Folgender Blogbeitrag ist als Einleitung zum von mir verfassten Essay „Der Biopsychosoziale Code – Sprache der Medizin des 21. Jahrhunderts“ gedacht. Der Essay ist seit heute (1. Dezember 2022) sowohl als Open-Access auf ResearchGate verfügbar als auch in Buchform bei Tredition erhältlich. Bei einem Buchkauf freue ich mich natürlich riesig über die Unterstützung!


Kurzinfos:

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Auch erhältlich bei: Amazon | Thalia | Hugendubel | buecher.de & Co.

Titel: Der Biopsychosoziale Code – Sprache der Medizin des 21. Jahrhunderts
Kosten: Softcover 33€ / Open-Access kostenfrei
Veröffentlichung: Tredition / ResearchGate
ISBN: 978-3-347-78779-7 (Taschenbuch)
Cover: Kerstin Nolting
Seitenzahl DIN A4 (exkl. Literaturverzeichnis): 66
Wörter (exkl. Literaturverzeichnis): ca. 16.200
Quellen: ca. 150
Veröffentlichungsdatum: 1.12.2022

Die Zusammenfassung zum Essay lautet:

„Der vorliegende Essay soll drei verschiedene Medizintheorien vorstellen: Biomedizin, Psychosomatik und Biopsychosoziale Medizin (BPSM). Nach eingängiger Erläuterung der Stärken und Schwächen jedes Modells wird ein Vorschlag für eine einheitliche logische und semantische Biopsychosoziale Sprache gemacht, da die BPSM als derzeit kohärenteste Theorie von Gesundheit und Krankheit verstanden wird. Das fehlende Begriffssystem der Biopsychosozialen Medizin stellt die derzeit größte Herausforderung bei dieser Medizintheorie dar. Die Überwindung der Sprachbarriere zwischen Therapeut und Patient könnte nicht nur auf theoretischer, sondern auch auf praktischer Ebene zu verbesserten Behandlungsergebnissen führen, da die Kommunikation eine Schlüsselrolle im Gesundheitssystem einnimmt. Die Biopsychosoziale Medizin bietet überdies die Chance, Gesundheit nicht nur auf individueller, sondern auf kollektiver Ebene zu fördern.“


Einleitende Gedanken zum Essay

Der Psychoneuroimmunologe Prof. Dr. Dr. Christian Schubert hat im September 2021 den Nagel auf den Kopf getroffen: Die Corona-Pandemie ist die größte Krise der westlichen Medizin!

Es gibt bisher keine treffendere Beschreibung für die Entwicklung der letzten zwei Jahre. Die Corona-Pandemie hat uns ganz offensichtlich aufgezeigt, dass unser Menschenbild und unsere Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit unzureichend sind. Wie unter dem Brennglas ist dies für den No-COVID-Ansatz sichtbar geworden, den nahezu alle westlichen Regierungen weltweit (mehr oder weniger streng) umgesetzt haben. 

Anhänger von No-COVID behaupten noch heute, rigorose Maßnahmen seien im Bereich Public Health sinnvoll und notwendig, um das Virus auszulöschen, jedoch nicht streng genug umgesetzt oder eingehalten worden. Rigorose Maßnahmen seien wiederum überhaupt erst nötig gewesen, weil das Virus der unsichtbare Feind sei, der in vielen Fällen Todesfälle fordere oder zumindest bei einem großen Teil der Betroffenen Long-COVID auslösen würde. Deswegen – und das ist ja klar – dürfen Maßnahmen, egal was für Folgen sie mit sich bringen könnten, nicht hinterfragt werden. Wer es doch gewagt hat, der wurde unweigerlich als unseriös oder unwissenschaftlich diskreditiert.

Auch wenn schon zuvor kaum ernstzunehmende Argumente für den No-COVID-Ansatz zur Verfügung standen, hat sich die Sinnhaftigkeit seit den Vorfällen in Shanghai endgültig in Luft aufgelöst.

Doch wer sich die Prämissen dieser Ideologie genau angesehen hat, dem ist schon zuvor die einfältige und gar fragwürdige Argumentation aufgefallen: Im Weltbild der No-COVID-Anhänger ist Medizin dem Bereich der Biologie untergeordnet, muss empirisch-messbar und verifizierbar und alles außerhalb dieses Blickwinkels ist irrelevant oder unsinnig. Hier wird eine sehr reduzierte Form des biomedizinischen bzw. pathogenetischen Modells von Robert Koch angewandt, das sich wiederum auf Erkenntnisse des Philosophen René Descartes stützt. Im Cartesianismus gelten Körper und Geist als grundsätzlich getrennt.

Dieser fundamentale Dualismus hatte zu seiner Zeit (im 17. Jahrhundert) durchaus eine Berechtigung, da so Wissenschaftler vor der Deutungshoheit der Kirche eine Rechtfertigung körperlicher Forschungszwecke erreichen konnten. Was heute gerne vergessen wir: Wissenschaftler mussten sich schon immer gewissen Dogmen beugen, noch im Jahr 1799 wurde der Philosoph Johann Gottlieb Fichte von seiner Professur entlassen, weil er als Atheist in Verruf geraten war. Und heute ist es nicht unbedingt anders: Wer sich gegen das vorherrschende wissenschaftliche Dogma stellt, der wird aus der „scientific community“ ausgeschlossen.

Diese auf biologische Lehrmeinungen fixierte Denkweise verwundert umso mehr, wenn bedacht wird, dass wissenschaftlicher Fortschritt immer nur durch neue integrative Theorien möglich war, die bestehende Dogmen abgelöst haben. Ein Vorreiter dieser Überzeugung war übrigens kein geringerer als der österreichisch-britische Wissenschaftsphilosoph Sir Karl R. Popper.

Aber kommen wir zurück zur Medizin: Durch Descartes wurde der Geist das Monument der Kirche (zumindest bis zur Entstehung der Psychologie), während die empirischen Wissenschaften, genauer gesagt die Medizin, einen neuen Forschungszweig entwickeln konnten: die Humanbiologie. 

Die Trennung der einzelnen Wissenschaftsdiziplinen hatte zu Zeiten von Descartes also Sinn und Funktion, doch mit dem heutigen Wissen, was der Menschheit zur Verfügung steht, gibt es keine Rechtfertigung mehr, den biologischen Bereich von dem öko-sozialen oder psychologischen Bereich zu entfremden, gar vorzuziehen. Es ist generell fragwürdig, wie Wissenschaftler (insbesondere Labormediziner) ihre Ergebnisse als allgemeingültig und unumstößlich erachten können, ohne den Bezug zu anderen Disziplinen herzustellen. 

Das Problem der Denkweise heutiger Wissenschaftler liegt demnach in der Prämisse über die Trennung der verschiedenen Bereiche des menschlichen Erlebens. Es ist für die meisten heutigen Biomediziner unvorstellbar, dass die verschiedenen Teilbereiche menschlichen Erlebens trotz ihrer Unterschiedlichkeit alle zur gleichen Wirklichkeit des Menschen gehören. Relevante Beispiele, die dieses Argument untermauern, sind etwa die System-Theorie, die Epigenetik, das psychoneuroimmunologische Modell oder die Darm-Gehirn-Achse.

Auch die heute das Weltbild von Medizinern dominierende Biomedizin (dazu zählen auch Virologen, Epidemiologen & Co.) lässt sich auf individueller wie kollektiver Ebene als unzureichend bezeichnen. Zur Überwindung der derzeitigen medizinischen Krise von epochaler Bedeutung ist eine postmaterialistische Zeit der Aufklärung notwendig, die die vorhandenen Dogmen überwindet und die verschiedenen Wirklichkeitsebenen des Menschen wieder zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenführt. Ein Scheitern dieses Vorhabens könnte nicht weniger als den immer weiteren Verlust der Anbindung des Menschen an die Wirklichkeit bedeuten und damit eine (bereits seit längerer Zeit bestehende aber) immer weitere Zunahme an sichtbaren chronischen (!) Krankheitssymptomen, ohne, dass Mediziner dem etwas entgegenzusetzen hätten.

Erfreulicherweise gibt es bereits alternative Lösungen zum rein materialistisch- und körper-fixierten Ansatz der Medizin: Die Biopsychosoziale Medizin (BPSM).

Die vom amerikanischen Internisten George L. Engel aufgestellte und durch Pionierarbeit im deutschsprachigen Raum von Prof. Dr. Josef Egger unterfütterte Theorie wird heute von vielen Wissenschaftlern als ideales Leitbild der Medizin beschrieben, teilweise sogar als kohärenteste Medizintheorie bezeichnet, aber leider kaum angewandt. Dabei leistet die Biopsychosoziale Medizin nicht weniger als die Überwindung des Leib-Seele-Problems durch die Integration verschiedenster Modelle wie die System-Theorie und das psychoneuroimmunologische Modell. 

In der Biopsychosozialen Medizin wird der Mensch im Kontext eines hierarchischen Systems betrachtet, welches sich von Mikrokosmos bis Makrokosmos erstreckt. Der Mensch steht somit wieder einmal im Mittelpunkt, diesmal aber ohne sich seiner Verantwortung entziehen zu können.

Der Mensch wird im Weltbild der BPSM als Beziehungslebewesen in einem natürlich-hierarchischen System definiert. Dieser medizinische Anthropozentrismus beweist auf wissenschaftlicher Ebene die Fähigkeit des Menschen, sich um sein eigenes „System“ kümmern zu können. Die Gesundheit des Menschen ist hier nämlich kein fester Zustand, sondern eine Fähigkeit, die immer wieder neu geschaffen werden muss. Dabei beschränkt sich Gesundheit nicht auf einen einzelnen Bereich, sondern wird gleichsam als biologisch, psychologisch und öko-sozial anerkannt. Es gibt so auch keine psychosomatischen und nicht-psychosomatischen Erkrankungen, sondern allein solche Erkrankungen, die sich parallel in allen Wirklichkeitsebenen abspielen.

Die BPSM ist nicht irgendeine philosophische Idee, sondern eine theoretisch und praktisch konsistente Medizinperspektive: Ein heute standardmäßig als psychische Erkrankung diagnostiziertes Leiden geht immer auch mit biologischen und öko-sozialen Symptomen einher. Selbiges gilt für biologische und öko-soziale Erkrankungen. 

Unzählige Forschungsarbeiten untermauern die theoretische Validität und den praktischen Nutzen der BPSM. Doch wieso wird sie bisher nicht angwandt, gar für eine seit Jahrzehnten erkannbar unvollständige Medizintheorie missachtet?

Es hat in der Wissenschaftsgeschichte immer einige Zeit gedauert, bis alte Erkenntnisse neue abgelöst haben. So könnte es auch noch einige Zeit dauern, bis Mediziner ihre eigenen Prämissen und die vorhandenen Lehrmeinungen hinterfragen. Doch je schneller Wissenschaftler sich in der von Karl R. Popper geforderten Demut üben, desto mehr Schaden könnte von der Gesellschaft abgewendet werden.

Wissenschaftler sind nicht die Verantwortlichen, wenn es darum geht, bestehende gesellschaftliche Probleme zu lösen. Oder zumindest sollten sie es nicht sein. Doch sie sollten notwendige Impulse liefern, die den Menschen in seinem Wesen fördern. Denn zum Menschen gehört noch viel mehr, als nur die Suche nach der objektiven Wahrheit. Und darum ist es unvermeidbar, dass jeder Mensch sich um sein Schicksal, seine Gesundheit, seine Beziehungen kümmert.

Ein wichtiger Meilenstein zur Verwirklichung dieses Ideals könnte eine Biopsychosoziale Sprache sein, die Mediziner und Patienten gleichermaßen verstehen können. Meine Überlegungen zu diesem Thema habe ich in meinem 60 Seiten ausführlichen Essay „Der Biopsychosoziale Code“ dargelegt.

Im Grunde genommen bietet eine neue Sprache in der Medizin eine Chance, die dualistische Trennung zwischen Körper und Geist zu überwinden. So würde das Gesundheitssystem nicht mehr primär den Körper behandeln, sondern das Wechselspiel zwischen Körper, Geist und Umwelt. Es würde nicht mehr der „Abgrund der Kausalitäten“ verfolgt werden, wie der englische Arzt Thomas Sydenham es bezeichnet hat, sondern die Zusammenhänge wären entscheidend bei der Aufrechterhaltung von Gesundheit. So könnten pathogenetische Begriffe wie Stress, Schmerz und Trauma genutzt werden, die von Patient und Arzt gleichermaßen biologisch, psychologisch und soziologisch verstanden und angewandt werden können. Einen Impuls für eine neue Sprache der Medizin findet sich in „Der Biopsychosoziale Code“.

So oder so, an der Medizin des 21. Jahrhunderts muss sich etwas ändern. Ansonsten droht sie den Hippokratischen Eid und das daraus stammende Prinzip nihil non nocere („Zuerst nicht schaden.“) endgültig zu verraten, vielleicht sogar mehr Schaden anzurichten, als zu verhindern. 

Was, wenn nicht die Dramaturgie der COVID-19-Pandemie könnte uns dazu ermutigen, andere Wege einzuschlagen?


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Das Universum muss in einem Labor entstanden sein. Ein solcher Eindruck könnte zumindest entstehen, wenn die Wissenschaft und im speziellen die Medizin des 21. Jahrhunderts genauer unter die Lupe genommen wird.

„Erkenntnisse“ über den Menschen und seine Umwelt werden im 21. Jahrhundert präferiert in einem kleinen weißen Raum gewonnen, der bis auf den Grund sterilisiert wurde, um potentielle Störfaktoren zu eliminieren. Nur in kleinen transparenten Behältern – Petrischalen mit Nährböden – wird dem Leben noch zugestanden, wachsen zu dürfen. Aber eben nur in dem Maße, wie es für die eigenen Forschungszwecke gestattet ist. Ansonsten hat das Phänomen Leben innerhalb dieses empirisch orientierten Mikrokosmos keine Bewandnis mehr. 

Doch welche Geheimnisse wird der Makrokosmos schon über sich offenbaren, wenn der Mikrokosmos nur innerhalb der Erwartungen des Menschen über Objektivität existierten darf? Wie hoch ist der Wahrheitsgehalt von Beobachtungen, die nicht in der natürlichen Umwelt stattfinden, sondern nur unter kontrollierten Bedingungen? Und welche Argumente gibt es für eine Wissenschaft, in der die Natürlichkeit nicht an den Randbereich der Existenz verbannt wurde? Dies gilt es zu erörtern.

Die Etablierung der Laborwissenschaften ist eine logische Folge der begrenzten Sinneswahrnehmungen des Menschen: Die verschiedenen blinkenden Apparate wie Mikroskope, Elektrophoresen und Zentrifugen sollen helfen, die Sinneswahrnehmungen zu erweitern, um noch genauer beobachten und messen zu können. Die morderne Wissenschaftsgeschichte erscheint zugleich als eine zunehmende Priorisierung der Empirie gegenüber der Logik. Ein Fakt gelte nur als gesichert, wenn wiederholbare Experimente verlässliche Prognosen über das Ergebnis ermöglichen. Einwände theoretischer Art seien demgegenüber in der Praxis kaum relevant und werden meist eher als störend empfunden. Von Gedankenexperimenten und Analogieschlüssen erwarten bis auf einige wenige Philosophen kaum Empiriker einen Erkenntniswert. Aber warum eigentlich?

Mit der Etablierung der Medizin als Naturwissenschaft ist das Interesse an dem Außergewöhnlichen, dem Mysteriösen und Unberechenbaren verloren gegangen. In unserer heutigen Zeit glauben wir bereits alles zu wissen, weil wir alles objektivieren können. Die Prozesse und Phänomene im körperlichen wie seelischen Erleben werden hier bis auf ihre Bestandteile zerlegt und analysiert. Letztlich wird dadurch die Biologie nicht zu Chemie oder Physik reduziert, sondern im tiefsten Kern eine angewandte Mathematik. Der Mensch erfährt Heilung nicht (mehr) durch göttliche Gnade, energetische Kräfte oder durch unvorhersehbare Ereignisse wie Spontanheilungen, sondern durch einen binären Code, der sich durch das Leben zieht. 

Der Mechanismus als lineare Kette von Kausalitäten macht den Menschen selbst in Bereichen wie Religion und Psychologie zu einer Maschine, wo doch eigentlich das Wunder der Lebendigkeit im Zentrum steht. Übrig bleibt dann nur ein seelenloser Apparat, ein zufälliger Haufen an Zahlen, der sich zwar unerklärlicher Weise eigenständig zusammenfügen und erhalten kann, der aber abseits davon vollkommen erfassbar und verstehbar ist. 

In manchen wissenschaftlichen Paradigmen wie der Systemtheorie oder der Verhaltensbiologie wird vom Menschen als eine Blackbox gesprochen. Das bedeutet, dass äußere Merkmale erkennbar und interpretierbar sind, innere Strukturen jedoch nicht bekannt oder zu komplex, um sie zu postulieren. Das reine Labor erscheint demgegenüber aber eher als eine „Whitebox“. Während dem Forscher im Labor alles bekannt und durchdacht ist, sind die Erkenntnisse, die dort gewonnen werden in keiner Weise auf die Außenwelt übertragbar. Alles, was nicht kontrollierbar ist, wurde schließlich aus diesem Raum verbannt. Und damit sind die Methoden, die dort angewandt werden können, fundamental verschieden von der Wirklichkeit, wie sie für jeden Menschen erfahrbar ist. 

Leben als Phänomen passiert schlicht, es wird jederzeit neu geschaffen, ist jedoch viel zu komplex, um auf einfache mathematische Gleichungen reduziert zu werden, die letztlich den Zweck erfüllen sollen, Prognosen über den Menschen und seine Umwelt anzustellen. Es ist erkenntnistheoretisch durchaus zu hinterfragen, ob der Mensch jemals relevante Erkenntnisse über das Thema Medizin erlangen kann. Jedes Modell – und so es noch so ausgetüftelt – bietet nämlich nur ein sehr kleines und limitiertes Abbild der Wirklichkeit, denn die Komplexität der Wirklichkeit muss hierbei sehr stark reduziert werden.

Hinzu kommt, das Heilung kein Prozess ist, der mit herkömmlichen Mitteln erzwungen werden kann. Dies sehen wir am gescheiterten Versuch der Biomedizin, die Behandlungserfolge zu verbessern, während die Behandlungskosten immer weiter steigen. Heilung wird weder physisch noch psychisch erlangt – es ist viel wahrscheinlicher, dass Heilung ein Phänomen ist, das außerhalb dualistischer Konzepte stattfindet. Eine Lokalisierung im Bewusstsein oder Unterbewusstsein, im Körper oder Geist, in Empirie oder Theorie, in Mensch oder Umwelt, in Individuum oder Gesellschaft ist schlicht unmöglich. 

Es ist gerade die Grenzerfahrung, in der der Mensch sich selbst entdecken und erfahren kann, die ihm einen neuen Wert für sein Leben bietet und ihn zu erstaunlichem befähigt. Das Labor hat diesen Wert verloren, hier wird der Mensch in seinen Kräften beschnitten und dadurch in den Nihilismus gedrängt. 

Da auch das Universum nicht in einem Labor entstanden ist, sollte auch der Mensch nicht von dort aus betrachtet werden. Eine menschengemachte Medizin sollte eine menschengerechte Medizin sein. Sie gehört wie Gesundheit generell in die Hand des Individuums, nicht des Spezialisten. Nur so kann der Polarisierung und dem zunehmenden Verlust des Animismus in der Medizin entgegengewirkt werden. Mit einer Kritik des reinen Labors.

P. S. der Titel ist an Immanuel Kants Kritik der reinen Vernunft angelehnt. Bei getabstract gibt es eine Zusammenfassung des philosophischen Werkes. Das bahnbrechende an Kants Gedanken war, dass er zwar argumentiert hat Konstrukte außerhalb der Sinneswelt (z. B. Liebe, Gott) können mit dem Verstand nicht bewiesen werden, müssen aber trotzdem gedacht werden. Damit hat Kant den Grundstein für den deutschen Idealismus gelegt und eine Einführung des Animismus in die Philosophie ermöglicht. Auch wenn die Philosophie wieder davon abgekommen ist, so ist eine Revolution in der heutigen Wissenschaft ebenso notwendig wie sinnvoll. Der Geist als Gegenbegriff zur Materie bietet Orientierung in einer zunehmend komplexer werdenden Welt.


Weitere Informationen

► Mein neuestes Buch: COVID-19 aus biopsychosozialer Perspektive
► Mein Buch: Die Würde des Ungeimpften
► DENK MAL Podcast auf Spotify
► Interview mit Gunnar Kaiser
► Interview mit Aurora Caeli 


DENK MAL Podcast

DENK MAL an Philosophie & Spiritualität ☼☾

Dieser Podcast ist ungewöhnlich, denn hier geht es ums Ganze. In spannenden Folgen sollen die Ideen unterschiedlichster Denker der Philosophie und Spiritualität deinen Horizont bereichern und ein Bild von Lebendigkeit und Beseeltheit erschaffen. Sei es nun zum Thema Gesundheit, Natur oder Selbsterkenntnis – alles hängt zusammen.

Außerdem wird Tristan dir ganz persönliche Geschichten und Erlebnisse aus seinem Leben erzählen. Was hat ihn zu dem tiefgründigen und spirituellen Menschen werden lassen, der er heute ist? Antworten dazu findest du in diesem Podcast oder auf seiner Webseite.

Aber keine Sorge, dabei kommst du nicht zu kurz. Die verschiedenen Perspektiven, die dir beim DENK MAL Podcast geboten werden, sollen DICH zum Reflektieren anregen. Was wäre all dieses Wissen wert, wenn du es nicht anwendest?

☼ Setz dich in Bewegung und die Welt mit dir! ☽

„Durch Meditation über die wahre Natur des Geistes reinigen wir störende Gedanken und Gefühle.“

Dalai Lama

Der Ursprung des Wortes Meditation liegt in den Begriffen meditari (Latein) und medomai (Griechisch). Beides bedeutet übersetzt etwa nachdenken oder nachsinnen.

Meditation ist eine Übung für Körper und Geist, die seit langem zur Steigerung der Ruhe und körperlichen Entspannung, zur Verbesserung des psychischen Gleichgewichts, zur Bewältigung von Krankheiten und zur Verbesserung der allgemeinen Gesundheit und des Wohlbefindens eingesetzt wird. Seit Jahrtausenden werden Körper- und Geistesübungen kulturell genutzt. Dazu gehören beispielsweise:

  • Advaita Vedanta (die Philosophie der Upanishaden) dient zur Reflektion und Reinigung durch Techniken wie Neti Neti (Negierung des Nicht Selbst), Itti Itti (Verbindung mit dem ganz Großen) oder Atma Viccharana (Selbsterforschung)
  • Yoga-Lehre (Indische Philosophie & Lehre, von Sanskrit योग, zusammenbinden) beschreibt geistige Konzentration durch körperliche, meditative Übungen – es werden verschiedene Yoga-Techniken verwendet, wie etwa Kundalini-Yoga, Mantra-Yoga oder Raja-Yoga
  • Buddhismus, Hinduismus, Taoismus: Mediation als Weg zur Erleuchtung, Erkenntnis und Gesundheit
  • Christentum: lat. contemplatio, wie auch Martin Luther erwähnte, zur geistigen Klärung und Erlangung eines achtsamen Bewusstseinszustandes
  • Wissenschaftliche Studien und Theorien sehen Vorteile der Meditation in Prävention und Therapie von Krankheiten, in der Verbesserung der Resilienz (psych. Widerstandsfähigkeit), der Stressbewältigung, Achtsamkeit, Konzentration sowie beim Lernen.

Wie die Mediation konkret aussehen kann, ist sehr individuell und dient dem Zweck, mit dem meditiert wird. Da bei der Meditation ein Raum geschaffen wird, in dem keine Gedanken, sondern hauptsächlich Gefühle gelebt werden sollen, sind diese auch für den Ausgang der Meditation entscheidend. Vorher ist es somit sinnvoll zu klären, warum meditiert wird und welche Techniken hierfür hilfreich sind.

Möchte ich Erleuchtung erfahren? Dann könnte die buddhistische Lehre helfen.
Möchte ich den Alltagsstress verarbeiten? Dann versuche den taoistischen Ansatz.
Möchtest zu mehr Gesundheit gelangen? Dann erlerne die wissenschaftliche Praxis.

Meditation bietet Chancen für jeden Menschen, der bewusst nach innen schauen möchte. Besonders in der westlichen Zivilisation wird uns der nach außen gerichtete Blick immer mehr zum Verhängnis. Anstatt uns auf Selbst-Liebe und Selbstbewusstsein zu konzentrieren, suchen wir nach Anerkennung und Belohnungen. Anstatt in uns Ruhe und Frieden zu stiften, versuchen wir dafür in der Welt dafür zu kämpfen. Mit erheblichen Folgen.

Ich möchte dich also dazu einladen, dein Ich kennenzulernen. In der Schule wird dies nicht beigebracht. Also ist es nun deine Aufgabe. Aber was könnte schon spannender sein, als sich selbst neu zu entdecken? Wie viele Facetten das Selbst wohl hat…

In jedem Falle freue ich mich, dass mehr Menschen zur Meditation gelangen. Durch die Praxis der Meditation habe ich viele Erkenntnisse und Einsichten haben dürfen. Und dazu musste ich mich nicht unbedingt im Schneidersitz hinsetzen und die Stille suchen (auch wenn ich es empfehlen würde). Ihr könnt auch eine Meditationsführung ausprobieren, wie diese hier:

Ich freue mich, wenn meine Blogartikel und Podcastfolgen dir gefallen. Wieso abonnierst du nicht meine Seite, mein Instagram oder Facebook? @tristanstrivium @denkmalpodcast

Danke und bis bald.

Herzlich,
Tristan.