ansichten und Erkenntnissen gelangt.

Josef W. Egger hat es 2005 gut auf den Punkt gebracht: Die von Engel postulierte Theorie von Gesundheit und Krankheit ist die derzeit kohärenteste Medizintheorie. Warum? Weil das „alte“ pathogenetische/biomedizinische Paradigma diverse medizintheoretische Probleme aufweist, die insbesondere auch anhand der steigenden Kosten und Ressourcen im Gesundheitssystem sichtbar werden (Wade & Halligan, 2017; Bolton & Gillet 2019). Herkömmliche Therapien und Methoden (z.B. auch Ernährungstherapien) scheinen nicht „die ultimative Lösung“ zu sein.

Das Biopsychosoziale Krankheitsmodell (BPSK) funktioniert auch einfach deshalb in der Therapie besser, weil es „das ganze System Mensch“ mit all seinen Facetten berücksichtigt. Dies bedeutet: Biologie, Psychologie und Soziales werden als analoges Wirkungsgeschehen betrachtet, bei denen Störungen immer gleichsam auftreten. Das biomedizinische Modell betrachtet demgegenüber Krankheiten hauptsächlich körperlich/biologisch, was auch schon vom Begründer der Psychosomatik Thure von Uexküll kritisiert wurde: So entstehe nämlich überhaupt erst die Krise der Medizin im 21. Jahrhundert, denn der Mensch wird so behandelt, als sei er ein „Körper ohne Seele“ oder eine „Seele ohne Körper“ (Otte, 2001).

Das BPSK kann in seiner erweiterten Theorie (mind-body-unity-theory bzw. Theorie der organischen Einheit; bei der auch Spinozas Leib-Seele-Identitätstheorie eine tragende Rolle spielt) aber in seiner Bedeutung noch viel mehr leisten, als die dualistische Überwindung des Cartesianismus (Körper und Seele seien getrennte Instanzen). Das BPSK bietet erstmals die Chance, die Klassifizierung von Krankheiten in psychosomatisch und nicht-psychosomatisch zu überwinden und ein einheitliches semantisches Begriffssystem zu schaffen.

Entscheidende Wegbereiter des Biopsychosozialen Krankheitsmodells waren übrigens das Salutogenese-Modell von Antonovsky (1979), das Stress-Modell von Selye (1936), die System-Theorie von Bertalanffy (1950) und das Risikofaktoren-Modell (Pauls, 2013).

Zur Übersicht ist folgende Grafik (in Anlehnung an Engel, 1977) hilfreich:

Abb. 1: Das biopsychosoziale Krankheitsmodell zeigt die verschiedenen Auslöser und Risikofaktoren, die die Entstehung von Krankheiten begünstigen können. Dabei ist kein Aspekt weniger wichtig, sondern alle Aspekte, der biologische, psychologische und soziale Aspekt, können gleichermaßen zur Pathogenese beitragen (Quelle: In Anlehnung an Engel, 1977).

Insgesamt stellt das BPSK dem Menschen die autoregulative Selbstkompetenz aus: Dies bedeutet, dass der Mensch (aus systemischer Perspektive) die Schnitsstelle zwischen Biologie, Psychologie und Soziales ist und somit darauf auch Einfluss nehmen kann. Damit wird wieder einmal eine Volksweisheit bestätigt: Jeder ist seines Glückes Schmied. Der Mensch kann sich vor Erkrankungen schützen und ist äußeren Faktoren nicht hilflos ausgeliefert.

Dies sollte zur kurzen Einführung in George L. Engels Modell reichen.

Forschungsfrage 1: COVID-19 und das BPSK

Nach der Erarbeitung des BPSK bin ich zu meiner ersten Forschungsfrage übergegangen: Wie ist COVID-19 aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen?

Hierfür habe ich alle relevanten Informationen zu COVID-19 aus epidemiologischer Perspektive beschrieben. In der Kürze liegt die Würze: COVID-19 ist eine Erkrankung, die sehr häufig gar nicht bis kaum bemerkt wird, also mild verläuft, in einer nicht unbeträchtlichen Anzahl allerdings auch zum Tode führen kann. Jedoch sind ca. 89 % der Verstorbenen mit einem positiven SARS-CoV-2-RT-PCR-Test älter als 69 Jahre und das Durchschnittsalter liegt bei 84 (Robert Koch-Institut, 2020d). Außerdem weist eine Vielzahl an Verstorbenen (74 % in einem systematischen Review von Gold et al., 2020) bis zu mehrere Begleiterscheinungen auf (in einer Studie von Onder, Rezza & Brusaferro, 2020, sogar 99,2%!). Schon hier ist die im Abstract erwähnte Tatsache nachvollziehbar, dass die COVID-19-Pandemie hauptsächlich durch Alterung und Komorbiditäten entsteht. Auch die von Streeck und Ioannidis berechnete Infection Fatility Rate (IFR) bzw. Infektionssterblichkeitsrate von 0,36 % bis 0,15 % untermauert dieses Argument.

Dies ist jedoch „nur“ die epidemiologische bzw. nach Engel die biologische Seite der COVID-19-Pandemie. Zu dieser Pandemie gehört mehr als nur die Feststellung, dass ein Virus für einen Menschen potentiell gefährlich werden kann (oder harmlos ist). Vielmehr muss die Frage gestellt werden: Wieso gibt es bei einigen Menschen überhaupt die Bedingungen (Psyche, Bios, Soziales), dass ein Virus Schaden verursacht, während andere Menschen völlig unberührt davon bleiben?

Hier setzt wieder das BPSK an: Krankheit ist ein dynamisches Geschehen und kann nicht nur auf Viren reduziert werden. Vorab gab es bestimmte Ereignisse im Leben eines Menschen (Stress, schlechtere Beziehungsqualität, Unbehagen/Angst etc.), die dazu geführt haben, dass der Mensch generell Krankheitsanfälliger geworden ist (durch was genau ist laut BPSK unerheblich, da analog!).

Also zentrale Folgerung, die auch Naumova (2020) zieht: Schaden entsteht nicht ausschließlich durch den Erreger SARS-CoV-2 und die Lungenerkrankung COVID-19, sondern auch durch Mängel in Gesundheitssystemen, die Misskommunikation, die durch Kriegsrhetorik verstärkt wird und die Angst, die davon abhält, rational gesellschaftliche Lösungen zu finden.

Die evolutionären Überlegungen zur grundsätzlichen Funktionsweise von organischen Einheiten decken sich auch mit der biologischen Entdeckung des Selbsterhaltungstriebs (Autopoiesis) von Lebewesen (Salvucci, 2012). Diese als grundsätzlich betrachtete Eigenschaft von Lebewesen führt nicht nur zum Überleben und zur Arterhaltung, sondern auch zur Diversität innerhalb des Evolutionsprozesses (Symbiogenese). Damit wird erstmals erklärbar, dass die Vielfalt der Lebewesen auf dem Planeten Erde nicht nur auf Konkurrenz und Egoismus zurückzuführen ist, sondern auch auf Integration und Zusammenarbeit. Der Auslöser von viralen Erkrankungen sollte somit nicht kausal auf die Infektion mit einem Virus zurückgeführt werden, sondern in Bezug auf die mangelnde Anpassung des Immunsystems an die Umgebung durch psychosoziale Faktoren wie Stress oder fehlende Bewältigungsstrategien (Coping-Strategien) untersucht werden. Wie in Abbildung 1 (S. 11) erkennbar, sind Viren nur einer von potentiell zwölf und mehr verschiedenen biopsychosozialen Faktoren, die zur Pathogenese beitragen können.

Nolting, 2021, S. 18-19

Auf der anderen Seite gibt es viele Wege, die das Immunsystem als „Kommunikationsschutz“ des zentralen Nervensystems präventiv schützen können.

Auf sozialer Ebene: Verwundbarkeit und Stigmatisierung erkennen, Freundschaften und Beziehungen pflegen, soziokulturelle Faktoren fördern und sozialen Stress reduzieren (Bartolomucci & Sapolsky, 2020, Vinkers et al., 2020)

Auf biologischer Ebene: körperlichen Stress (oxidativen Stress) reduzieren, Mangelernährung vorbeugen (Vitamin D und andere Vitamine und Mineralstoffe notfalls supplementieren!) und gesunden Lebensstil führen, Vorerkrankungen vermeiden – was eigentlich klar sein sollte – Sport und Entspannung fördern (Hamer et al., 2020; Lange & Nakamura, 2020; Pereira et al. 2020; Yisak et al., 2021; Gasmi et al., 2020).

Auf psychologischer Ebene: psychosozialen Stress vermeiden, Resilienz aufbauen, emotionales Wohlbefinden fördern, Therapie und Schutz suchen, Natur aufsuchen (Leonardi et al., 2020, D’Acquisto, 2017; Rouse & Sehrawat, 2010)

Übrigens: Was Long-COVID eigentlich ist, ist noch gar nicht so genau erforscht. Long-COVID könnte sich letztlich sogar einfach als „pandemic-fatigue“ (Pandemie-Erschöpfung) herausstellen und/oder auf einen ungesunden Lebensstil vor der Infektion mit SARS-CoV-2 zurückführen lassen, z.B. Mangelernährung (Butler und Barrientos (2020). Jedenfalls ist Long-COVID eine Mediengeschichte, die sich wissenschaftlich nicht gut decken lässt. So haben beispielsweise in der Studie von Sudre et al. (2021) nach 12 Wochen nur noch 2,3 % der Probanden überhaupt Symptome, die alle nicht irreparabel sind und sogar durch psychosozialen Stress verursacht sein könnten. Wo Karl Lauterbach also immer seine Zahlen hernimmt (insbesondere auch bei Kindern, was noch wesentlich schwieriger ist), weiß ich auch nicht. Ich gehe aufgrund der Aktualität (Framing/Priming) und emotionalen Anteilnahme von kognitiven Bias aus.

Fazit: Bei SARS-CoV-2 und COVID-19 muss man „das Rad nicht neu erfinden“. Angst ist in dieser Situation weniger hilfreich, als die allgemeine Motivation das Immunsystem zu stärken.

Forschungsfrage 2: Non-pharmakologische-Maßnahmen (NPIs) in Deutschland und das BPSK

Nach der ersten Forschungsfrage habe ich mich dann der zweiten FF gewidmet: Wie sind die non-pharmakologischen Interventionen während der COVID-19-Pandemie in Deutschland aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen? Dieser Teil meiner Masterarbeit nimmt wohl am meisten Platz ein, da es hier viel zu sagen gibt. Insbesondere habe ich die nationale Teststrategie, den Lockdown und die MNS-Verordnung untersucht.

Vorweg: Es gibt wenig Evidenz aus Deutschland (!) um die Maßnahmen in Deutschland zu rechtfertigen. Selbst das RKI fasst nur Ergebnisse aus anderen Ländern auf und gibt aufgrund dessen dann für die Regierung Empfehlungen – was ich für sehr schwierig halte (Robert Koch-Institut, 2020e). Es gibt eigentlich nur eine Studie in Deutschland von Wieland (2020), die die Kriterien guter Evidenz erfüllt. Diese kommt zu dem Schluss, dass der Rückgang der Infektions- und Erkrankungszahlen durch freiwillige Verhaltensänderung und die Vermeidung von Massenveranstaltung zu begründen ist. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch eine Analyse (CODAG-Bericht-Nr. 16) von Forschern der Ludwigs-Maximilian-Universiät München (Kauermann, Küchenhoff & Berger, 2021). In dieser Analyse wird auch die Problematik der Störanfälligkeit der 7-Tage-Inzidenz gegenüber dem R-Wert aufgeführt (wie auch Wieland in seiner Arbeit bemerkt).

Anhand des Kausalschleifendiagramms (in Anlehnung an Klement, 2020, S. 3) wird die Komplexität der Maßnahmen deutlich: Die Wirkung von NPIs auf allen Ebenen (Gesellschaft, Ökonomie, Ökologie, Soziales) zu verstehen, ist vielleicht ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb wird in dieser Abbildung auch die Komplexität maximal reduziert, um die Auswirkungen der NPIs überhaupt irgendwie begreifbar zu machen. Nur zum Verständnis: Diese Abbildung liefert also keineswegs eine vollständige und realitätsnahe Auffassung der Wirklichkeit, aber es scheint gerade das Beste zu sein, was wir haben.

Abb. 5: Ein Kausalschleifendiagramm, welches die Komplexität des umweltindividuellen, sozioökonomisch-politischen Systems der COVID-19-Pandemie zeigt. Ausgehend von den NPIs entstehen potentiell nachteilige Auswirkungen auf die Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft und das Individuum. Um die NPIs aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen, muss die Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas erkannt und die im BPSK angewandte System-Theorie berücksichtigt werden (Quelle: in Anlehnung an Klement, 2020, S. 3).

Aus dem BPSK wird klar: Veränderungen auf einer Ebene (Biologie) führen auch zu Auswirkungen auf den anderen beiden Ebenen (Psychologie, Soziales). Das heißt: Maskentragen ist nicht nur eine biologische Herausforderung, sondern auch eine psychologische und soziale. Lockdowns sind nicht nur psychische Herausforderungen, sondern auch biologische und soziale. Und Kontaktbeschränkungen sind nicht nur soziale Herausforderungen, sondern auch biologische und psychologische.

Die Vielzahl an Maßnahmen, die erlassen wurde, um das Virus zu stoppen, haben uns am Ende vielleicht ein Eigentor geschossen: Nicht nur, weil aufgrund der Komplexität der dynamischen (Umwelt (vgl. Chaos-Theorie) Kontrollen ganzer Gesellschaften unmöglich sind (Stichwort: Soziodynamik), sondern auch fatal sein können: Die Kollateralschäden werden kaum beachtet, (vermutlich, weil auf die Pandemie mit dem veralteten biomedizinischen Paradigma reagiert wurde) obwohl sie schon jetzt immens hoch sind:

Diverse Forschergruppen kommen inzwischen auch zu dem Schluss, dass NPIs wie Lockdowns und Kontaktbeschränkungen in Deutschland vermehrt zu Gewalt, Angst, Distress, depressiven Symptomen, verringerter Autonomie, verminderter Beziehungsqualität und allgemein schlechterer mentaler Gesundheit, insbesondere auch bei Kindern und Jugendlichen, beigetragen haben (Schwinger et al. 2020; Rothe et al., 2021; Peters et al., 2020, Bäuerle et al., 2020; Jung et al. 2020). Weiterhin lässt sich aufgrund des Lockdowns eine sogenannte „Pandemie-Erschöpfung“ (pandemic-fatigue) feststellen, bei der Menschen, je länger sie dem Lockdown unterliegen, immer stärkere psychologische Schäden erleiden (Moradian et al., 2021).

Nolting, 2021, S. 35

Eine Übersicht zu den Studienergebnissen psychosozialer Kollateralschäden findet sich in der Übersichtstabelle in meiner Masterarbeit auf Seite 43.

Hervorheben möchte ich zum einen noch das Deutsche Netzwerk für Evidenzbasierte Medizin e.V., welches hervorragende Fragen gestellt hat, die darauf zielten, die bestehende Evidenz zu den Maßnahmen und der nationalen Teststrategie in Deutschland zu hinterfragen (Ebm, 2020). In meiner Masterarbeit findet sich auch eine Abbildung hierzu (S. 31). Anhand dieser Grafik wird klar, dass das Infektionsgeschehen (insbesondere die 7-Tage-Inzidenz) nicht besonders hilfreich ist, um die COVID-19-Pandemie zu überwinden, teils sogar sehr fehleranfällig. Vielleicht ist dieser Wert sogar hinderlich: Das Infektionsgeschehen lenkt von wirklich wichtigen Markern wie der Hospitalisierungsrate und den Todesfällen ab. Nichtsdestotrotz: Es lässt sich konstatieren, dass die Modellrechnungen, die eine Überlastung des Gesundheitssystems prophezeiten, wie etwa Barbarossa et al. (2020) oder Belousova (2020), stets ungenügend waren und nie eingetreten sind (was sich auch nicht durch das Präventionsparadox erklären lässt!). Das Ziel der „Vermeidung der Überlastung des Gesundheitssystems“ kann schon lange kein guter Grund mehr für die Erlassung von NPIS sein.

Hier muss zukünftig mehr Skepsis gegenüber solchen Prognosen herrschen, um Angst und Panik zu vermeiden, was wiederum, wie aus dem Kausalschleifendiagramm hervorgeht, die Geschwindigkeit politischer Entscheidungen verringern würde, mit der Maßnahmen erlassen und Folgeschäden produzieren werden (s.o.).

Zum anderen möchte ich noch das Thema der Maskenpflicht hervorheben. Hier hat Daniela Prousa mit ihrer Studie (auch unter Bezugnahme des BPSK) gute Arbeit geleistet. Den Abschnitt meiner Masterarbeit möchte ich, gerade weil er so wichtig ist, ungeschminkt anfügen:

Die Psychologin Daniela Prousa führte 2020 innerhalb ihrer Studie eine um- fassende Befragung zu den psychovegetativen Beschwerden bezüglich der Mund-Nasen-Schutzverordnung durch. Mit besonderem Verweis auf das biopsychosoziale Krankheitsmodell nach George L. Engel (bei ihr „biopsychologisches Modell“ genannt), erklärt sie die Wechselwirkungen zwischen physiologischen und psychologischen Prozessen über die subjektive Intensität von psychovegetativen Stressreaktionen. So können Masken theoretisch zu einem durch die Kognition bedingten Stressfaktor werden, der sich dann auch (z.T. über die Atmung) nachteilig auf den Körper auswirkt. Diese Annahme hat sich auch in der repräsentativen Umfrage von Prousa bestätigt: Über 60 % der Teilnehmer (von 1.010 Fragebögen) leiden unter aversionsbedingtem MNS-Vermeidungsbestreben, sozialem Rückzug, herabgesetzter gesundheitlicher Selbstfürsorge (bis hin zur Vermeidung von Arztterminen) oder der Verstärkung vorbestandener gesundheitlicher Probleme (posttraumatische Belastungsstörungen, Herpes, Migräne). Laut Prousa zeige sich die Dringlichkeit der Überprüfung der Mund-Nasen-Verordnung auch in der Regelmäßigkeit des Gebrauchs der Maske, da regelmäßige psychovegetative Reaktionen zu schwerwiegenden Krankheiten oder schweren psychosozialen Folgen beitragen können (Prousa, 2020).

Zu ähnlichen Ergebnissen wie Prousa kam auch eine deutsche Forschergruppe: Das Review von Kiesilinski et al. (2021) umfasst 44 (zumeist experimentelle) Studien und stellt relevante Nebenwirkungen der MNS-Verordung mit medizinischen Konsequenzen für MNS-Träger fest. Die objektivierte Auswertung ergibt nicht nur kurzfristige Veränderungen in der Atmungsphysiologie mit signifikantem O2-Abfall und CO2-Anstieg, Auftreten von Atemstörungen, Erschöpfung und Kopfschmerzen, sondern auch mögliche langfristige Auswirkungen. Der durch die Masken resultierende Anstieg an CO2 könnte langfristig zu Hyperkapnie führen, ein Phänomen, welches laut Kiesilinski et al. (2021) und Sikter et al. (2017) auch in der Pathogenese von Zivilisationserkrankungen relevant ist.

Nolting, 2021, S. 38-29

In Anbetracht dieser Ergebnisse ist die Ablehnung des Eilantrages von Prousa gegen die Maskenpflicht vor dem Verwaltungsgericht Berlin höchst erstaunlich. Die Begründung ist indiskutabel unzureichend und zeigt einmal mehr auf, dass in Deutschland kein Interesse an einer integrativen Sicht auf Gesundheit mit einer erweiterten Medizintheorie nach Engel (1977) besteht: „Ein Eingriff liegt nicht bereits vor, wenn nur das psychische oder seelische Wohlbefinden betroffen ist, vielmehr muss die körperliche Unversehrtheit tangiert sein.“ (Verwaltungsgericht Berlin, 2020; Berliner Vorschriften- und Rechtsprechungsdatenbank, 2020, S. 5).

Fazit: Eine Nutzen-Schaden-Abwägung von Maßnahmen muss dringend auch auf nationaler Ebene berücksichtigt und aufgearbeitet werden, um potentiellen Schaden zu vermeiden. Kampf & Kulldorf (2021) haben eine gute Forderung formuliert. Sie schreiben: Wissenschaftler, Beamten des öffentlichen Gesundheitswesens, Journalisten und Politiker haben alle kurzfristigen bzw. langfristigen geistigen und körperlichen Kollateralschäden durch die COVID-19-Kontrollmaßnahmen abzuwägen und zu berücksichtigen.

Diskussion

Schlussendlich habe ich dann nach den Forschungsfragen und den Übersichtstabellen der Forschungsergebnisse den Diskussionsteil geschrieben. Dazu gehörten ein Fazit, aber auch Operationalisierungen zukünftiger Forschungsfragen und Stärken sowie Limitationen dieser Arbeit.

Ideen für zukünftige Forschung:

  1. Die Rolle des Immunsystems in Beziehung zu anderen internalen (Mikrobiom, endokrines System, zentrales Nervensystem etc.) und externalen (Beziehungen, Gesellschaft, Umwelt etc.) Systemen als Schutz vor COVID-19
  2. Die Auswirkung durch die Internalisierung von sozialen Werten, die durch die COVID-19-Pandemie in Deutschland entstanden sind und dessen Auswirkungen auf die biopsychosoziale Gesundheit
  3. Der Einfluss medialer Berichterstattung über Pandemien auf das psychische, physische und soziale Wohlergehen und die Krankheitsanfälligkeit

Letztlich ist noch eine Übersicht zu den Stärken und Limitation zu dieser Arbeit erheblich. Diese findet sich sehr übersichtlich in folgender Tabelle:

StärkenLimitationen
Kontextualisierung verschiedener Hypothesen in eine übergreifende Medizintheorie (BPSK)Zumeist geringe Qualität & Quantität bisheriger Studien zum BPSK 
Ausgewogene Suchstrategie und -auswertungFormale Vorgaben
Übersicht zu StudienergebnissenEffektstärke von PIs auf NPIs unbestimmt
Reflexion einer Nutzen-Schaden-Abwägung
Darstellung der Komplexität des Geschehens

Hinweise & Ergänzungen:

Das Schreiben der Masterarbeit hat mir großen Spaß gemacht. Der Zeitraum erschloss sich etwa über 3 Monate intensiver Recherche. Ich habe viele interessante Forscher und wissenschaftliche Arbeiten entdeckt und konnte meinen Wissenshorizont enorm (integrativ, ganzheitlich) erweitern. Außerdem konnte ich bestimmte Thesen, die ich bereits in meiner COVID-19-Analyse (2020) vertreten habe, besser einordnen. Dies hat sich schlussendlich dann auch in meiner Arbeit (und der Bewertung) gezeigt: Die COVID-19-Pandemie ist ein Thema, in das ich mich sehr stark vertieft habe und dies haben die Prüfer gemerkt.

Dennoch bin auch ich nicht fehlerfrei oder allwissend. So habe ich beispielsweise eine Arbeit (Experimental Assessment of Carbon Dioxide Content in Inhaled Air With or Without Face Masks in Healthy Children: A Randomized Clinical Trial) von Walach et al. (2021) in meine Masterarbeit eingebunden, die kurz vor Abgabe (16. Juli) noch vom Journal (JAMA Network) zurückgezogen (retracted) wurde. Ich hoffe, dass meine Arbeit nun nicht in diese Richtung polarisiert wird und, dass nur auf die zurückgezogene Studie verwiesen wird und wie unwissenschaftlich diese ist (nennt man übrigens „Cherry Picking“). Diese Studie ist letztlich auch nur ein Argument (und auch kein Hauptargument bzw. keine Schlüsselthese) in einer logischen Argumentationskette, wie ich finde. 

Außerdem bin ich mir auch selbst nicht sicher, was ich vom Rückzug des Journals halten soll (insbesondere, weil die Prüfer vor Veröffentlichung ihr OK gegeben haben, also dürfte eine grundsätzliche Validität gegeben sein). Ich kann mir auch vorstellen, dass die gesellschaftlichen Implikationen dieser Studie für das Journal zu heikel waren – dies befinde ich als einen berechtigten Gedanken. Hier kann ich allerdings nur spekulieren.

Jedenfalls hatte ich auch meine Gründe, warum ich diese Studie überhaupt mit eingebunden habe:

Die Studie diente meiner grundsätzlichen Skepsis gegenüber dem Nutzen von Masken, insbesondere bei Kindern, die völlig wehrlos fast jeden Tag in der Schule Masken tragen müssen. Für mich bräuchte es keine Studie, um festzustellen, dass Masken Kindern nicht guttun. Man kann die Kinder ja auch einfach fragen (und hier zählt die Erfahrung jedes Kindes, nicht nur die Statistik). Aber weil dies nicht beachtet wird (das eigene psychologische Wohlbefinden ist in dieser Pandemie schließlich nicht so wichtig wie das Virus zu stoppen), muss man dann auf Studien zurückgreifen. Noch erstaunlicher als die Ergebnisse von Prousa (2020) oder Kiesilinski et al. (2021) waren daher für mich jene von Walach et al. (2021). In meiner Arbeit schrieb ich:

„Insbesondere auch für Kinder könnte das Maskentragen mit erheblichen Risiken einhergehen. Walach et al. (2021) stellten in ihrer Studie die mehrfache (bis zu 6-fache) Überschreitung des vom Umweltbundesamt festgelegten Grenzwertes von Kohlenstoffdioxid in Räumen (2.000 ppm) nach drei Minuten unter der Maske bei gesunden Kindern fest (Bekanntmachung des Umweltbundesamtes, 2008). Hierbei schienen jüngere Kinder höhere Werte aufzuweisen. Selbst der geringste Wert eines Kindes lag immer noch 3-fach über dem Grenzwert, ab dem es gesundheitsschädlich werden kann. Die Tatsache, dass Kinder über einen Zeitraum von vielen Monaten gezwungen waren (und teilweise noch sind), in der Schule Masken zu tragen, lässt Folgeschäden nicht ausschließen.“

Nolting, 2021, S. 39

Wer genau gelesen hat, stellt auch fest, dass ich sehr vorsichtig formuliert habe: Maskentragen könnte (!) mit Risiken einhergehen. Könnte bedeutet womöglich und nicht absolut. Nach dieser Formulierung habe ich dann die Studie auch nur beschrieben, nicht interpretiert.

Wie dem auch sei, die Studie wurde vom Journal mit der Begründung zurückgezogen, dass wissenschaftliche Ungenauigkeiten festgestellt wurden. Soweit ich das beurteilen kann, hat Walach jedoch die Zweifel ausreichend begründet (JAMA und viele Mainstream-Portale sahen das anders). Dies könnt ihr auch selbst hier nachlesen: 

Hier die Begründung der Autoren auf Retractionwatch nachlesen.
Hier die Stellungnahme von Walach nachlesen.

Diese Studie bleibt also (in dieser sowieso schon hitzigen Diskussionskultur) vorerst ein Streitpunkt.

Addendum zum 2. Juni 2022: Die Studie von Walach et al. wurde neu publiziert (hier bei ScienceDirect zu finden). Ausführliche Erläuterungen zur Studie, Neuveröffentlichung und weitere Gedanken hat Harald Walach in seinem Blog veröffentlicht.

Ich möchte nochmal darum bitten, diese Masterarbeit nicht aufgrund einzelner Studien zu bewerten (einzelne Studien sind auch wichtig, keine Frage), sondern auch versuchen, die Argumente für die hier dargelegte Position nachzuvollziehen. Dieses Anliegen ist auch im Sinne soziokultureller Werte und psychosozialer Risikofaktoren als dringlich einzustufen.

Vielen Dank fürs Lesen.

Herzlich
Tristan