κοινωνία
Was bedeutet echte Gemeinschaft?
Diese Frage wurde seit jeher versucht von verschiedenen Menschen mit unterschiedlichsten Kenntnissen zu beantworten. Daher ist die Antwort auf die Frage bei Spezialisten sehr umstritten. Und dennoch kann man sie, auch ohne Spezialist zu sein, leicht beantworten. Dafür benötigen wir einfach eine ganzheitliche Sichtweise, in der verschiedenste Perspektiven geeint werden.
Aus der Perspektive der Geschichte wird deutlich, dass Menschen sich voneinander abspalten, um Sicherheit zu schaffen, jedoch auch voneinander abhängig sind, um zu überleben. Aus sozialwissenschaftlicher Sicht werden der Gemeinschaft gewisse Normen und Werte (nach Richard Dawkins sogenannte »Meme«) zugeschrieben, die eingehalten werden müssen, um die Stabilität zu erhalten. Aus religiöser Sicht sind gewisse Gebote und Verbote notwendig, die den Glauben der Gemeinschaft erhalten sollen – ohne Glaube (an Gott/Transzendenz) geschehe nur Verfall. Aus philosophischer Sicht werden Erkenntnisse nur durch den Gruppenhalt möglich. Die zivilisierte, arbeitsteilige Organisation sorgt dafür, dass Individuen sich der Wissenschaft widmen können. Und aus biologischer Sicht wird verständlich, dass selbst kleinste Einheiten wie Zellen erst durch Zusammenarbeit komplexe Organismen entstehen lassen können.
Führen wir diese Erkenntnisse zusammen, dann erhalten wir einen ganzheitlichen Blick für das Wesentliche einer Gemeinschaft: Die Harmonie (ausgehend von der Liebe) als Notwendigkeit zur geistigen und materiellen Selbsterhaltung. Die Harmonie selbst ist eine Weltanschauung (Metyphysik), welche bei Philosophen wie Leibniz Anklang findet.
Krieg löscht Existenzen aus, Frieden schafft Sie. Missvertrauen schafft Zwispalte, Vertrauen dafür Gemeinsamkeiten. Konkurrenz erschafft Druck, Zusammenarbeit hingegen gemeinsamen Erfolg. Aus Desinteresse erwächst Ignoranz, aus Interesse erwachsen Möglichkeiten. Und so kann man die Kette an Vorteilen weiterführen, die die Harmonie auf die Gemeinschaft ausübt. Harmonie bedingt somit Gemeinschaft (im Makrokosmos, wie im Mikrokosmos). Erst durch die Harmonie wird die Welt bunter, schöner, vielfältiger.
Das heutige System wurde bereits vielfach von verschiedenen Gelehrten, Weisen und Denkern als unzureichend beurteilt, da es zu sehr dem Nutzen unterliegt, als der gemeinschaftlichen Harmonie. Darunter beispielsweise auch Karl Marx & Friedrich Engels, Charles Fourier, Adorno, Flora Tristan, Michel Foucalt, Rudolf Steiner, der Dailai Lama oder Osho. Sie alle forderten mehr soziale Harmonie, woraus sich der Sozialismus entwickelt hat. Ich würde das System jedoch nicht direkt als zu kapitalistisch oder zu sozialistisch verurteilen. Vielmehr sollte die Ursache zur Entstehung des Systems betrachtet werden. Anscheined waren bestimmte Sorgen, Ängste, Emotionen und Gedanken ausschlaggebend, dass die Menschheit überhaupt erst in dieses System gelangt ist, in dem es nun unzufrieden ist. Die Frage ist also: Wie nutzen wir das System?
Analog dazu dient die Parabel des Brotmessers. Ich kann das Messer nutzen, um mir ein Brot zu schmieren, oder aber, um jemanden umzubringen. Beides dient dazu, dass das eigene Überleben gesichert wird. Überleben ist ein Grundmechanismus, den jede Gemeinschaft anstrebt. Wenn der gemeinschaftliche Sinn nicht im Vordergrund steht, wird das Individuum seine Überlebenschancen erhöhen wollen – auch, wenn dafür ein anderes Gruppenmitglied (beispielsweise der Bundesrepublik Deutschland) darunter leiden muss. Damit erschließt sich die conclusio, dass das bevorzugt wird, was gerade dem Überleben dienlich ist. Aus der moralischen Perspektive (und der Wissenschaft um die Ethik) würden viele Gelehrte nun schreien: „Ich würde niemals mit dem Messer töten!“ Wenn aber das Leben gerade von einem Tiger bedroht wird, oder aber von einem Menschen, sieht die Sache plötzlich ganz anders aus. Dann geht es nur noch darum, wer jetzt weiterleben darf, ohne Rücksicht auf Verluste. Und darin inbegriffen sind auch die Humanisten.
Wichtig ist, dass wir den Umgang mit dem Messer lernen und wissen, in welcher Situation es angebracht ist, das Messer wie zu nutzen. Den Umgang können wir jedoch nicht lernen, wenn wir uns ständig bedroht fühlen. Und wann fühlen wir uns ständig bedroht? Wenn wir selbst dauerhaft gestresst, angespannt und ängstlich sind. Dann kommt uns jeder wie ein Feind vor. Auch jeder Fremde – denn man beurteilt den Fremden schließlich mit der Brille der Überlebenssystems – dem Aktivitätsnerv Sympathikus (mehr dazu hier).
Es geht hier also darum, zu verstehen, dass ein System weder gut, noch böse ist. Auch eine Tat ist weder gut, noch böse. Die Situation des Menschen und sein Umgang damit machen sie so. Und die Situation, die wir uns geschaffen haben, spiegelt sich auch in unserem heutigen kapitalistischen System wieder. Der dauerhafte Stress, den wir alltäglich erleben, wirkt sich unterschiedlich aus und entlädt sich je nach Typ in physischen Erkrankungen (wie etwa Krebs, Herz-Kreislauf-Erkankungen, Übergewicht & Co.) oder in psychischen Erkrankungen (wie etwa Aggressionen, Angststörungen etc.). Ich mache hierbei keinen Unterschied zwischen dem eigenen Leid oder dem anderer Menschen – wenn es bewusst durch die eigene Person herbeigeführt wurde, so ist dies für mich krankhaft.
Der von uns herbeigeführte Kapitalismus ist eindeutig dazu bestimmt, uns immer zu neuen Problemen zu führen – denn wir haben es schließlich verursacht. Und dies spitzt sich immer weiter zu, wie man an den Erkrankungszahlen des statistischen Bundesamtes und der Kriminalstatistik der Polizei erkennen kann. Auch die Flüchtlingskrise (2015) ist schließlich nur eine Folge unseres ausbeuterischen Handelns gegenüber Entwicklungsländern.
Wie also weitermachen? Hierfür gibt es zwei Antworten:
- Volle Kraft voraus in Richtung Kapitalismus und freie Marktwirtschaft – mit der wahrscheinlichen Folge, dass sich die Schere zwischen arm und reich immer weiter vergrößert (vgl. Untersuchungen von Oxfam)
- Entwicklung eines alternativen Gesellschaftsmodells
Der Marxismus kann hierbei wohl ausgeschlossen werden, da sein Pendant, der Kommunismus, bereits so umgesetzt wurde, dass das System als unzureichend bewertet wurde und nun für sehr lange Zeit einen Stempel aufgedrückt bekommen hat. Dafür sind andere Systeme umso spannender.
Wie wäre es beispielsweise mit einem System, bei dem die Menschen naturverbundener Leben? Schließlich stellen wir Menschen immer wieder fest, dass der Natur ein ziemlich intelligentes System innewohnt. Hier setzt mein Buch „Die wahre Bedeutung der Kommunion“ an. Ich habe mich mit der Geschichte und Entwicklung von Gemeinschaften befasst, mit der Beobachtung natürlicher Prozesse (Naturkunde), aber auch mit Utopien, um dann meine persönliche Abschätzung darüber zu geben, was die sinnvollste Entwicklung wäre:
Meine Vision: Die Kommune.
Wie bin ich darauf gekommen? Ganz einfach: Mein Ausgangspunkt war die Harmonie. Ohne sie ist eine Gesellschaft auf den Verfall ausgelegt (denn immer mehr materielle und psychische Probleme treten auf). Und am einfachsten ist dies zu realisieren, wenn die Gruppengröße stabil ist: Anhand von Schimpansen und Naturvölkern ließ sich ableiten, dass die Gruppengröße nicht die Anzahl von 150 Individuen übersteigt. Unter 150 Menschen kennt sich jeder und es kann eine freundschaftliche bis familäre Atmosphäre geschaffen werden. Darüber hinaus wird es kritisch, denn die Gruppe wird anonymer, instabiler und ungeordneter – zudem sind zentralisierte Verwaltungsbehörden notwendig, die dann Steuern, Auflagen & Gesetze erlassen. Alles nicht notwendig. Arbeitsteilige Gruppen sind in der Lage dazu sich selbst zu organisieren. Wie jedes Bienenvolk und jeder Ameisenstamm.
Die Atmosphäre und Nähe sind hierfür entscheidend. Daneben sind natürlich auch die arbeitsteilige Organisation, sowie Aufgaben, Ziele, Motivation, der Ort, und einige andere Kriterien entscheidend. Diese sind jedoch individuell für die jeweilige Kommune. Hierfür sollte sich an der jeweiligen Gruppe orientiert werden. Schließlich ist ein Mensch höchst individuell – eine Gruppe demnach ebenso. Als Beispiel: Es müssen beispielsweise bestimmte Tätigkeiten verrichtet werden, um zu überleben. Dazu zählt der Anbau von Nahrungsmitteln, die Viehzucht, das Bauingenieurwesen, die Schmiedkunst, Heilkundler und einiges mehr. Wie diese Berufe verteilt werden, ist jedoch von Kommune zu Kommune unterschiedlich, je nachdem, welche Menschen eben zum Zusammenhalt und zur Zusammenarbeit beitragen. Das Ziel der Harmonie ist dennoch in allen Kommunen gleich.
Einige Beispiele für eine kommunenartige Lebensweise gibt es bereits:
- Chawerim’s in Israel (Kibbutz)
- Die deutschen Kommunen (K1, K2)
- Osho’s Kommune
- …
Findest du noch mehr?
Häufig gab es jedoch Probleme bei der Umsetzung oder der Lebensweise, die die Kommunenmitglieder von echter Autonomie und Selbstbestimmung abgehalten haben. Diese Probleme gibt es auch heute noch. Zum Beispiel…
- Fokussierung auf die politische Außendarstellung
- Anonymisierung
- Kommunengröße
- Abhängigkeit von Kapital
- Fehlende Ziele
- Fehlende Anbindung an die Natur
Diese Probleme habe ich versucht in meinem Buch Leben in Kommunen (2. Auflage, 2021) aufzuzeigen. Ich sehe Kommunen nicht als Universallösung an. Die Kommune ist somit keine direkte Utopie – sondern vielmehr ein Produkt des Menschen, das ihm vieles erleichtern kann – wenn er sich darauf einlässt.
Ich würde mich sehr freuen, wenn du Interesse daran zeigen würdest und mir eine Rückmeldung gibst. Vielleicht werden ja schon bald Kommunen in eben jenem Stil, den ich versuche zu beschreiben, umgesetzt?
Herzlich,
Tristan.