Wer Wasser predigt, sollte nicht Wein trinken. Zur gestrigen Debatte im Bundestag (17. März 2022) möchte ich einmal die Zeit nutzen, um die Fehlentscheidungen der vergangenen zwei Jahre zu reflektieren – und zu verzeihen. Mein neuestes Buch „Psychologie der Rache“ hilft mir hierbei.
Es war ein Satz, der in Anbetracht der damaligen Lage geradezu lächerlich klang: Jens Spahn sagte noch im April 2020: „Wir werden in ein paar Monaten wahrscheinlich viel einander verzeihen müssen.“
Mittlerweile hält die Pandemie nun knapp zwei Jahre an. Vermutlich hätte niemand gedacht, was in dieser Zeit alles möglich gewesen ist – wer eben jene Ereignisse prophezeit hätte, wäre entweder als Verschwörungsschwurbler abgestempelt worden oder eingewiesen. Ich möchte die Vorkommnisse an dieser Stelle nicht erneut revidieren, das haben sehr kluge Köpfe wie Gunnar Kaiser, Ulrike Guérot und viele andere schon zu Genüge getan.
Wer aber die damaligen Zeilen des Tagesspiegels von April 2020 liest, der wird aber zumindest nicht um ein Lächeln herumkommen:
Je länger die Covid-19-Bekämpfungsdebatte anhält, desto vernehmbarer werden Untertöne und Mutmaßungen. Will die Regierung eine Bewegungs-App, um uns zu überwachen? Schränkt sie elementare Freiheitsrechte ein, um uns zu kontrollieren? Plädiert sie für Abstandsgebote und Kontaktsperren, weil ihr Wirtschaft und Wohlstand dieses Landes egal sind?
Absurditäten dieser Art schleichen sich zunehmend in den Diskurs, und in die Vorhaltungen mischt sich Ungeduld. Kein Wunder, dass selbst die Kanzlerin mit dem Begriff „Öffnungsdiskussionsorgie“ ihre Contenance verlor.
Lehming, Tagesspiegel (2020)
Noch heute verurteilen Medien und Politiker selbst kleine Öffnungsschritte in einem ähnlichen Ton wie Angela Merkel damals mit dem Begriff „Öffnungsorgie“.
Aber irgendwann wird jeder einmal an den Punkt gelangen, an dem nicht mehr nur die eigene Verleugnung, Verhandlung, Wut oder Resignation die Reaktion auf die Hilflosigkeit gegenüber der Politik ist. Irgendwann ist man dieses Gefühls-Chaos überdrüssig und spürt, dass nun das Leben weitergelebt werden muss – ohne Reue, ohne Vorwürfe, ohne Schuldzuweisungen, ohne Trauer.
Inzwischen haben wir uns genug aufgeregt, empört, widersetzt, gehasst, verbittert, besorgt, argumentiert, gestritten, beschimpft, verleumdet, gewundert…
Wir haben mittlerweile genug Hetze und Hass gesehen, ob nun durch Schuldzuweisungen an ungeimpfte Menschen oder durch Beleidigungen und Diffamierungen gegen Menschen mit alternativen Meinungen zum Mainstram.
Nun wollen wir verzeihen, wollen wir einander wieder in die Arme nehmen, wollen wir Menschen mit anderen Ansichten und Perspektiven tolerieren. Denn es ist nicht schlimm, andere Meinungen zu haben – es ist nur schlimm, diese Meinung einander aufzuzwingen.
Wie aber kommen wir von dem derzeitigen, völlig radikalisierten, illusionierten, pervertierten und abstrusen Zustand wieder zu einer gemäßigteren Ausgangslage? Ist das wirklich so leicht, wie es sich anhört?
Ganz und gar nicht! Gewissermaßen erfordert es viel Zeit und Mühe, verspricht dafür aber auch wesentlich mehr Seelenfrieden als der bisherige Weg, den wir eingeschlagen haben.
Ganz im Sinne meines Buches „Psychologie der Rache“ ist hierfür das Gefühl der Kohärenz notwendig. Kohärenz beschreibt im Grunde genommen die „Stimmigkeit“ oder das „Selbstverständnis“, mit der sich ein Mensch in der Welt bewegt. Ich kann mit Sicherheit behaupten, dass die allermeisten Menschen derzeit in einem Zustand der Inkohärenz leben – sei es, weil sie glauben, dass die Pandemie nur mit einer Impfpflicht bewältigbar sei oder weil sie glauben, dass jede Maßnahme grundsätzlich schlecht und böse war. Natürlich gibt es auch Positionen dazwischen, aber die bürgerliche Mitte hat sich längst in radikale(re) Positionen verschoben.
Wie stellen wir also das Gefühl der Kohärenz wieder her? Meine Antwort darauf ist das buddhistische Konzept „Dukkha“ (die erste Wahrheit der edlen vier Wahrheiten), was so viel wie „das Leben ist Leiden, alles Leiden ist vergänglich“ bedeutet.
Im Kontext des aktuellen Zeitgeschehens (ob es nun die Pandemie, der Krieg oder die weltweiten Hungersnöte sind) könnte Dukkha viele Bedeutungen haben.
Vielleicht könnte Dukkha bedeuten, dass die notwendigen Übel akzeptiert und integriert werden müssen? Klingt abstrakt, hat aber einen ganz realen Bezug: Was sich vorerst nicht ändern lässt, dürfte wesentlich leichter zu ertragen sein, wenn man sich damit auseinandersetzt. Nicht nur auf einer intellektuellen Ebene, sondern auch auf einer emotionalen. Und um sich emotional mit etwas zu beschäftigen braucht man eine gute Verbindung zu sich selbst. Also sollten wir vielleicht weniger auf äußere Ablenkungen setzen und mehr auf innere Impulse.
Vielleicht könnte Dukkha auch bedeuten, dass Freude und Leid für jedes Individuum zum rechten Zeitpunkt kommen werden – und sich damit natürlich auch das Karma einstellt, was sich jemand selbst aufbürdet. Tue Gutes und dir widerfährt Gutes. Tue Schlechtes und dir widerfährt Schlechtes. Klingt eigentlich ganz leicht. Ist es auch. Sagen wir mal es gäbe so etwas wie Karma. Vergiss das Karma von anderen – wie sieht es mit deinem Karma aus? Hast du dir in dieser Zeit mehr Karma aufgelastet oder etwas von deinem Karma abgebaut?
Vielleicht bedeutet Dukkha auch, dass Freude im Leben nicht vom Leid abhängig ist. Die Politik macht dir das Leben schwer? Oder Impfgegner? Dann mach es dir verdammt noch mal wieder leicht! Du bist für dein eigenes Schicksal verantwortlich, und das auch in einer Zeit, in der der Kollektivismus wieder schwer im Trend ist. Die Abkehr von der Gesellschaft ist immer zugleich auch eine Chance auf Individualisierung und damit auf Heilung. Das hat Erich Fromm so gut beschrieben wie kaum ein anderer Denker.
Dukkha ist sicherlich kein Patentrezept, kann aber bei Realisierung einen wichtigen Beitrag für das eigene Kohärenzempfinden leisten.
Schlussendlich ist Vergebung immer ein steiniger Weg, der viel Ressourcen (Geduld, Zeit, Einsicht) benötigt. Ich habe in meinem Buch „Psychologie der Rache“ mehrere selbst entwickelte Modelle integriert, die dich womöglich interessieren könnten.
Ich bin mittlerweile an dem Punkt der Vergebung angelangt. Die letzten zwei Jahre werden eh nie so aufgearbeitet werden, wie sie es eigentlich müssten. Vielleicht in ein paar Jahrzehnten, aber nicht jetzt, wo es gebraucht werden würde. Wofür also aufregen? Warum sollte ich mein Kohärenzempfinden für einen Weg verschwenden, der ohne Zweifel eine Einbahnstraße ist?
In gewisser Weise ist der Ausweg aus dieser Pandemie für mich die völlige Ausweglosigkeit. Erst wenn jeder Mensch seinen eigenen Irrgarten erkennt, seinen Irrtum eingesteht (dass die eigene Meinung wichtiger als das soziale Geschehen ist) und anfängt zu verzeihen, können wir auch kollektiv Heilen. Heilung beginnt also beim Individuum, überträgt sich aber auch aufs Kollektive.
Als Beleg für diese Behauptung lassen sich diverse Erzählungen anführen: Etwa die biblische (und wohl weltweit bekannteste) Geschichte von Jesus von Nazareth, aber auch die buddhistische Geschichte von Buddha und dem Mann, der ihm ins Gesicht spuckte. Es gibt aber auch gegenwärtige Beispiele für die Kraft der Vergebung, etwa den Dalai Lama, der der chinesischen Regierung für die Besetzung Tibets und Ermordung der Mitglieder seines Volkes verziehen hat. Die Vergebung dieser Menschen wird das entstandene Leid sicherlich nicht ungeschehen machen, dafür aber relativeren.
Auch ich möchte wieder mehr relativieren können. Ich möchte wieder mehr den Fokus auf die wirklich wichtigen Dinge legen. Auf meine Arbeit, meine Hobbys, meine Freundin, Freunde und Familie und natürlich auf mich selbst. Und das kann ich nun mal nicht so gut, wie wenn ständig etwas in meinem Nacken sitzt, was mich in meiner Würde, Selbstbestimmung und Freude hemmt.
Ich werde schon sehr bald 24. Viele junge Menschen in meinem Alter sprechen davon, dass Ihnen durch die Pandemie (bzw. durch andere Menschen) ihre Zeit zum Feiern, für die Uni, für Liebschaften und vieles mehr genommen wurde. Aber für mich klingt dies sehr stark nach unverarbeitetem Groll. Alle Menschen haben extreme Verluste in dieser Zeit zu beklagen – vielleicht sogar, weil andere Menschen böse oder ignorante Absichten hatten. Aber darum geht es eben für mich nicht. Diese Ansicht führt uns nur in den Abgrund.
Wenn ich auf diese Zeit zurückblicke, dann weiß ich, dass es kein leichter Weg war, aber dass ich immer für mich eingestanden habe, für meine Werte eingetreten bin und meine Zeit genossen habe. Und wenn der ein oder andere sich dieselbe Zeit zum Reflektieren nimmt, wird er möglicherweise auf dasselbe Ergebnis kommen … ganz ohne Schuldzuweisungen.
Herzlich Tristan
P.S.: Natürlich schreibe ich über Vergebung nur aus meiner Perspektive und vergeben tue ich auch nur für mich. Ich glaube nicht, dass ich den Anspruch habe, eine kollektive Entschuldigung mit diesem Blogbeitrag zu verfassen. Jeder sollte dies mit sich selbst ausmachen. Mein Beitrag kann hierfür eine kleine Anregung sein, den eigenen Groll zu überwinden.
Hast du dir nicht auch schon einmal wunderliche Fragen im Alltag gestellt oder vielleicht in Tagträumen, auf die du keine Antwort gefunden hast? Ich auch.
Wie sollte deiner Vorstellung nach eine ideale Welt aussehen? Was zeigt dir ein De-ja Vù? Sind Träume für dein Bewusstsein so real, wie der Wachzustand?
In spannenden Vorträgen versuche ich Interesse durch Bewusstheit und Einfachheit mit Wissenschaft & Esoterik zu kombinieren. Dabei entstehen dann faszinierende Denkansätze, welche zu mehr Fantasie und Kreativität anregen können. Nimm dir ein wenig Zeit und lass dich von den Ideen anstacheln.
Ob es wohl in diese dramatische Episode der Menschheitsgeschichte passt, dass ich ein Buch über die Psychologie der Rache geschrieben habe? Wer weiß. Was ich weiß ist, dass viele Menschen Angst, Wut, Hass und eben Rachegedanken haben und diese nicht richtig einordnen können. Vielleicht kann mein neues Buch hier einen Ansatzpunkt liefern…
Wie immer wenn ich ein neues Buch veröffentliche, möchte ich es hier auf meinem Blog vorstellen und einen kurzen Abschnitt aus dem Buch zu lesen geben. Ich wünsche viel Interesse und Klarheit dabei!
Titel:Psychologie der Rache – Der Weg zur Vergebung Kosten: Hardcover 17€ | Softcover 25€ | eBook 12,99€ ISBN: 978-3-347-57323-9 (Paperback), 978-3-347-57324-6 (Hardcover), 978-3-347-57325-3 (e-Book) Verlag: Tredition Seitenzahl: 130 Wörter: ca. 17.500 Format: Taschenbuch (19×12,5cm) Veröffentlichungsdatum: 22. März 2022 Leseprobe: auf Tredition
Der Klappentext zum Buch lautet:
Jeder Mensch kommt in seinem Leben in Kontakt mit Rachegefühlen. Doch viel zu selten wird vor dem kritischen Moment reflektiert, wie es überhaupt zu dem Bedürfnis nach Rache gekommen ist – und was nun zur Deeskalation zu tun ist.
Dieses Buch bietet eine Perspektive über die Sinnhaftigkeit von Rachegefühlen und welche unglaubliche Kraft hinter der Vergebung steckt.
Wie komme ich dazu, ein Buch über Rache zu schreiben?
Bücher zu schreiben ist für mich eine Art, um Geschehenes zu verarbeiten. Darum werdet ihr auch eine ganz persönliche Geschichte in diesem Buch finden. Das Erlebte hat bei mir dazu geführt, dass sich Rachegedanken entwickelt haben, die ich eigentlich gar nicht haben wollte.
Aber kein Mensch ist perfekt und kann immer sofort vergeben (so auch nicht ich), weswegen ich dann versucht habe herauszufinden, weshalb diese Gedanken überhaupt da waren. Ich habe unter anderem festgestellt, dass es sehr stark auf die Perspektive des Erlebten ankommt, um das Geschehene zu verarbeiten. Dafür habe ich auch mehrere (teils auch von mir entwickelte) Modelle vorgestellt, die helfen können, Rachegedanken akzeptieren zu lernen und aktiv dazu beizutragen, um den Weg der Vergebung zu wählen.
Letztlich wird der Leser bzw. die Leserin meines Buches ja auch nicht alleine durch das Lesen von ihren Gedanken befreit – dafür ist harte Arbeit notwendig, die nur diejenigen leisten können, die auch willens sind, das Geschehene zu verarbeiten. Manchmal sind wir auch schlicht noch nicht bereit zu verzeihen. Und das ist auch in Ordnung, jeder braucht hier sein eigenes Tempo.
Ich habe jedoch auch versucht, Mut zu geben, indem ich in dem Buch schreibe, wie universell Rachegefühle sind. Auch die Helden in einer Geschichte haben Verluste zu beklagen und so kommt es nicht selten vor, dass der Protagonist unserer Lieblingsgeschichte nach Rache strebt, um seinen Verlust zu vergelten. Aber ist Rache grundsätzlich „schlecht“ oder ist es unter gewissen Umständen gerechtfertigt? Gerade wenn wir uns mit jemandem identifizieren können, haben wir das Gefühl, dass derjenige seinen Verlust vergelten darf. Ja, an mancher Stelle wirkt der Protagonisten dadurch sogar menschlich. Rachegefühle machen uns auch nicht grundsätzlich „unmenschlicher“, es kommt letztlich eher darauf an, wie mit der Situation umgegangen wird.
Ich habe mehrere Filme als Beispiele gewählt, darunter Star Wars, Lucy und Cruella. Ich habe aber auch auf Erzählungen bzw. Geschichten sowie tatsächlich passierte Geschehnisse zurückgegriffen.
Vielleicht ist der Wert dieses Buches für die Leser darin zu bemessen, dass aus einer großen Palette an unterschiedlichen Metaphern die Entstehung und der Umgang mit Rache untersucht und geschildert wird. Es ist sicherlich kein Fachbuch, dafür habe ich bewusst zu wenig Quellen genutzt, dafür aber ein ganz persönliches Buch.
Manchmal sind mehr Beschreibungen auch gar nicht unbedingt besser, deshalb möchte ich nun lieber erstmal mein Buch selbst für sich sprechen lassen.
Ein weiteres „beliebtes Motiv“ des Racheaktes, falls man das so nennen kann, ist die Brandstiftung. Ob es zwischen Mann und Frau, zwischen Mieter und Vermieter oder zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber geschieht: Häufig kommt es dazu, dass Menschen versuchen, das Hab und Gut des Gegenübers zu vernichten, oder auch den Menschen, um sich für erlittenes Leid Vergeltung zu verschaffen. Nicht selten schaffen es solche Geschichten auch in die Medien. Doch was steckt dahinter, dass ein Mensch Feuerteufel spielen möchte? Warum wird gerade das Feuer als Mittel zur Vergeltung genutzt?
Das Feuer ist eine sehr gute Metapher für die Rache. Natürlich ist Feuer nicht nur eine Metapher für Rache, sondern auch für Leben generell, für Energie (physisch wie psychisch), für Wärme und Geborgenheit, für Stärke und Entschlossenheit. Aber einige Eigenschaften des Feuers lassen sich sehr gut mit denen der Rache verbinden. So ist ein Feuer impulsiv und unbändig, es verschlingt alles Brennbare in seinen Flammen, wenn es nicht erstickt oder durch Wasser gelöscht wird. Insofern hat Feuer auch in semantischer Hinsicht und als symbolischer Akt nicht viel mit Gnade oder Vergebung gemein, dagegen viel mit der erbarmungslosen Macht des Hasses. Dem Gegensatz des Feuers, dem Wasser werden dagegen viele Eigenschaften zugeschrieben, die mit Gnade und Vergebung einhergehen. Wasser ist sowohl fließend und beruhigend als auch sanftmütig und rein. Außerdem kann Wasser heilen, nähren und sogar reinigen. Wird Feuer durch Wasser gelöscht, dann entstehen Rauch und Asche aus dem Brennmaterial. In gewisser Weise ist die Umwandlung von Stoffen durch das Feuer ein Akt der Zerstörung und des Hasses, entfernt auch der Rache, im Gegensatz zu Wasser, welches Erlösung bietet und den alten Zustand aufrechterhält. Natürlich kann auch ein Mensch mit Wasser Rache verüben (z. B. durch Ertränkung), dies scheint mir jedoch der wesentlich seltenere Fall zu sein. Feuer eignet sich auch für den Rachsüchtigen als das bessere Mittel der Wahl, weil das Feuer Zerstörung und Verwüstung verspricht, was auch durch die Vergeltung das Ziel der Rache ist. Ich möchte hier noch kurz etwas zu Zerstörung anbringen: In vielen Religionen wird auch der Zerstörung ein Gott zugeordnet (zum Beispiel Lucifer, Shiva, Ares…). Zerstörung ist ein natürlicher Teil der Schöpfung, der etwas Erschaffenes in den primordialen Urzustand zurückschickt. Viele Philosophen wie F. W. Schelling sehen den Akt der Zerstörung somit als etwas Reines und Unverfälschtes.
Neben den bekannten Feuerteufeln gibt es auch Berichte über Racheangriffe durch ein Säureattentat. Dies ist wohl mit die schlimmste Form der Rache, mit welcher das Leben eines Menschen zerstört werden kann, schlimmer noch, als es mit Feuer durch die Verwüstung eines Hauses geschehen könnte. Denn es ist ein großer Schmerz, Hab und Gut zu verlieren, aber es eine wirkliche Qual, nicht mehr in den Spiegel blicken zu können, ohne Reue, Wut, Angst und Trauer zu empfinden. Säure erfüllt hierbei jedoch einen ähnlichen Auftrag wie das Feuer, denn beide sollen Zerstörung und Verwüstung anrichten, wenn auch auf unterschiedlichen Ebenen des menschlichen Erlebens.
Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn euch mein Buch gefällt und ihr euch zu einem Kauf entschließen würdet. Falls ja bedanke mich an dieser Stelle schon mal und wünsche viel Spaß beim Lesen.
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Hast du dir nicht auch schon einmal wunderliche Fragen im Alltag gestellt oder vielleicht in Tagträumen, auf die du keine Antwort gefunden hast? Ich auch.
Wie sollte deiner Vorstellung nach eine ideale Welt aussehen? Was zeigt dir ein De-ja Vù? Sind Träume für dein Bewusstsein so real, wie der Wachzustand?
In spannenden Vorträgen versuche ich Interesse durch Bewusstheit und Einfachheit mit Wissenschaft & Esoterik zu kombinieren. Dabei entstehen dann faszinierende Denkansätze, welche zu mehr Fantasie und Kreativität anregen können. Nimm dir ein wenig Zeit und lass dich von den Ideen anstacheln.
Es ist so weit: Ich habe mein Masterstudium im September erfolgreich bestanden und konnte damit auch meine Masterarbeit auf ResearchGate veröffentlichen. Ich habe lange auf diesen Tag gewartet und freue mich nun, euch das Thema näher vorstellen zu können. Gerade auch deshalb, weil das Thema so aktuell ist, so ein hohes Konfliktpotential besitzt und Probleme verursacht, benötigen wir neue Perspektiven, Ideen und Ansätze, um die COVID-19-Pandemie zu überwinden. Im Biopsychosozialen Modell (BPSM) findet sich eine Theorie, die, wie ich durch meine Masterarbeit beschrieben habe, dazu geeignet wäre. Doch dazu folgend mehr.
Wer keine Zusammenfassung haben möchte, sondern es eigenständig nachlesen möchte, kann dies hier tun:
Eine kleine Anmerkung: Wieso habe ich meine Masterarbeit erst jetzt – fünf Monate nach Bestehen des Studiums – veröffentlicht? Ich habe sehr lange darauf gewartet, dass das von mir angefragte Journal die Masterarbeit einbindet. Leider wurde die Masterarbeit in ihrer bestehenden Form erst nach fünf Monaten abgelehnt. Darum habe ich entschieden nicht mehr länger warten zu wollen. Schließlich wird die COVID-19-Pandemie nicht mehr aktueller als sie es jetzt gerade ist.
Kurzvorstellung
Datum der Einreichung: 28. Juli 2021
Prüfung: Academic Institute for Higher Education & London Metropolitan University (LMU)
Anzahl an Seiten: 65
Quellen: 155 (die hier verwendeten Quellen finden sich in der Masterarbeit wieder)
Theoretische Auseinandersetzung:
Anwendung des Biopsychosozialen Krankheitsmodells (BPSK) nach George L. Engel (1977) auf die COVID-19- Pandemie in Deutschland
Forschungsfragen: 2
Wie ist COVID-19 aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen?
Wie sind die non-pharmakologischen Interventionen während der COVID-19-Pandemie in Deutschland aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen?
Suchstrategie & -auswertung:
a) Nach Kriterien der Cochrane Stiftung Deutschland (2020) b) Nach dem Falsifikationismus des Wissenschaftsphilosophen Karl R. Popper
Abstract:
Die durch den Erreger SARS-CoV-2 ausgelöste COVID-19-Pandemie wird trotz neuer medizintheoretischer Erkenntnisse stets aus der Perspektive der Biomedizin bzw. des pathogenetischen Modells von Krankheit beurteilt. Die vorliegende Masterarbeit erläutert den Nutzen des biopsychosozialen Modells nach Engel (1977) als notwendige Erweiterung der Biomedizin zur Überwindung der COVID-19-Pandemie in Deutschland. Durch eine Suchstrategie nach den Kriterien der Cochrane Stiftung Deutschland und der wissenschaftstheoretischen Methode des Falsifikationismus nach Karl Popper sollen entsprechende Studien zur COVID-19- Pandemie in Deutschland ausgewertet und der aktuelle Wissensstand aufgezeigt werden. Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass die autoregulativen Eigenschaften des Menschen durch das Immunsystem und andere Körpersysteme präventiv vor COVID-19 schützen. Die COVID-19-Pandemie ist primär durch Immunschwächen aufgrund von Alterung oder Komorbiditäten zu erklären. NPIs können die Anzahl an Infektionen verzögern, diese aber nicht verhindern. Der Effekt vieler Maßnahmen (Lockdown, Nationale Teststrategie, MNS) muss dringend aufgearbeitet werden, um eine Nutzen-Schaden-Abwägung potentieller Kollateralschäden gegenüber dem Infektions- und Erkrankungsrisiko zu gewährleisten. Die Risikokommunikation über SARS-CoV-2 ist verbesserungswürdig, da Modellrechnungen über exponentielles Wachstum und die Überlastung des Gesundheitssystems sowie Berechnungen über die Letalität des Erregers bisher unzureichend waren. Zudem können durch die zunehmende epidemiologische und virologische Abstraktion der COVID-19-Pandemie andere ebenso wichtige Bereiche vernachlässigt oder durch die Risikokommunikation sogar beeinträchtigt werden. Im Sinne des biopsychosozialen Krankheitsmodells ist die Gleichberechtigung der drei verschiedenen Bereiche des Menschen (Soziales, Psychologie, Biologie) unbedingt in dieser und zukünftigen Pandemien zu fokussieren.
Zur Einführung
Wie ihr bereits wisst, habe ich bereits im Mai (und aktualisiert im Oktober) 2020 meine COVID-19-Analyse verfasst. Ich habe bewusst keine der Inhalte aus der Analyse genutzt, um meine Masterarbeit zu untermauern. Dies bedeutet: Ich habe während des Schreibprozesses nicht einmal meine Analyse gelesen (oder auch nur im entferntesten darüber nachgedacht, jene Ansätze in die Masterarbeit zu integrieren). Dennoch hat sich meine Gesinnung natürlicherweise nicht um 180° gedreht.
Die Perspektive, die ich während meiner COVID-19-Analyse (2020) eingenommen habe, kam schließlich erst dadurch zustande, dass ich das Wissen über Gesundheit, was ich bereits über mein (Selbst)Studium erworben habe, auch anwenden wollte.
Dasselbe gilt bei meiner Masterarbeit: Die Masterarbeit ist ein Produkt meiner eigenen Vorstellungen, Glaubenssätze, Motive und Wünsche. Etwas anderes zu behaupten, wäre schlicht unwissenschaftlich. Und wir sehen es auch anhand der COVID-19-Pandemie, dass Spezialisten, die in ein und demselben Fach ausgebildet wurden, trotzdem eine unterschiedliche Meinung haben (ohne, dass einer von beiden als unwissenschaftlich abgestempelt werden kann!).
Dies liegt meiner Meinung nach daran, welches Wissen (auch zusätzlich zum Studium) erworben wurde, welche Bedeutung bestimmten Aspekten des Lebens zugeordnet wird (z.B. Moral, Objektivität etc.) und eben welche Perspektive versucht wird einzunehmen.
Wer einmal wissenschaftlich geforscht und gearbeitet hat, der weiß bestens, dass auch Studien im Sinne eigener Interessen (z.B. der Pharmaindustrie, Politik) manipulierbar sind. Wer etwas anderes behauptet hat, der hat schlicht wenig Ahnung von Wissenschaft.
Dies bedeutet natürlich nicht, dass wir uns nicht um eine möglichst sachliche, neutrale und offene Position bemühen sollten. Dies ist der Kern aller wissenschaftlicher Bestrebungen! Die Zeit, in welcher die exoterische Wissenschaft allerdings glaubt, dass es einen „neutralen Beobachter“ gibt, ist schon länger vorbei. Nicht nur durch Experimente der Quantenphysik, erkenntnistheoretische und wissenschaftstheoretische Probleme, sondern auch ganz real erfahrbar: Ich verweise an dieser Stelle einfach mal auf die Bücher „Die Mechanismen der Skandalierung“ und „So lügt man mit Statistik„.
Sicherlich wäre die Abstraktion der Wissenschaft einen eigenen Beitrag wert, allerdings möchte ich einfach im Zuge meiner Masterarbeit auf etwas ganz Grundsätzliches hinweisen, was vielen Missverständnissen vorbeugt: Auch ich bin nicht frei von subjektiven Eindrücken. Aber ich kann dies zugeben. Und gerade weil ich mir darüber bewusst bin, dass ich eine bestimmte Perspektive habe, kann ich versuchen, sie dir näher zu bringen. Wenn du mir deshalb nicht zuhören möchtest, ist das in Ordnung. Für einen wissenschaftlichen Diskurs braucht es aber immer zwei offene Geister und ich bin es dann nicht, der sich vor diesem Diskurs verschließt. Ich gebe nur vorab meine eigene Voreingenommenheit zu (was viele nicht tun würden, die sich Wissenschaftler nennen).
Inhalt
Anfänge
Also, was habe ich erforscht und wie bin ich vorgegangen?
Nach der Themenfindung im März habe ich zu allererst das Exposé im April geschrieben und die Forschungsfragen aufgestellt. Dabei ging es darum, den aktuellen Stand zu charakterisieren und die Motive sowie den Nutzen der Masterarbeit zu erläutern.
Biopsychosoziales Krankheitsmodell
Dann habe ich eine Literatursuche zum Thema Biopsychosoziales Modell nach George L. Engel (1977) durchgeführt. Dadurch bin ich zu einigen erstaunlichen Ansichten und Erkenntnissen gelangt.
Josef W. Egger hat es 2005 gut auf den Punkt gebracht: Die von Engel postulierte Theorie von Gesundheit und Krankheit ist die derzeit kohärenteste Medizintheorie. Warum? Weil das „alte“ pathogenetische/biomedizinische Paradigma diverse medizintheoretische Probleme aufweist, die insbesondere auch anhand der steigenden Kosten und Ressourcen im Gesundheitssystem sichtbar werden (Wade & Halligan, 2017; Bolton & Gillet 2019). Herkömmliche Therapien und Methoden (z.B. auch Ernährungstherapien) scheinen nicht „die ultimative Lösung“ zu sein.
Das Biopsychosoziale Krankheitsmodell (BPSK) funktioniert auch einfach deshalb in der Therapie besser, weil es „das ganze System Mensch“ mit all seinen Facetten berücksichtigt. Dies bedeutet: Biologie, Psychologie und Soziales werden als analoges Wirkungsgeschehen betrachtet, bei denen Störungen immer gleichsam auftreten. Das biomedizinische Modell betrachtet demgegenüber Krankheiten hauptsächlich körperlich/biologisch, was auch schon vom Begründer der Psychosomatik Thure von Uexküll kritisiert wurde: So entstehe nämlich überhaupt erst die Krise der Medizin im 21. Jahrhundert, denn der Mensch wird so behandelt, als sei er ein „Körper ohne Seele“ oder eine „Seele ohne Körper“ (Otte, 2001).
Das BPSK kann in seiner erweiterten Theorie (mind-body-unity-theory bzw. Theorie der organischen Einheit; bei der auch Spinozas Leib-Seele-Identitätstheorie eine tragende Rolle spielt) aber in seiner Bedeutung noch viel mehr leisten, als die dualistische Überwindung des Cartesianismus (Körper und Seele seien getrennte Instanzen). Das BPSK bietet erstmals die Chance, die Klassifizierung von Krankheiten in psychosomatisch und nicht-psychosomatisch zu überwinden und ein einheitliches semantisches Begriffssystem zu schaffen.
Entscheidende Wegbereiter des Biopsychosozialen Krankheitsmodells waren übrigens das Salutogenese-Modell von Antonovsky (1979), das Stress-Modell von Selye (1936), die System-Theorie von Bertalanffy (1950) und das Risikofaktoren-Modell (Pauls, 2013).
Zur Übersicht ist folgende Grafik (in Anlehnung an Engel, 1977) hilfreich:
Abb. 1: Das biopsychosoziale Krankheitsmodell zeigt die verschiedenen Auslöser und Risikofaktoren, die die Entstehung von Krankheiten begünstigen können. Dabei ist kein Aspekt weniger wichtig, sondern alle Aspekte, der biologische, psychologische und soziale Aspekt, können gleichermaßen zur Pathogenese beitragen (Quelle: In Anlehnung an Engel, 1977).
Insgesamt stellt das BPSK dem Menschen die autoregulative Selbstkompetenz aus: Dies bedeutet, dass der Mensch (aus systemischer Perspektive) die Schnitsstelle zwischen Biologie, Psychologie und Soziales ist und somit darauf auch Einfluss nehmen kann. Damit wird wieder einmal eine Volksweisheit bestätigt: Jeder ist seines Glückes Schmied. Der Mensch kann sich vor Erkrankungen schützen und ist äußeren Faktoren nicht hilflos ausgeliefert.
Dies sollte zur kurzen Einführung in George L. Engels Modell reichen.
Forschungsfrage 1: COVID-19 und das BPSK
Nach der Erarbeitung des BPSK bin ich zu meiner ersten Forschungsfrage übergegangen: Wie ist COVID-19 aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen?
Hierfür habe ich alle relevanten Informationen zu COVID-19 aus epidemiologischer Perspektive beschrieben. In der Kürze liegt die Würze: COVID-19 ist eine Erkrankung, die sehr häufig gar nicht bis kaum bemerkt wird, also mild verläuft, in einer nicht unbeträchtlichen Anzahl allerdings auch zum Tode führen kann. Jedoch sind ca. 89 % der Verstorbenen mit einem positiven SARS-CoV-2-RT-PCR-Test älter als 69 Jahre und das Durchschnittsalter liegt bei 84 (Robert Koch-Institut, 2020d). Außerdem weist eine Vielzahl an Verstorbenen (74 % in einem systematischen Review von Gold et al., 2020) bis zu mehrere Begleiterscheinungen auf (in einer Studie von Onder, Rezza & Brusaferro, 2020, sogar 99,2%!). Schon hier ist die im Abstract erwähnte Tatsache nachvollziehbar, dass die COVID-19-Pandemie hauptsächlich durch Alterung und Komorbiditäten entsteht. Auch die von Streeck und Ioannidis berechnete Infection Fatility Rate (IFR) bzw. Infektionssterblichkeitsrate von 0,36 % bis 0,15 % untermauert dieses Argument.
Dies ist jedoch „nur“ die epidemiologische bzw. nach Engel die biologische Seite der COVID-19-Pandemie. Zu dieser Pandemie gehört mehr als nur die Feststellung, dass ein Virus für einen Menschen potentiell gefährlich werden kann (oder harmlos ist). Vielmehr muss die Frage gestellt werden: Wieso gibt es bei einigen Menschen überhaupt die Bedingungen (Psyche, Bios, Soziales), dass ein Virus Schaden verursacht, während andere Menschen völlig unberührt davon bleiben?
Hier setzt wieder das BPSK an: Krankheit ist ein dynamisches Geschehen und kann nicht nur auf Viren reduziert werden. Vorab gab es bestimmte Ereignisse im Leben eines Menschen (Stress, schlechtere Beziehungsqualität, Unbehagen/Angst etc.), die dazu geführt haben, dass der Mensch generell Krankheitsanfälliger geworden ist (durch was genau ist laut BPSK unerheblich, da analog!).
Also zentrale Folgerung, die auch Naumova (2020) zieht: Schaden entsteht nicht ausschließlich durch den Erreger SARS-CoV-2 und die Lungenerkrankung COVID-19, sondern auch durch Mängel in Gesundheitssystemen, die Misskommunikation, die durch Kriegsrhetorik verstärkt wird und die Angst, die davon abhält, rational gesellschaftliche Lösungen zu finden.
Die evolutionären Überlegungen zur grundsätzlichen Funktionsweise von organischen Einheiten decken sich auch mit der biologischen Entdeckung des Selbsterhaltungstriebs (Autopoiesis) von Lebewesen (Salvucci, 2012). Diese als grundsätzlich betrachtete Eigenschaft von Lebewesen führt nicht nur zum Überleben und zur Arterhaltung, sondern auch zur Diversität innerhalb des Evolutionsprozesses (Symbiogenese). Damit wird erstmals erklärbar, dass die Vielfalt der Lebewesen auf dem Planeten Erde nicht nur auf Konkurrenz und Egoismus zurückzuführen ist, sondern auch auf Integration und Zusammenarbeit. Der Auslöser von viralen Erkrankungen sollte somit nicht kausal auf die Infektion mit einem Virus zurückgeführt werden, sondern in Bezug auf die mangelnde Anpassung des Immunsystems an die Umgebung durch psychosoziale Faktoren wie Stress oder fehlende Bewältigungsstrategien (Coping-Strategien) untersucht werden. Wie in Abbildung 1 (S. 11) erkennbar, sind Viren nur einer von potentiell zwölf und mehr verschiedenen biopsychosozialen Faktoren, die zur Pathogenese beitragen können.
Nolting, 2021, S. 18-19
Auf der anderen Seite gibt es viele Wege, die das Immunsystem als „Kommunikationsschutz“ des zentralen Nervensystems präventiv schützen können.
Auf sozialer Ebene: Verwundbarkeit und Stigmatisierung erkennen, Freundschaften und Beziehungen pflegen, soziokulturelle Faktoren fördern und sozialen Stress reduzieren (Bartolomucci & Sapolsky, 2020, Vinkers et al., 2020)
Auf biologischer Ebene: körperlichen Stress (oxidativen Stress) reduzieren, Mangelernährung vorbeugen (Vitamin D und andere Vitamine und Mineralstoffe notfalls supplementieren!) und gesunden Lebensstil führen, Vorerkrankungen vermeiden – was eigentlich klar sein sollte – Sport und Entspannung fördern (Hamer et al., 2020; Lange & Nakamura, 2020; Pereira et al. 2020; Yisak et al., 2021; Gasmi et al., 2020).
Auf psychologischer Ebene: psychosozialen Stress vermeiden, Resilienz aufbauen, emotionales Wohlbefinden fördern, Therapie und Schutz suchen, Natur aufsuchen (Leonardi et al., 2020, D’Acquisto, 2017; Rouse & Sehrawat, 2010)
Übrigens: Was Long-COVID eigentlich ist, ist noch gar nicht so genau erforscht. Long-COVID könnte sich letztlich sogar einfach als „pandemic-fatigue“ (Pandemie-Erschöpfung) herausstellen und/oder auf einen ungesunden Lebensstil vor der Infektion mit SARS-CoV-2 zurückführen lassen, z.B. Mangelernährung (Butler und Barrientos (2020). Jedenfalls ist Long-COVID eine Mediengeschichte, die sich wissenschaftlich nicht gut decken lässt. So haben beispielsweise in der Studie von Sudre et al. (2021) nach 12 Wochen nur noch 2,3 % der Probanden überhaupt Symptome, die alle nicht irreparabel sind und sogar durch psychosozialen Stress verursacht sein könnten. Wo Karl Lauterbach also immer seine Zahlen hernimmt (insbesondere auch bei Kindern, was noch wesentlich schwieriger ist), weiß ich auch nicht. Ich gehe aufgrund der Aktualität (Framing/Priming) und emotionalen Anteilnahme von kognitiven Bias aus.
Fazit: Bei SARS-CoV-2 und COVID-19 muss man „das Rad nicht neu erfinden“. Angst ist in dieser Situation weniger hilfreich, als die allgemeine Motivation das Immunsystem zu stärken.
Forschungsfrage 2: Non-pharmakologische-Maßnahmen (NPIs) in Deutschland und das BPSK
Nach der ersten Forschungsfrage habe ich mich dann der zweiten FF gewidmet: Wie sind die non-pharmakologischen Interventionen während der COVID-19-Pandemie in Deutschland aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen? Dieser Teil meiner Masterarbeit nimmt wohl am meisten Platz ein, da es hier viel zu sagen gibt. Insbesondere habe ich die nationale Teststrategie, den Lockdown und die MNS-Verordnung untersucht.
Vorweg: Es gibt wenig Evidenz aus Deutschland (!) um die Maßnahmen in Deutschland zu rechtfertigen. Selbst das RKI fasst nur Ergebnisse aus anderen Ländern auf und gibt aufgrund dessen dann für die Regierung Empfehlungen – was ich für sehr schwierig halte (Robert Koch-Institut, 2020e). Es gibt eigentlich nur eine Studie in Deutschland von Wieland (2020), die die Kriterien guter Evidenz erfüllt. Diese kommt zu dem Schluss, dass der Rückgang der Infektions- und Erkrankungszahlen durch freiwillige Verhaltensänderung und die Vermeidung von Massenveranstaltung zu begründen ist. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch eine Analyse (CODAG-Bericht-Nr. 16) von Forschern der Ludwigs-Maximilian-Universiät München (Kauermann, Küchenhoff & Berger, 2021). In dieser Analyse wird auch die Problematik der Störanfälligkeit der 7-Tage-Inzidenz gegenüber dem R-Wert aufgeführt (wie auch Wieland in seiner Arbeit bemerkt).
Anhand des Kausalschleifendiagramms (in Anlehnung an Klement, 2020, S. 3) wird die Komplexität der Maßnahmen deutlich: Die Wirkung von NPIs auf allen Ebenen (Gesellschaft, Ökonomie, Ökologie, Soziales) zu verstehen, ist vielleicht ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb wird in dieser Abbildung auch die Komplexität maximal reduziert, um die Auswirkungen der NPIs überhaupt irgendwie begreifbar zu machen. Nur zum Verständnis: Diese Abbildung liefert also keineswegs eine vollständige und realitätsnahe Auffassung der Wirklichkeit, aber es scheint gerade das Beste zu sein, was wir haben.
Abb. 5: Ein Kausalschleifendiagramm, welches die Komplexität des umweltindividuellen, sozioökonomisch-politischen Systems der COVID-19-Pandemie zeigt. Ausgehend von den NPIs entstehen potentiell nachteilige Auswirkungen auf die Ökonomie, Ökologie, Gesellschaft und das Individuum. Um die NPIs aus biopsychosozialer Perspektive zu beurteilen, muss die Komplexität und Vielschichtigkeit des Themas erkannt und die im BPSK angewandte System-Theorie berücksichtigt werden (Quelle: in Anlehnung an Klement, 2020, S. 3).
Aus dem BPSK wird klar: Veränderungen auf einer Ebene (Biologie) führen auch zu Auswirkungen auf den anderen beiden Ebenen (Psychologie, Soziales). Das heißt: Maskentragen ist nicht nur eine biologische Herausforderung, sondern auch eine psychologische und soziale. Lockdowns sind nicht nur psychische Herausforderungen, sondern auch biologische und soziale. Und Kontaktbeschränkungen sind nicht nur soziale Herausforderungen, sondern auch biologische und psychologische.
Die Vielzahl an Maßnahmen, die erlassen wurde, um das Virus zu stoppen, haben uns am Ende vielleicht ein Eigentor geschossen: Nicht nur, weil aufgrund der Komplexität der dynamischen (Umwelt (vgl. Chaos-Theorie) Kontrollen ganzer Gesellschaften unmöglich sind (Stichwort: Soziodynamik), sondern auch fatal sein können: Die Kollateralschäden werden kaum beachtet, (vermutlich, weil auf die Pandemie mit dem veralteten biomedizinischen Paradigma reagiert wurde) obwohl sie schon jetzt immens hoch sind:
Diverse Forschergruppen kommen inzwischen auch zu dem Schluss, dass NPIs wie Lockdowns und Kontaktbeschränkungen in Deutschland vermehrt zu Gewalt, Angst, Distress, depressiven Symptomen, verringerter Autonomie, verminderter Beziehungsqualität und allgemein schlechterer mentaler Gesundheit, insbesondere auch bei Kindern und Jugendlichen, beigetragen haben (Schwinger et al. 2020; Rothe et al., 2021; Peters et al., 2020, Bäuerle et al., 2020; Jung et al. 2020). Weiterhin lässt sich aufgrund des Lockdowns eine sogenannte „Pandemie-Erschöpfung“ (pandemic-fatigue) feststellen, bei der Menschen, je länger sie dem Lockdown unterliegen, immer stärkere psychologische Schäden erleiden (Moradian et al., 2021).
Nolting, 2021, S. 35
Eine Übersicht zu den Studienergebnissen psychosozialer Kollateralschäden findet sich in der Übersichtstabelle in meiner Masterarbeit auf Seite 43.
Hervorheben möchte ich zum einen noch das Deutsche Netzwerk für Evidenzbasierte Medizin e.V., welches hervorragende Fragen gestellt hat, die darauf zielten, die bestehende Evidenz zu den Maßnahmen und der nationalen Teststrategie in Deutschland zu hinterfragen (Ebm, 2020). In meiner Masterarbeit findet sich auch eine Abbildung hierzu (S. 31). Anhand dieser Grafik wird klar, dass das Infektionsgeschehen (insbesondere die 7-Tage-Inzidenz) nicht besonders hilfreich ist, um die COVID-19-Pandemie zu überwinden, teils sogar sehr fehleranfällig. Vielleicht ist dieser Wert sogar hinderlich: Das Infektionsgeschehen lenkt von wirklich wichtigen Markern wie der Hospitalisierungsrate und den Todesfällen ab. Nichtsdestotrotz: Es lässt sich konstatieren, dass die Modellrechnungen, die eine Überlastung des Gesundheitssystems prophezeiten, wie etwa Barbarossa et al. (2020) oder Belousova (2020), stets ungenügend waren und nie eingetreten sind (was sich auch nicht durch das Präventionsparadox erklären lässt!). Das Ziel der „Vermeidung der Überlastung des Gesundheitssystems“ kann schon lange kein guter Grund mehr für die Erlassung von NPIS sein.
Hier muss zukünftig mehr Skepsis gegenüber solchen Prognosen herrschen, um Angst und Panik zu vermeiden, was wiederum, wie aus dem Kausalschleifendiagramm hervorgeht, die Geschwindigkeit politischer Entscheidungen verringern würde, mit der Maßnahmen erlassen und Folgeschäden produzieren werden (s.o.).
Zum anderen möchte ich noch das Thema der Maskenpflicht hervorheben. Hier hat Daniela Prousa mit ihrer Studie (auch unter Bezugnahme des BPSK) gute Arbeit geleistet. Den Abschnitt meiner Masterarbeit möchte ich, gerade weil er so wichtig ist, ungeschminkt anfügen:
Die Psychologin Daniela Prousa führte 2020 innerhalb ihrer Studie eine um- fassende Befragung zu den psychovegetativen Beschwerden bezüglich der Mund-Nasen-Schutzverordnung durch. Mit besonderem Verweis auf das biopsychosoziale Krankheitsmodell nach George L. Engel (bei ihr „biopsychologisches Modell“ genannt), erklärt sie die Wechselwirkungen zwischen physiologischen und psychologischen Prozessen über die subjektive Intensität von psychovegetativen Stressreaktionen. So können Masken theoretisch zu einem durch die Kognition bedingten Stressfaktor werden, der sich dann auch (z.T. über die Atmung) nachteilig auf den Körper auswirkt. Diese Annahme hat sich auch in der repräsentativen Umfrage von Prousa bestätigt: Über 60 % der Teilnehmer (von 1.010 Fragebögen) leiden unter aversionsbedingtem MNS-Vermeidungsbestreben, sozialem Rückzug, herabgesetzter gesundheitlicher Selbstfürsorge (bis hin zur Vermeidung von Arztterminen) oder der Verstärkung vorbestandener gesundheitlicher Probleme (posttraumatische Belastungsstörungen, Herpes, Migräne). Laut Prousa zeige sich die Dringlichkeit der Überprüfung der Mund-Nasen-Verordnung auch in der Regelmäßigkeit des Gebrauchs der Maske, da regelmäßige psychovegetative Reaktionen zu schwerwiegenden Krankheiten oder schweren psychosozialen Folgen beitragen können (Prousa, 2020).
Zu ähnlichen Ergebnissen wie Prousa kam auch eine deutsche Forschergruppe: Das Review von Kiesilinski et al. (2021) umfasst 44 (zumeist experimentelle) Studien und stellt relevante Nebenwirkungen der MNS-Verordung mit medizinischen Konsequenzen für MNS-Träger fest. Die objektivierte Auswertung ergibt nicht nur kurzfristige Veränderungen in der Atmungsphysiologie mit signifikantem O2-Abfall und CO2-Anstieg, Auftreten von Atemstörungen, Erschöpfung und Kopfschmerzen, sondern auch mögliche langfristige Auswirkungen. Der durch die Masken resultierende Anstieg an CO2 könnte langfristig zu Hyperkapnie führen, ein Phänomen, welches laut Kiesilinski et al. (2021) und Sikter et al. (2017) auch in der Pathogenese von Zivilisationserkrankungen relevant ist.
Nolting, 2021, S. 38-29
In Anbetracht dieser Ergebnisse ist die Ablehnung des Eilantrages von Prousa gegen die Maskenpflicht vor dem Verwaltungsgericht Berlin höchst erstaunlich. Die Begründung ist indiskutabel unzureichend und zeigt einmal mehr auf, dass in Deutschland kein Interesse an einer integrativen Sicht auf Gesundheit mit einer erweiterten Medizintheorie nach Engel (1977) besteht: „Ein Eingriff liegt nicht bereits vor, wenn nur das psychische oder seelische Wohlbefinden betroffen ist, vielmehr muss die körperliche Unversehrtheit tangiert sein.“ (Verwaltungsgericht Berlin, 2020; Berliner Vorschriften- und Rechtsprechungsdatenbank, 2020, S. 5).
Fazit: Eine Nutzen-Schaden-Abwägung von Maßnahmen muss dringend auch auf nationaler Ebene berücksichtigt und aufgearbeitet werden, um potentiellen Schaden zu vermeiden. Kampf & Kulldorf (2021) haben eine gute Forderung formuliert. Sie schreiben: Wissenschaftler, Beamten des öffentlichen Gesundheitswesens, Journalisten und Politiker haben alle kurzfristigen bzw. langfristigen geistigen und körperlichen Kollateralschäden durch die COVID-19-Kontrollmaßnahmen abzuwägen und zu berücksichtigen.
Diskussion
Schlussendlich habe ich dann nach den Forschungsfragen und den Übersichtstabellen der Forschungsergebnisse den Diskussionsteil geschrieben. Dazu gehörten ein Fazit, aber auch Operationalisierungen zukünftiger Forschungsfragen und Stärken sowie Limitationen dieser Arbeit.
Ideen für zukünftige Forschung:
Die Rolle des Immunsystems in Beziehung zu anderen internalen (Mikrobiom, endokrines System, zentrales Nervensystem etc.) und externalen (Beziehungen, Gesellschaft, Umwelt etc.) Systemen als Schutz vor COVID-19
Die Auswirkung durch die Internalisierung von sozialen Werten, die durch die COVID-19-Pandemie in Deutschland entstanden sind und dessen Auswirkungen auf die biopsychosoziale Gesundheit
Der Einfluss medialer Berichterstattung über Pandemien auf das psychische, physische und soziale Wohlergehen und die Krankheitsanfälligkeit
Letztlich ist noch eine Übersicht zu den Stärken und Limitation zu dieser Arbeit erheblich. Diese findet sich sehr übersichtlich in folgender Tabelle:
Stärken
Limitationen
Kontextualisierung verschiedener Hypothesen in eine übergreifende Medizintheorie (BPSK)
Zumeist geringe Qualität & Quantität bisheriger Studien zum BPSK
Ausgewogene Suchstrategie und -auswertung
Formale Vorgaben
Übersicht zu Studienergebnissen
Effektstärke von PIs auf NPIs unbestimmt
Reflexion einer Nutzen-Schaden-Abwägung
Darstellung der Komplexität des Geschehens
Hinweise & Ergänzungen:
Das Schreiben der Masterarbeit hat mir großen Spaß gemacht. Der Zeitraum erschloss sich etwa über 3 Monate intensiver Recherche. Ich habe viele interessante Forscher und wissenschaftliche Arbeiten entdeckt und konnte meinen Wissenshorizont enorm (integrativ, ganzheitlich) erweitern. Außerdem konnte ich bestimmte Thesen, die ich bereits in meiner COVID-19-Analyse (2020) vertreten habe, besser einordnen. Dies hat sich schlussendlich dann auch in meiner Arbeit (und der Bewertung) gezeigt: Die COVID-19-Pandemie ist ein Thema, in das ich mich sehr stark vertieft habe und dies haben die Prüfer gemerkt.
Dennoch bin auch ich nicht fehlerfrei oder allwissend. So habe ich beispielsweise eine Arbeit (Experimental Assessment of Carbon Dioxide Content in Inhaled Air With or Without Face Masks in Healthy Children: A Randomized Clinical Trial)von Walach et al. (2021) in meine Masterarbeit eingebunden, die kurz vor Abgabe (16. Juli) noch vom Journal (JAMA Network) zurückgezogen (retracted) wurde. Ich hoffe, dass meine Arbeit nun nicht in diese Richtung polarisiert wird und, dass nur auf die zurückgezogene Studie verwiesen wird und wie unwissenschaftlich diese ist (nennt man übrigens „Cherry Picking“). Diese Studie ist letztlich auch nur ein Argument (und auch kein Hauptargument bzw. keine Schlüsselthese) in einer logischen Argumentationskette, wie ich finde.
Außerdem bin ich mir auch selbst nicht sicher, was ich vom Rückzug des Journals halten soll (insbesondere, weil die Prüfer vor Veröffentlichung ihr OK gegeben haben, also dürfte eine grundsätzliche Validität gegeben sein). Ich kann mir auch vorstellen, dass die gesellschaftlichen Implikationen dieser Studie für das Journal zu heikel waren – dies befinde ich als einen berechtigten Gedanken. Hier kann ich allerdings nur spekulieren.
Jedenfalls hatte ich auch meine Gründe, warum ich diese Studie überhaupt mit eingebunden habe:
Die Studie diente meiner grundsätzlichen Skepsis gegenüber dem Nutzen von Masken, insbesondere bei Kindern, die völlig wehrlos fast jeden Tag in der Schule Masken tragen müssen. Für mich bräuchte es keine Studie, um festzustellen, dass Masken Kindern nicht guttun. Man kann die Kinder ja auch einfach fragen (und hier zählt die Erfahrung jedes Kindes, nicht nur die Statistik). Aber weil dies nicht beachtet wird (das eigene psychologische Wohlbefinden ist in dieser Pandemie schließlich nicht so wichtig wie das Virus zu stoppen), muss man dann auf Studien zurückgreifen. Noch erstaunlicher als die Ergebnisse von Prousa (2020) oder Kiesilinski et al. (2021) waren daher für mich jene von Walach et al. (2021). In meiner Arbeit schrieb ich:
„Insbesondere auch für Kinder könnte das Maskentragen mit erheblichen Risiken einhergehen. Walach et al. (2021) stellten in ihrer Studie die mehrfache (bis zu 6-fache) Überschreitung des vom Umweltbundesamt festgelegten Grenzwertes von Kohlenstoffdioxid in Räumen (2.000 ppm) nach drei Minuten unter der Maske bei gesunden Kindern fest (Bekanntmachung des Umweltbundesamtes, 2008). Hierbei schienen jüngere Kinder höhere Werte aufzuweisen. Selbst der geringste Wert eines Kindes lag immer noch 3-fach über dem Grenzwert, ab dem es gesundheitsschädlich werden kann. Die Tatsache, dass Kinder über einen Zeitraum von vielen Monaten gezwungen waren (und teilweise noch sind), in der Schule Masken zu tragen, lässt Folgeschäden nicht ausschließen.“
Nolting, 2021, S. 39
Wer genau gelesen hat, stellt auch fest, dass ich sehr vorsichtig formuliert habe: Maskentragen könnte (!) mit Risiken einhergehen. Könnte bedeutet womöglich und nicht absolut. Nach dieser Formulierung habe ich dann die Studie auch nur beschrieben, nicht interpretiert.
Wie dem auch sei, die Studie wurde vom Journal mit der Begründung zurückgezogen, dass wissenschaftliche Ungenauigkeiten festgestellt wurden. Soweit ich das beurteilen kann, hat Walach jedoch die Zweifel ausreichend begründet (JAMA und viele Mainstream-Portale sahen das anders). Dies könnt ihr auch selbst hier nachlesen:
Diese Studie bleibt also (in dieser sowieso schon hitzigen Diskussionskultur) vorerst ein Streitpunkt.
Addendum zum 2. Juni 2022: Die Studie von Walach et al. wurde neu publiziert (hier bei ScienceDirect zu finden). Ausführliche Erläuterungen zur Studie, Neuveröffentlichung und weitere Gedanken hat Harald Walach in seinem Blog veröffentlicht.
Ich möchte nochmal darum bitten, diese Masterarbeit nicht aufgrund einzelner Studien zu bewerten (einzelne Studien sind auch wichtig, keine Frage), sondern auch versuchen, die Argumente für die hier dargelegte Position nachzuvollziehen. Dieses Anliegen ist auch im Sinne soziokultureller Werte und psychosozialer Risikofaktoren als dringlich einzustufen.
Immer wieder lese ich in den Medien – aber auch von Wissenschaftsjournalisten – dass man Intoleranz nicht tolerieren dürfe. Dabei ist diese Auslegung der Toleranz nicht mehr als eine pervertierte Interpretation von Karl Poppers Ansicht. Der folgende Beitrag soll dabei helfen, eine tolerante Ansicht über das Toleranz-Paradox in intoleranten Zeiten zu erhalten.
Karl Popper war ein britisch-österreichischer Philosoph und Wissenschaftstheoretiker, der den kritischen Rationalismus begründete. Der kritische Rationalismus ist eine Form der Auseinandersetzung mit wissenschaftlichen Inhalten und beschreibt eine ideale Haltung zu unterschiedlichen wissenschaftlichen Positionen. Der kritische Rationalist soll somit nach Popper ein Mensch sein, der weder wissenschaftsgläubig (Szientismus) noch viel zu skeptisch gegenüber anderen Meinungen ist (Relativismus). Diesen Sachverhalt hat Karl Popper in seinen Büchern und seinen Vorträgen verarbeitet, unter anderem in Alles Leben ist Problemlösen und Die offene Gesellschaft und ihre Feinde (Band 1 und 2).
Der von Popper entwickelte Falsifikationismus kann durchaus als sein Vermächtnis angesehen werden, da er gleichzeitig eine Lösung für den kritischen Rationalisten darstellt. Der Falsifikationismus sagt in Einklang mit dem Gödelschen Unvollständigkeitssatz, dass es kein in sich geschlossenes logisches System und damit auch keine vollständige Theorie geben kann. Somit ist jede Theorie, egal wie ausgereift sie sein mag, zu irgendeinem Zeitpunkt unlogisch oder inkonsistent.
Der kritische Rationalist kann idealerweise die Unvollständigkeit der eigenen Weltanschauung erkennen und bemüht sich damit stetig, seine eigenen Theorien zu verbessern. Karl Popper schreibt schon 1965 in Das Elend des Historizismus:
Diese Methode der rechtzeitigen Fehlerkorrektur zu verfolgen ist nicht nur eine Weisheitsregel, sondern geradezu eine moralische Pflicht: es ist die Pflicht zur dauernden Selbstkritik, zum dauernden Lernen, zu dauernden kleinen Verbesserungen unserer Einstellung, unserer Urteile auch der moralischen und unserer Theorien.
Popper (1965)
Unter eben jenen Gesichtspunkten von Karl Popper wollen wir auch das Toleranz-Paradox verstehen lernen.
Das Toleranz-Paradox in den Medien
Das Toleranz-Paradox wird von Medien, Politikern, Journalisten und sogar Wissenschaftlern immer wieder auf das folgende Zitat von Popper reduziert:
„Im Namen der Toleranz sollten wir uns das Recht vorbehalten, die Intoleranz nicht zu tolerieren.“
Popper, 2003, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde
Dazu möchte ich ein paar Beispiele geben:
Der Autor Till Eckert bezeichnet in einem Artikel für ZEIT (16. Oktober 2017) das Toleranz-Paradox als „logische Gleichung“, welches bei der Frankfurter Buchmesse bei Rechten anzuwenden gewesen wäre. Denn: „Rechtes Gedankengut ist stark, es lässt Austausch nicht zu, keinen Dialog und auch keine Toleranz. Rechtes Gedankengut ist per se ein intolerantes.“ Wer wiederum gegen Menschen mit „rechtem Gedankengut“ angekämpft hat, würde Haltung zeigen (auch wenn man dabei „nicht so ruhig“ geblieben wäre, wie die Frankfurter Buchmesse). Übrigens: 2021 ist die Diskussion erneut aufgeflammt.
In einem Video von mailab vom Mai 2021 referiert Mai Thi Nguyen Kim über das Toleranz-Paradox: „Rassismus beispielsweise darf in einer freien, toleranten Gesellschaft nicht toleriert werden, wenn man Freiheit und Toleranz schützen möchte. Alles zu tolerieren führt zu Intoleranz“. Darum werden zukünftig potentiell antitolerante Kommentare gelöscht. Bleibt die Frage: Woher kommt die Intoleranz in den Kommentaren von mailab?
Auch im Spiegel (Autor: Hasnain Kazim, 7. März 2020) wird das Toleranz-Paradox behandelt – sogar mehrfach. Traurig deshalb, dass der Artikel zur Streitkultur mit folgender Passage endet: „Versuchen wir also, mit den Intoleranten zu reden. Aber wenn sie nicht bereit sind, vernünftig zu diskutieren, wenn sie nicht auf rationale Argumente hören, wenn sie gar zu Gewalt greifen und die Grundpfeiler unseres demokratischen Gemeinwesens einreißen wollen – dann auf sie mit Gebrüll!„
In der SZ schneidet Autor Martin Beyer (8. November 2020) das Toleranz-Paradox an. Jedoch vornehmlich, um seine Argumentation zu stützen, dass Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen falsch sei: „Begriffe wie „Widerstand“ oder „Freiheit“ werden – ohne sie historisch einzuordnen – in diesem neuen Kontext ad absurdum geführt.“ Die Intoleranz sei auf eine „Filterblase“ zurückzuführen. Von der Gefährlichkeit der Grundrechtseinschränkungen – was auch eine Form der Intoleranz darstellt – fehlt im Artikel des geschichtsbelesenen Autors jede Spur.
…
Glücklicherweise gibt es auch sehr aufschlussreiche Artikel über das Toleranz-Paradox, welche sehr viel vorsichtiger formuliert sind: beispielsweise im DLF oder im Tagesspiegel. In diesen Artikeln wird auch näher behandelt, dass für Toleranz Mut gebraucht wird: „Toleranz, im Sinne eines Existierenlassen des Menschen, nicht der Meinung, muss immer die Voraussetzung sein – für jede Diskussion, für jede persönliche Haltung. […] Toleranz ist schließlich nichts für Feiglinge.“ (Tagesspiegel). Außerdem wird auch angeregt, das engstirnige und überhebliche Konzept von Toleranz zu überwinden, da es den Menschen auf bestimmte Eigenschaften reduziert: „Denn wer eine Minderheit nur toleriert, reduziert sie weiterhin nur auf die eine Eigenschaft, die sie als Minderheit definiert, zum Beispiel das Muslimischsein. Jemanden zu akzeptieren hieße, diese Eigenschaft nicht mehr in den Mittelpunkt zu stellen – mit der Folge, dass sich dieser Unterschied zu den Nichtmuslimen allmählich auflöst.“ (DLF) Bedeutet: Echte Toleranz führt zur Anerkennung verschiedener Positionen, zum Brückenbauen und zum Herstellen von Gemeinsamkeiten.
Ich möchte jedoch an dieser Stelle lieber auf die – meiner Meinung nach – hermeneutische Fehlinterpretation des Toleranz-Paradoxons eingehen. Ich stimme hierbei nicht nur nicht mit den Medien überein, sondern auch nicht mit Popper (zumindest nicht 100 %) – auch wenn ich viele Gedanken des Wissenschaftsphilosophen sehr schätze. Ich denke, dass jeder mal falsch liegen kann, darin bin ich eingeschlossen. Trotzdem respektiere ich Poppers Meinung und möchte deshalb wohlwollende Kritik anbringen.
Ein vorsichtiges Verständnis
Für mich sind immer die vorsichtigeren Interpretationen des Toleranz-Paradoxons richtiger als die radikaleren Positionen. Auch Karl Popper vertrat diese Ansicht und war sich bewusst, dass man selbst nur in ausweglosen Situationen selbst intolerant sein dürfe (Ultima Ratio).
Als intolerant erkennt Popper also zwei Gruppen von Menschen: Solche, die sich dem kritischen Diskurs verweigern und solche, die zu Gewalt aufrufen oder sie gegen Andersdenkende anwenden.
Erst wenn jemand in seiner Toleranz eingeschränkt wird, solle man laut Popper selbst intolerant werden, um weitere Intoleranz zu verhindern. Dass diese Gleichung mehr als irrational ist, erkennt man auch an der vereinfachten Gleichung des Paradoxons:
Intoleranz + Intoleranz = Toleranz
Unterstützt wird diese Gleichung aber von der Erfahrung, dass intolerante Menschen untereinander Anklang finden und somit wieder füreinander Toleranz empfinden. Zumindest in ihren intoleranten Positionen.
Ein bisher unwiderlegbares Gegenargument zu dieser Position ist jedoch der Umkehrschluss. Wenn Intoleranz + Intoleranz = Toleranz ist, dann müsste Toleranz + Toleranz = Intoleranz sein.
Spaßeshalber lassen wir jedoch den Umkehrschluss an dieser Stelle nicht gelten. Dann könnten wir auch versuchen, das Ganze mathematischer zu formulieren. Dann wird Intoleranz zum Minus-Pol und Toleranz zum Plus-Pol. So würden Intoleranz und Intoleranz tatsächlich zu Toleranz führen – Toleranz und Toleranz würden Toleranz bleiben – aber Intoleranz und Toleranz würden nur zu mehr Intoleranz führen (+ & – ergibt -). Gewinnen also am Ende doch die Intoleranten wenn sie genug sind – so wie Karl Popper gesagt hat? Würden die Toleranten vernichtet werden, wenn die Intoleranten integriert werden?
Ich halte diesen Ansatz ehrlich gesagt für sehr kurz gedacht. Diese Ansicht geht in keiner Weise darauf ein, WARUM Menschen überhaupt intolerant werden. Das ist doch der ausschlaggebende Punkt, um den wir uns als Gesellschaft kümmern sollten!
Eine mögliche Lösung
Menschen, die intolerant werden, sind unzufrieden. Es ist erst einmal wichtig, dies anzuerkennen. Wir sollten nicht die Menschen auf ihre Intoleranz reduzieren, damit verstärken wir sie ja nur in ihrer Ideologie. Ein gutes Beispiel hierfür sind Querdenker. Ungeachtet der Tatsache, dass Querdenker auch ganz normale Menschen wie du und ich sind, tragen die Medien ganz entscheidend dazu bei, dass diese Menschen intolerant werden. Aber nicht ohne Grund, sondern weil die Medien und Politik ihrem Anliegen auch intolerant gegenüber sind!
Das ist angewandter kritischer Rationalismus! Zu erkennen, dass die Intoleranz irgendwo ihren Anfang genommen hat und sich nicht einfach so gebildet hat. Es ist immer leicht, mit dem Finger auf andere zu zeigen. Dass dadurch, dass ich mit dem Finger auf andere Menschen zeige, Menschen verletze und sie somit zwinge, sich in ihrer Würde und ihrem Stolz zu verteidigen, das wird gerne vergessen.
So auch beispielsweise vom Volksverpetzer. Die im Jahr 2020 mit dem „Goldenen Blogger“ ausgezeichnete Webseite versucht Intoleranz mit Intoleranz zu bekämpfen. Ob das funktioniert? Das würde der Blog nach drei Jahren Corona-Pandemie vermutlich nicht einmal selbst behaupten. Auch im selbsternannten „Kampf gegen Hass und Hetze“ entstehen letztlich immer nur zwei Lager, die ja gerade deshalb bestehen (bleiben), weil sie sich gegenseitig beschuldigen und dämonisieren. Die Sachebene wird wenn überhaupt zu einem Nebenschauplatz – am Ende geht es nur noch darum, wer mehr Anhänger hinter seiner Meinung versammeln kann und sich so niederringen kann.
Für eine Diskussionskultur ist das der Schierlingsbecher. In vielen Fällen ließe sich Intoleranz ganz einfach dadurch vermeiden, dass man bestimmte Menschengruppen einfach mal in Ruhe ließe. Oder indem man das vorurteilsfreie Gespräch mit Andersdenkenden sucht. Doch im Angesicht der Corona-Pandemie scheint das kaum noch möglich zu sein. Kein Wunder also, dass tatsächlich immer mehr Menschen radikalisieren. Aber nicht nur bei den Querdenkern, sondern in allen Gesellschaftsgruppen.
Politiker wollen, dass Ungeimpfte eingeschränkt werden. Geimpfte wollen, dass Ungeimpfte nicht mehr am öffentlichen Leben teilnehmen. Medienvertreter wollen, dass Querdenker gelyncht werden. Ideologen wollen, dass die BRD abgeschafft wird.
und und und …
Das hängt alles miteinander zusammen. Hat es schon jemals geholfen, Andersdenkende und ihre Anhänger systematisch auszugrenzen? Dies führt doch nur zu noch mehr Leid und zu noch mehr Extremen. Radikalisierung findet immer auf allen Seiten statt, denn ein Kampf wird nicht nur von einer Seite aus geführt. Das nächste Mal, wenn jemand etwas vom Toleranz-Paradox erzählt, dann kannst du hoffentlich entgegnen:
Was ist denn die primäre Ursache für die Intoleranz?
Wenn wir uns die offene Gesellschaft bewahren wollen, dann sollten wir aufhören zu kämpfen und versuchen, uns zu vertragen. Niemand muss in den sozialen Medien einen Streit provozieren. Niemand muss mit aller Gewalt die Welt retten. Das Schicksal der Welt liegt nicht auf „dem einen Medienverteter“, sondern auf allen Menschen. Wir alle sind füreinander verantwortlich. Und dies anzuerkennen schafft vielleicht etwas mehr Toleranz und Gerechtigkeit in der Welt. Und vielleicht auch etwas mehr Vielfalt.
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Es ist mal wieder so weit. Nach monatelanger Tüftelei kann ich endlich wieder ein neues Buch veröffentlichen. Das Buch heißt „Warum Ernährungslehren scheitern – Und was Ernährungsgurus dir nicht verraten“. und ist inzwischen das vierte Buch im Bunde. Außerdem erhält mein Kommunen-Buch eine Neuauflage.
Titel:Warum Ernährungslehren scheitern – Und was Ernährungsgurus dir nicht verraten Kosten: Hardcover 30€ | Softcover 18€ | eBook 9,99€ ISBN: Hardcover 978-3-3474-5323-0 | Softcover 978-3-3474-5322-3 | eBook 978-3-3474-5324-7 Verlag: Tredition Seitenzahl: 150 Wörter: ca. 13.000 Format: DIN A6 Veröffentlichungsdatum: 11. November 2021 Quellenangaben: 30 Leseprobe: Bald auf Weiterlesen.de
Der Klappentext zum Buch lautet:
Ein Update für Ernährungsgurus. Die rein materielle Auffassung von Lebensmitteln – Kalorien, Nährstoffe, Diäten – führt nicht zu einem verbesserten Wohlbefinden oder zur Linderung von chronischen Krankheiten. Im Gegenteil, häufig führen Vorsätze und Vorgaben zu mehr Verwirrung und Leid bei Menschen, die ihre Ernährung verbessern wollen.
Woran liegt das? Ein wirkliches Verständnis für die eigene Ernährung wird durch das intuitive Gespür möglich. Erst dann wird erkannt, was Körper und Geist wirklich brauchen. Anhand der Fünf-Finger-Methode erklärt der Autor in diesem ernährungspsychologischen Buch, worauf es wirklich bei gesunder Ernährung ankommt.
Nun dürftest du einen ersten Eindruck haben, worum es in dem Buch geht. Ich möchte mich mit dem Buch von bisherigen Konzepten lösen, die dir erzählen wollen, dass die neue Diät oder das neueste Pflanzenextrakt deine Gesundheit verbessern. Es geht für mich bei gesunder Ernährung also ganz und gar nicht um die optimale Lebensmittelauswahl und Nährstoffzufuhr. Ich beobachte seit Jahren solche Ratgeber und Blogs, die (auch angetrieben von wissenschaftlichen Erkenntnissen) erzählen, wie toll Magnesium, Chrom oder Mangan sind. Oder wie perfekt Low-Carb bis hin zu ketogener Ernährung funktioniert.
Das alles möchte ich in dem Buch nicht behandeln. Ich möchte dich eher zu einer gewissen Gleichgültigkeit gegenüber dem quantitativen Aspekt der Ernährung aufrufen. Ganz sicher sind Nährstoffe nicht unnütz oder unnötig. Aber ich glaube, dass dort der falsche Punkt ist, um bei der Reise zur individuellen Ernährung zu starten. Denn wenn Menschen sich auf diesen Punkt fixieren, dann sind sie ihr Leben lang abhängig davon, dass ihnen die Wissenschaft sagt, ob Nitrat gerade förderlich oder schädlich ist. Ein kurzer Spoiler: Vermutlich ist es wie bei allem der Mittelweg.
Ich möchte dich mit der von mir entwickelten 5-Finger-Methode auf einen Weg einladen, der dir die psychologische Seite der Ernährung beibringt. Du könntest dieses Buch also auch als Ernährungspsychologie-Buch betrachten.
Über die 5 Finger-Methode erkläre ich dir die fünf psychologischen Aspekte, auf die es ankommt, damit Ernährung gelingen kann. Mir fällt zum Beispiel auf, dass Menschen eine gute Nährstoffzufuhr haben, die Nährstoffe aber irgendwie nicht dorthin kommen, wo sie hinsollen. Woran kann das liegen? Vielleicht – und so ist meine Annahme – sind die Bedingungen nicht die richtigen.
Vielleicht versteht dieser Mensch, der einen Nährstoffmangel hat, einfach nicht, dass es nicht darauf ankommt, immer mehr Protein, Mineralstoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe in sich hineinzustopfen, sondern er müsste lernen, dass er sich entspannen muss, um Nährstoffe richtig aufzunehmen. Vielleicht empfindet dieser Mensch Ernährung sogar als Last, die ihm aufgebürdet wurde, um sich gesund zu erhalten. Und ganz vielleicht ist dieser Mensch auf der Stufe der physiologischen Grundbedürfnisse stehen geblieben, anstatt nach höherem zu streben, beispielsweise nach Selbstverwirklichung und Transzendenz.
Dies sind nur einige Aspekte, die ich herausgreifen möchte. Ich habe diese Themen tiefergehend in meinem Buch erläutert und jeweils in Bezug zur 5-Finger-Methode erläutert.
Das spannende an dieser Methode ist letztlich auch, dass du dir meine Ausführungen dadurch besser behalten kannst. Wenn dir die symbolische Bedeutung des Daumens (z. B. Pi Mal Daumen, Daumen hoch …) klar ist, dann kannst du sie auch auf die Ernährung übertragen. Außerdem wirst du dann nie wieder vergessen, wie Ernährung aus psychologischer Perspektive gelingen kann.
Einen kleinen Abschnitt aus meinem Buch möchte ich dir schon zur Verfügung stellen:
«Die Hand selbst ist ein Instrument des Menschen, welches dem Menschen hilft, sich selbst und seine Umwelt zu be-greifen und zu (be)hand-eln. Der Mensch handelt nicht nur mit Nahrungsmitteln, letztlich ist die Ernährung ein zentrales physiologisches Grundbedürfnis, dass für sein Überleben sorgt und Wachstum ermöglicht. Alles Handeln und Behandeln ist somit auch immer Grundlage der eigenen Existenz. Weiterhin können Nahrungsmittel dem Menschen auch helfen, sich selbst und seine Umwelt zu begreifen. Dies trifft nicht nur für Nahrungsmittel zu, die direkt die Psyche eines Menschen verändern (psychoaktive Mittel), sondern auch ganz alltägliche Nahrungs- und Genussmittel wie Kaffee, Tee oder Süßigkeiten wie Schokolade. Jedes Nahrungsmittel hat einen mindestens subtilen Einfluss auf den Menschen; und so wundert es nicht, dass einst der Satz: „Du bist was du isst.“, zur Versinnbildlichung dieses Gedankens erfunden wurde.
Versteh mich nicht falsch. Eingangs beschrieb ich noch, dass der Effekt von Nahrungsmitteln auf den Menschen überschätzt werde. Dies meine ich auch so, da von vielen Menschen der Effekt der Nahrungsmittel auf den Körper überschätzt wird. Andererseits wird er von vielen Menschen, die sich leider unbewusst der Be-sinn-ungs-los-igkeit hingeben, auch unterschätzt.
Der tatsächliche Effekt der Nahrung wird deutlich, wenn wir die psychologische Komponente der Ernährung verstehen. Der Geist – darin inbegriffen sind Gedanken, Gefühle und Erfahrungen – hat über das zentrale Nervensystem als „Mittelkraft“ einen ganz realen Einfluss auf den Körper. Deine geistige Verfassung ist somit dafür verantwortlich, auf welche Nahrungsmittel du Lust hast, wie du sie konsumierst und wie du dich danach fühlst. Gleichzeitig können bestimmte Lebensmittel diesen Effekt noch potenzieren: Burger, Pommes, Snacks & Co. können dauerhaft zur Kompensation bestimmter Emotionen und Gedanken genutzt werden. Während die meisten Wissenschaftler das Übel in eben jenen Lebensmitteln selbst sehen, sehe ich erfahrungsgemäß, dass die Menschen sich nicht darüber bewusst sind, wieso sie überhaupt das Bedürfnis haben, diese Lebensmittel zu konsumieren. Und hier greift wieder die Metapher der Hand: Die Menschen begreifen nicht, wieso sie tun, was sie tun. Dies liegt daran, dass sie nicht in sich selbst schauen, um zu erkennen, welche geistigen Bedürfnisse sie haben.»
Wenn du also etwas aus meinem Buch lernen kannst, dann warum dich die modernen Ernährungsgurus nicht zu einer gesunden Ernährung und einem intuitiven und ausgewogenen Gespür bringen können. Meine These ist: Das kannst nur du selbst, indem du dich besser kennen lernst.
Ich freu mich sehr, wenn du mich unterstützen willst!
Titel: Leben in Kommunen – Ein Modell zur spirituellen Weiterentwicklung der Gesellschaft Kosten: Hardcover 11€ | Softcover 22€ | eBook 4,99€ ISBN: Hardcover 978-3-347-46950-1 | Softcover 978-3-347-46949-5 | eBook 978-3-347-46951-8 Verlag: Tredition Auflage: 2 Seitenzahl: 279 Wörter: ca. 38.000 Veröffentlichungsdatum: 11. November 2021 Format: DIN A5 Quellenangaben: 38 Leseprobe: Bald auf Weiterlesen.de
Der Klappentext zum Buch lautet:
Kommunen sind nicht mehr als eine Utopie?
Diesem Argument hält der Autor einfache und pragmatische Argumente entgegen, die das zukünftige Zusammenleben der Gesellschaft nachhaltig verändern könnten.
Die moderne Zivilisation kann sich nur dann gegen die aktuellen Krisen behaupten, wenn miteinander gelebt und gearbeitet wird und nicht gegeneinander. Das Leben in Kommunen bietet nicht nur einen Ausweg für Unzufriedene, sondern schafft auch Lösungen für die aktuellen Probleme.
Wie kurz zu Beginn erwähnt, erhält mein zweites Buch „Die wahre Bedeutung der Kommunion“ eine Neuauflage und heißt nun:
Der Grund für die Umbenennung liegt schlicht in der Verständlichkeit und Klarheit. Mir gefällt der Name der ersten Auflage nach wie vor gut, aber ich möchte es auch deutlich machen, worum es in diesem Buch geht. Mit der Kommunion verbinden die meisten Leute heute leider die katholische Kirche.
Neben der Namensänderung und einigen Fehlerkorrekturen finden sich auch umfangreiche Ergänzungen in dem Text. Beispielsweise habe ich sehr ausführlich das Leben des indischen Meisters Osho und seinen Traum der Kommune beschrieben, der meinem Traum sehr ähnlich sieht. Doch haben Osho und seine Neo-Sannyasins für mich entscheidende Fehler im Aufbau und Leben der Kommune gemacht, die ich euch nicht vorenthalten möchte. Letztlich ist wie bei jeder anderen Gesellschaftsform auch höchste Achtsamkeit im Umgang miteinander und in der Kommunikation geboten. Für mich ist die Osho-Bewegung dennoch ein lehrreiches Exempel, durch das auch meine Vorstellung der Kommune immer reifer wird.
Weiterhin habe ich auch über die sogenannten Tiny Houses geschrieben. Vielleicht haben einige von euch schon etwas über diesen Trend gehört. Im Grunde genommen ist die Idee von „kleinen Häusern“ im Zuge des Minimalismus und suffizienten Lebens entstanden. Durch den ressourcenschonenden und energieeffizienten Bau eignen sich die Tiny Houses doch vielleicht sogar für kommunenähnliche Projekte, oder? Diese Frage möchte ich dir ebenfalls im Buch beantworten.
Als dritte Ergänzung möchte ich noch einige aktuelle Entwicklungen charakterisieren. Im Zuge der COVID-19-Pandemie ist schließlich bei vielen Menschen das Bedürfnis entstanden, von der Stadt auf das Land zu ziehen. Aber hält dieser Trend an? Was hat die COVID-19-Pandemie mit der Idee der Kommune zu tun? Und werden es überhaupt jemals genug Menschen, damit eine Kommunen-Revolution erfolgreich sein kann?
Antworten auf diese Fragen und noch vieles mehr findest du in der zweiten Auflage meines Kommunenbuches. Übrigens: Zuletzt habe ich noch einige system-theoretische Ergänzungen hinzugefügt. Wer an fachgesimpel Gefallen findet, wird hier nicht zu kurz kommen.
Ein kurzer Abschnitt aus dem Buch:
Der Grund für das Zusammenleben ist uns Menschen in die Wiege gelegt. Durch die Fähigkeit des Menschen, sich in alles Mögliche spezialisieren zu können, gibt es nahezu unbegrenzte Möglichkeiten, der Kreativität in dieser Welt Ausdruck zu verleihen. Kreativität kann allerdings nur gelebt werden, wenn der Mensch sich aus seiner Zwangsrolle löst, die er in der Gesellschaft angenommen hat. Der Zwang, einzig dem Leistungsdruck in der Gruppe gerecht zu werden und sonst keiner höheren Aufgabe verpflichtet zu sein, schafft eine Abwärtsspirale der Unterdrückung und Ausbeutung, aus der sich besonders Arbeiter nahe der Armut nicht befreien können. Dafür ist die Angst vor der Einsamkeit und der Verbannung aus der Gruppe zu groß. Die Ausbeutung der Arbeitskraft (heute spricht man bereits vom Begriff des Humankapitals) innerhalb bestehender Gesellschaften schafft eine äußere Illusion der Verbundenheit. Im Inneren herrscht jedoch die Einsamkeit, denn die Isolation und Loslösung von spirituellen Wurzeln begrenzt auch die Freundschaft und den liebevollen Umgang mit Mitmenschen auf materielle Weise.
Dieses Problem wurde bereits von Denkern wie Ken Wilber beleuchtet und im Quadranten-Modell eingehender dargestellt. Kurzum: Die Wirklichkeit lässt sich aus der Perspektive von innen oder außen betrachten und vom Standpunkt des Individuums oder des Kollektivs. Daraus entstehen vier Quadranten, der intentionale (innerlich, individuell), der kulturelle (innerlich, kollektiv), der verhaltensbezogene (äußerlich, individuell) und der soziale (äußerlich, kollektiv). Die Entwicklung der letzten Jahrzehnte und Jahrhunderte offenbart nach Wilber eine Verwesung der gesamten Inneren Sphäre, insbesondere jedoch der individuell-inneren Sphäre. Die Gesellschaft in der Postmoderne scheint sich mehr für die kollektiven Fragen zu interessieren und blendet demnach das Individuum und seine Bedürfnisse fast vollständig aus. Ein Beispiel: Nicht selten erleben Menschen, dass ihre Meinung als „subjektiv“ abgestempelt wird und damit nichts wert ist, weil es im Gegensatz zur allgemeingültigen Wissenschaft steht. Ein weiteres Beispiel: Insbesondere in Deutschland ist kaum noch Kultur vorhanden, dies hat der Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Aydan Özoguz deutlich gemacht: „Eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar.“[1]
Demgegenüber blüht die Politik der Sozialsysteme, der deutsche Bürger, so scheint es, kommt kaum ohne seine Rentenversicherung, Krankenversicherung, Kfz-Haftpflichtversicherung oder sein Arbeitslosengeld aus. Aber nicht nur die obligatorischen Sozialsysteme haben Hochkonjunktur, insbesondere auch die freiwilligen Sozialversicherungen sind gefragter denn je. Hier schlägt der „äußere Quadrant“ ganz eindeutig den „inneren Quadranten“. Zur Veranschaulichung füge ich eine einfache Darstellung des Quadranten-Modells ein...
Abbildung: Das Quadranten-Modell in der Integralen Theorie nach Ken Wilber. Jeder Quadrant stellt dabei eine Perspektive der Wirklichkeit dar. *Eigene Darstellung
[1] Andreas von Delhaes-Guenther (2017). Keine deutsche Kultur. Bayernkurier. URL: https://www.bayernkurier.de/inland/25087-keine-deutsche-kultur/
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Hast du dir nicht auch schon einmal wunderliche Fragen im Alltag gestellt oder vielleicht in Tagträumen, auf die du keine Antwort gefunden hast? Ich auch.
Wie sollte deiner Vorstellung nach eine ideale Welt aussehen? Was zeigt dir ein De-ja Vù? Sind Träume für dein Bewusstsein so real, wie der Wachzustand?
In spannenden Gesprächsrunden versuche ich Interesse durch Bewusstheit und Einfachheit mit Wissenschaft & Esoterik zu kombinieren. Dabei entstehen dann faszinierende Denkansätze, welche zu mehr Fantasie und Kreativität anregen können. Nimm dir ein wenig Zeit und lass dich von den Ideen anstacheln.
Wir alle haben nur eine begrenzte Lebenszeit. Dies wird uns gerade in dieser Epoche immer wieder aufgezeigt. Überall lauern Krankheiten, die den Tod bedeuten können. Das macht dem kleinen Ego mächtig Angst und hält es gefangen in einem Strudel der Unsicherheit. Wie aber können wir diese Unsicherheit überwinden, um die eigene Lebenszeit sinnvoll nutzen zu können?
Philosophie der Zeit
Wenn ich von Zeit spreche, ist damit einerseits die eigene Lebenszeit gemeint, andererseits auch der generelle Gedanke an die Zeit. Fangen wir mit der generellen Sicht auf die Zeit an.
Was ist Zeit? Im Grunde genommen ist Zeit nach all den Jahrtausenden der Grübelei und Philosophie nach wie vor ein Mysterium. Niemand kann sagen, aus welchem Urgrund die Zeit entspringt, wir wissen nur, dass sie da ist. Wir können sie schließlich messen.
Sir Isaac Newton (*1642, †1727), der einst als Halbgott geltende Physiker, sagte über das objektive Wesen der Zeit:
Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig und ohne Beziehung auf irgendeinen äußeren Gegenstand.
Und weiter beschreibt er auch das subjektive Wesen der Natur:
Die relative Zeit, die unmittelbar sinnlich wahrnehmbare und landläufig so genannte, ist ein beliebiges sinnlich wahrnehmbares und äußerliches Maß der Dauer, aus der Bewegung gewonnen (sei es ein genaues oder ungleichmäßiges), welches man gemeinhin anstelle der wahren Zeit benutzt, wie Stunde, Tag, Monat, Jahr.
Newton war sich somit sehr wohl bewusst, dass es zwar eine absolute Annahme der Zeit gibt, diese jedoch auch in Abhängigkeit zur eigenen Wahrnehmung und Empfindung steht. So mag die Uhr durchaus einem immer gleich bleibendem Takt folgen, der Wahrnehmende selbst mag dieses Voranschreiten der Zeit jedoch ganz anders empfinden. Zeit ist somit in gewissem Maße abhängig vom Bewusstsein, ferner von der Bewegung oder Aktivität des Bewusstseins, welches die Zeit empfindet.
Den Ursprung der Zeit konnte Newton nicht festmachen. Newton war der festen Überzeugung, dass das Universum von Gott wie ein Uhrwerk aufgezogen wurde, dass der Mensch mittels seines Verstandes nun entdecken und prognostizieren konnte. Für ihn war das Universum schlicht eine Frage der Genauigkeit: Je genauer der Beobachter hinzuschauen vermag, desto mehr präzise physikalische Gleichungen wird er auch erhalten.
Dennoch war Newton der Überzeugung, dass es Gott geben müsse – wie kann das sein?
Für Newton stand fest, dass es mehr Ungereimtheiten und Ungenauigkeiten über das Universum gibt als Gleichungen. Die Zeit war vielleicht das einzig Absolute bei Newton. Aber auch nur in ihrer objektiven Betrachtung. Denn wenn wir die subjektive Komponente hinzuziehen, die ja niemals völlig außen vor bleiben kann, wie wir seit dem 20. Jahrhundert um Quantenphysiker wie Werner Heisenberg wissen, wird die Betrachtung der Zeit schon sehr viel schwieriger.
Wenn Zeit kein völlig objektives bzw. äußerliches Phänomen sein kann, ist es auch niemals vom Raum getrennt. Der Raum kann nur existieren, wenn sich innerhalb des Raumes ein Beobachter befindet, der den Raum erkennt. Die Raum-Zeit-Beziehung kann neu aufgefasst werden und auch wissenschaftlich von einem anderen Punkt aus definiert werden, der in der Wissenschaft (immer noch) recht unüblich ist: Beim Subjekt.
Zeit und Raum ohne Subjekt zu denken, ist wunderbar und führt sicherlich zu vielen spannenden Erkenntnissen. Letztlich geht es jedoch auch ganz pragmatisch einfach darum, welche Bedeutung Zeit für das Subjekt hat. Zeit ohne Subjekt – was kann da der tiefere Sinn sein? Wenn kein Subjekt da ist, kann es letztlich auch nicht über die Zeit nachdenken.
Zeit im Alltag
So lassen sich schon im Alltag bestimmte Beobachtungen über die Zeit machen:
Die Zeit vergeht unterschiedlich schnell, je nachdem, wie die Zeit empfunden wird
Zeitempfinden kann den Organismen des Menschen über Stress schädigen… ….aber auch heilen (in der Meditation wird Zeit „vergessen“)
Die Struktur im Alltag hilft bei der Produktivität und Effizienz… also beim Zeit sparen
Wie wir anhand dieser Auflistung sehen, ist Zeit ziemlich stark abhängig von der eigenen Interpretation. Sind wir spät dran, so haben wir Angst zu spät zu kommen, denn es könnte ja Ärger geben. Pünktlich zu sein ist hingegen ein Zeichen von Anstand und Respekt! Das Zeitmanagement ist in vielen Ländern der Welt so genau getaktet, dass es erheblich zum Wohlstand der Welt beiträgt.
Letztlich kann der Umgang mit Zeit zu wirklich allem führen. Es kommt jedoch ganz darauf an, wie mit der persönlichen Lebenszeit umgegangen wird. Wenn Aktivitäten, die guttun, vermehrt werden, dann kann dies zu dauerhafter Zufriedenheit beitragen. Wenn manchen Aktivitäten jedoch zu viel Zeit zugeordnet wird, kann dies schon wieder schädlich werden oder unzufrieden machen.
Zeit ist interessanterweise also ein Indikator für Gleichgewicht (Ich erinnere an Paracelsus Ausspruch: „Die Dosis macht das Gift.“). Aber warum ist dem so?
Zeit folgt einem bestimmten Rhythmus. Jeder kennt das Geräusch einer Uhr: Tik. Tak. Tik. Tak. Tik. Tak. Auf ein Geräusch folgt eine Pause. Dann wieder ein Geräusch und eine Pause. Und immer gleichmäßig so weiter. Viele Menschen werden von diesem Geräusch wahnsinnig (gerne mal selbst fragen wieso…). Aber grundsätzlich zeigt sich in dem Geräusch der Uhr auch der Puls des Lebens.
Puls des Lebens, was meine ich damit? Es ist eine alte esoterische Weisheit, dass die Wirklichkeit polar aufgebaut ist. Dies habe ich schon häufig auf meinem Blog, Podcast und in meinen Büchern angesprochen und soll daher hier nicht (schon wieder) ausführlich behandelt werden. Für mich zeigt sich jedoch auch in der objektiven und subjektiven Zeit die Ausgeglichenheit eines Menschen. Denn: Je ausgeglichener ein Mensch für mich ist, desto besser hat er beide Pole (Licht und Schatten, Leid und Freude, Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit, Chaos und Ordnung) in seine Wahrnehmung integriert.
Buddhistische Weisheiten
Wer den Rhythmus des Lebens akzeptiert hat, der wird keine Probleme mit Alterung haben, mit potentiellem Leid und Krankheit, mit Tod, mit Einsamkeit oder Enttäuschung. Um den Rhythmus des Lebens anzunehmen, muss jedoch gleichzeitig akzeptiert werden, dass es schlicht Zeit gibt. In mancherlei Esoterik-Kreisen wird schon darüber gesprochen, dass Zeit unwirklich ist, bevor akzeptiert wurde, dass der Körper dennoch auf den Verfall ausgelegt ist.
Die Basis dafür, dass eine Existenz außerhalb der Zeit angenommen werden kann, ist für mich die Akzeptanz darüber, dass wir in diesem Leben zeitlich limitiert sind. Oder, wie die Buddhisten sagen: Alles ist vergänglich. Die edlen vier Wahrheiten des Buddha sind zugleich eine Lehre von der Annahme der Zeit:
1. Dukkha: Glück ist vergänglich, Leben ist Leiden. 2. Samudaya: Ursachen für Leid sind Gier, Hass und Verblendung. Das Leiden entsteht also, weil die Menschen immer mehr haben wollen als sie besitzen und nicht zufrieden sind mit dem was sie haben. 3. Nirodha: Das Leiden hört auf, wenn die Menschen diese Ursachen überwinden. 4. Magga: Es gibt einen Weg zum Glück. Das ist der Achtfache Pfad.
Wenn die Buddhisten sagen „Glück ist vergänglich“, meinen Sie damit, dass es bedeutungslos ist, kurzfristigen Freuden hinterherzurennen. Das eigentliche Ziel des Buddhismus ist ja dauerhafte Zufriedenheit bzw. Glückseligkeit. Diese kann jedoch nicht innerhalb der Zeit gefunden werden, da Zeit flüchtig ist. Je mehr der Mensch hinter seiner Flüchtigkeit bzw. Vergänglichkeit herläuft, desto mehr wird er auch leiden.
Deshalb: Zeit existiert, nimm die Zeit wahr, erkenne deine eigenen notorischen Muster und versuche dich zu lösen. Dein Körper ist an die Zeit gebunden, den Geist jedoch nicht.
Die ewige Wiederkehr
Der wohlbekannte deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche (*1844, †1900) verfolgte mit seiner Philosophie der Ewigen Wiederkehr einen ähnlichen Appell. Während die Buddhisten die Reinkarnation auf Körper und Geist des Menschen beziehen, bezieht Nietzsche die Reinkarnation auf das gesamte Weltengespann. Nietzsche geht also einen Schritt weiter als die Buddhisten und fragt: Was, wenn mein Geist nicht nur immer wieder in neue Körper geschickt wird, um neue Erfahrungen zu machen, sondern immer und immer wieder das absolut Gleiche zur gleichen Zeit erlebt? Am deutlichsten wird dies vielleicht in seinem Werk „Also Sprach Zarathustra“:
Alles geht, Alles kommt zurück; ewig rollt das Rad des Seins. Alles stirbt, Alles blüht wieder auf, ewig läuft das Jahr des Seins.
Alles bricht, Alles wird neu gefügt; ewig baut sich das gleiche Haus des Seins. Alles scheidet, Alles grüsst sich wieder; ewig bleibt sich treu der Ring des Seins.
In jedem Nu beginnt das Sein; um jedes Hier rollt sich die Kugel Dort. Die Mitte ist überall. Krumm ist der Pfad der Ewigkeit.
Für Nietzsche ist die Akzeptanz der Ewigen Wiederkehr zugleich die absolute Selbstbejahung, der Quell höchster Zufriedenheit. Wer diesen Gipfel erklimmt, nimmt nicht nur all das Leid an, was je geschehen ist und geschehen wird, sondern wird daran sogar die Freude entdecken. In seiner Autobiographie beschrieb Nietzsche, wie ihm der Gedanke kam:
Die Grundconception des Werks [Also sprach Zarathustra], der Ewige-Wiederkunfts-Gedanke, diese höchste Formel der Bejahung, die überhaupt erreicht werden kann –, gehört in den August des Jahres 1881: er ist auf ein Blatt hingeworfen, mit der Unterschrift: ‚6000 Fuss jenseits von Mensch und Zeit.‘ Ich ging an jenem Tage am See von Silvaplana durch die Wälder; bei einem mächtigen pyramidal aufgethürmten Block unweit Surlei machte ich Halt. Da kam mir dieser Gedanke.
Natürlich bleibt auch mir die Frage, ob Nietzsche diesen Gedanken jemals hat verwirklichen können. Es scheint umso unwahrscheinlicher, wenn es stimmt, dass Nietzsche am 3. Januar 1889 ein Pferd umarmte, darunter zusammenbrach und den Verstand verlor. Vielleicht trug dieser Gedanke dazu bei und war letztlich doch eine Illusion, ein Hirngespinst, dass vom Menschen nicht verwirklicht werden kann?
Ich bin der Auffassung, dass wir dies niemals auf rein rational-intellektuellem Wege erfahren werden.
Siddhartas Verhältnis zur Zeit
Ein Gedanke, der mir fast täglich kommt, ist der, den Hermann Hesse (*1877, †1962) in seinem Buch „Siddharta“ in Form von Buddha an seinen Hauptcharakter Siddharta äußerte:
Ein Einblick in das Hermann Hesse Museum in Calw (Baden-Würtemberg)
Klug bist du, klug weißt du zu reden. Hüte dich vor allzu großer Klugheit!
Ich habe bereits in meinem Podcast über Hermann Hesse und Siddharta gesprochen, aber ich möchte gerade in Bezug auf das Thema Zeit noch mal einige Anstöße dazu geben.
Das geniale an der indischen Dichtung „Siddharta“ ist, dass Hesse in perfektem Einklang eine Parallelwelt zur westlich-modernen Industriegesellschaft erschafft. Ein jeder von uns wird in dem Glauben aufgezogen, die materialistische Perspektive ist die einzig Wahrhaftige. Darum ist der Verstand auch in überwältigender Mehrheit nur auf das ausgerichtet, was materiell erfassbar ist – Glück ist nicht mehr als sinnliche Lust, Krankheit nicht mehr als biologische Fehlfunktion und Zeit nicht mehr als Produktivität.
Der Protagonist Siddharta wächst ganz andersartig auf: Siddharta lebt bei den Brahmanen, ein Volk spiritueller Weiser und Angehöriger der obersten Kaste Indiens. Wie der Name sagt, strebt der Brahmane nach Brahman, der Verwirklichung der individuellen Seele (Atman) in der Weltenseele (Brahman) und der spirituellen Erleuchtung. Doch Siddharta sind die Lehren nicht genug.
So macht er sich unter Protest seines Vaters mit seinem Freund Govinda auf den Weg, um bei den Samanas zu leben. Samanas sind Bettelmönche, die sich der Askese, d.h. Enthaltsamkeit verschrieben haben. Samanas stehen im Gegensatz zu den Brahmanen sehr weit unten im Kastensystem Indiens. Doch mit der Zeit sind auch die Samanas nicht genug für das suchende Herz Siddhartas.
Siddharta und Govinda hören von Gautama, auch Buddha genannt, der Erleuchtete, der den Menschen eine Lehre bietet, die ihn zur Erleuchtung führen soll. Während Govinda sich entscheidet, bei Buddha zu bleiben und seiner Lehre zu folgen, entscheidet Siddharta sich anders. Siddharta hat genug von Lehren.
Also konfrontiert er Gautama. Die Begegnung zwischen Siddharta und Gautama ist aus mehreren Gründen legendär. Zum einen ist der Name Buddhas „Siddharta Gautama“, d.h. Hesse lässt hier den „jungen und unerfahrenen“ Buddha mit dem „älteren und erfahrenen“ Buddha sprechen. Zum anderen hallt das Gespräch der beiden noch in der weiteren Geschichte nach. Denn: Gautama lobt Siddharta zwar für sein Verständnis von Freiheit, offenbart ihm aber auch seine Schwäche bzw. Anfälligkeit, je nachdem wie man es nennen möchte.
Gautama sagt Siddharta ganz offen, dass er aufpassen solle, nicht zu klug zu werden. Auch Klugheit bedarf einer Grenze, ansonsten folgt Arroganz, List und Leichtfertigkeit. Und obwohl es im ersten Moment so scheint, als hätte die Konsultation mit Gautama Siddharta von der Fremdbestimmung anderer befreit – es wirkt geradezu, als wäre Siddharta fortan erleuchtet – ist es eigentlich genau andersherum.
Die Euphorie frei zu sein, hat Siddharta dazu gebracht, seine Klugheit auszunutzen, um sich ein zu gutes Leben zu bescheren. Er ging in die Stadt, fing eine Liebesbeziehung mit der Kurtisane Kamala an, stellte sich in den Dienst des Kaufmann’s Kamaswami und lebte trotz seines Spottes gegenüber der Welt und Gesellschaft anhaftenden Menschen immer mehr wie eben jene Menschen, auf die er hinunterblickte. Zumindest bis ihn eines Tages der Überdruss packte und er floh, weil er dieses Leben mit seinem spirituellen Wissen nicht mehr ertragen konnte.
Er hat – wortwörtlich – seine Zeit verschwendet.
Nicht, weil er nicht produktiv war. Nach heutigen Maßstäben war er sehr produktiv, er hat sehr viele Güter angehäuft. Sondern weil er immer häufiger Wein trank, nicht mehr seine Emotionen zu kontrollieren im Stande war und seine kindliche Leichtigkeit und Distanz gegenüber der Welt verloren hatte. Und in seinem Alter sind dadurch sicherlich auch die ersten körperlichen Beschwerden hinzugekommen.
Als er sich dann radikal befreite, fing er ein neues, ein bescheidenes Leben bei einem alten Bekannten an: dem Fährmann Vasudeva. Vasudeva war es, der ihn damals über den Fluss brachte, sodass Siddharta in die Stadt gelangen konnte. Wieder ist Vasudeva derjenige, der an einem Grenzbereich seines Lebens auf ihn wartete, um ihn bei seiner Metamorphose zu begleiten, bis Vasudeva schließlich an Altersschwäche starb.
Das besondere an Vasudeva war, dass er Siddharta einen neuen Lehrmeister bescherte, der ihm ein anderes Verhältnis zur Zeit lehrte: die Welt selbst. Über die Beobachtung des Flusses gelang es dem Fährmann, und dann auch Siddharta, die weltlichen Probleme zu relativieren und jeden einzelnen Augenblicke im Leben zu genießen. Gedanken sind flüchtig, was aber bleibt, ist das Verhältnis zwischen Wahrnehmendem und Wahrgenommenem, zwischen Beobachter und Beobachtetem. Der Fluss dient gleichzeitig als Metapher für „den Fluss der Zeit“, ein Symbol, für die Energie, Vergänglichkeit und Reinigung.
Wie Siddharta am Ende des Buches zugab, hatte er viele Lehrmeister Zeit seines Lebens, obwohl er diese nach Gautama beschlossen hatte aufzugeben. Kamala, Kamaswami, Vasudeva, der Fluss, ja sogar sein Sohn waren für ihn alle Lehrmeister. Alles, was das Leben für ihn zu bieten hatte, war ihm eine Lehre. Eine Lehre, die Siddharta selbst am Ende wie folgt ausdrückte:
Die Welt selbst aber, das Seiende um uns her und in uns innen, ist nie einseitig. Nie ist ein Mensch, oder eine Tat, ganz Sansara oder ganz Nirvana, nie ist ein Mensch ganz heilig oder ganz sündig. Es scheint ja so, weil wir der Täuschung unterworfen sind, dass Zeit etwas Wirkliches sei. Zeit ist nicht wirklich, Govinda, ich habe dies oft und oft erfahren. Und wenn Zeit nicht wirklich ist, so ist die Spanne, die zwischen Welt und Ewigkeit, zwischen Leid und Seligkeit, zwischen Böse und Gut zu liegen scheint, auch eine Täuschung.
Sicherlich ließe sich noch viel mehr zum Thema Zeit sagen. So könnte man auch fragen:
Was hat das Ich für ein Verhältnis zur Zeit? Was ist der Zustand der Zeitlosigkeit und wie kann er möglicherweise sogar erfahren werden? Welche Rolle spielt die Zeit bei systemischen und metaphysischen Entwürfen?
Mein primäres Ziel war es jedoch nicht, alles zu erfassen und zu beschreiben, was es zur Zeit zu sagen gibt. Mir war es wichtig, Anstöße zu geben, die über unser alltägliches Verständnis von Zeit hinausgehen.
Die eigentliche Ressource unserer Zeit ist für mich nicht das Geld, nicht die Information und auch nicht die Fantasie. Die wichtigste Ressource ist für mich die Zeit selbst. Denn im Umgang mit der eigenen Zeit merken wir auch, wie wir mit uns selbst und anderen umgehen. Wer sich selbst wertschätzen lernt, der wird die ein oder andere destruktive Aktivität vermeiden…
Wer aus der Perspektive der Zeit einen Klassiker wie „Faust.“ oder „Der Steppenwolf“ liest, wird staunen. Es lassen sich nicht nur extrem viele Hinweise auf die Wichtigkeit des Elements Zeit in den berühmtesten Geschichten und Gedichten finden, nein, sie regen einen auch an, selbst einmal über das Thema Zeit nachzudenken: beruflich wie privat.
Alles Feindliche verschwindet plötzlich und ist besiegt, sobald es gelingt, die Zeit aus seinen Gedanken auszuschalten.
Meist realisieren wir erst, wie wichtig die Zeit ist, wenn wir älter und erfahrener sind. Vielleicht liegt es auch daran, dass unsere heutige Gesellschaft vorsieht, dass wir einen Großteil unseres Lebens mit Arbeit zubringen und erst spät im Leben (>65) ruhen und unsere Zeit sinnvoll nutzen sollen. Doch meist ist es dann zu spät: Je älter wir werden, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit eines körperlichen Leidens, wenn wir nicht Zeit unseres Lebens darauf geachtet haben uns selbst zu schützen. Der Dalai Lama sagte sehr passend auf die Frage eines Reporters, was ihn am meisten am Menschen überrasche:
Der Mensch. Er opfert seine Gesundheit, um Geld zu verdienen. Wenn er es hat, opfert er sein Geld, um seine Gesundheit zurückzuerlangen. Und er ist so auf die Zukunft fixiert, dass er die Gegenwart nicht genießt. Das Ergebnis ist, dass er weder die Gegenwart, noch die Zukunft lebt. Er lebt so, als ob er nie sterben würde und schließlich stirbt er, ohne jemals richtig gelebt zu haben.
Das kann nicht unser Ziel sein. Wir sollten nicht Zeit unseres Lebens, unsere Zeit und Energie dafür aufwenden, dass wir am Ende des Lebens unter grausigen Bedingungen aus dem Leben treten. Ich plädiere eher dafür, sich darauf zu konzentrieren, dass das Leben im Jetzt vernünftig und sinnvoll gestaltet wird. Damit wir am Ende nicht auf den Gedanken kommen: Ich habe mein Leben verschwendet und ich hätte meine Zeit hier auf Erden besser gestalten können.
Doch diese Entscheidung treffe ich nur für mich selber. Und jeder andere für sich.
Herzlich Tristan
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Hast du dir nicht auch schon einmal wunderliche Fragen im Alltag gestellt oder vielleicht in Tagträumen, auf die du keine Antwort gefunden hast? Ich auch.
Wie sollte deiner Vorstellung nach eine ideale Welt aussehen? Was zeigt dir ein De-ja Vù? Sind Träume für dein Bewusstsein so real, wie der Wachzustand?
In spannenden Monologen und Gesprächsrunden versuche ich Interesse durch Bewusstheit und Einfachheit mit Wissenschaft & Esoterik zu kombinieren. Dabei entstehen dann faszinierende Denkansätze, welche zu mehr Fantasie und Kreativität anregen können. Nimm dir ein wenig Zeit und lass dich von den Ideen anstacheln.
Die Suche nach dem Sinn und der Zufriedenheit nimmt seit einiger Zeit kontinuierlich zu. Immer mehr Bestseller erscheinen und versprechen dem Menschen, dass er durch Lesen des Buches ein Stück weit mehr zu ihm selbst findet. Wenn wir einmal von den positiven Bewertungen absehen, die zumeist darauf zielen, zu erklären, wie das Buch funktioniert oder warum Zufriedenheit für den Rezensenten so wichtig ist, bleibt häufig langfristig „kaum“ etwas Nachhaltiges von dem Buch im Gedächtnis. Eine wirkliche Veränderung, so habe ich das Gefühl, regen Ratgeber und Coaches nicht wirklich an.
Woran liegt das?
Wie entsteht Zufriedenheit?
Wie Zufriedenheit wirklich entsteht, weiß eigentlich kaum jemand. Eigentlich weiß es nur derjenige, der es spürt. Denn letztlich ist es ein Gefühl, das im Hintergrund agiert und auch in den aufbrausenden und turbulenten Zeiten anwesend ist. Wir sollten also Zufriedenheit nicht mit Glück oder Freude verwechseln. Glücklich sind wir, wenn uns etwas Gutes passiert. Freude wird ganz ähnlich wie Glück beschrieben, vielleicht ist Freude jedoch noch ein wenig mehr auf den sozialen Umstand, als auf den generellen Umstand bezogen. Dies macht kaum einen Unterschied. Einen wesentlichen Unterschied gibt es zwischen Freude/Glück und Zufriedenheit.
Diesen Unterschied biochemisch festzustellen, ist nicht falsch. Einige Menschen korrelieren Glück/Freude mit dem Glückshormon Dopamin, welches immer dann im Gehirn ausgeschüttet wird, wenn wir eine Belohnung erhalten oder eine Herausforderung bestehen. Dopamin ist somit ein Hormon, welches sich durch äußere positive Reize auszeichnet.
Serotonin, ebenfalls häufig als Glückshormon bezeichnet, ich nenne es eher das Zufriedenheitshormon, ist da anders. Serotonin wird hauptsächlich (90-95%) im Bauch produziert. In der Depressionsforschung gibt es beispielsweise die Serotonin-Mangel-Hypothese.1 Darum werden auch Selektive-Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI) als Antidepressiva in der Therapie eingesetzt. Auch wenn ein solches Medikament kurzfristig Linderung verschaffen kann, so ist die Idee, ein Serotonin stärkendes Medikament bei Depressionen einzusetzen, nicht zu Ende gedacht.
Zum einen, weil eine Gabe des Vorläufers von Serotonin, die essentiellen Aminosäure L-Tryptophan (die wir jeden Tag durch die Ernährung zu uns nehmen müssen) durchaus ebenso effektiv sein kann.2,3 Aber auch dies ist wiederum nur eindimensional gedacht: Denn kurzfristig kann die L-Tryptophan-Gabe vielleicht den Serotonin-Spiegel erhöhen – aber wie sieht es langfristig aus? Die eigenen Hormone passen sich entsprechend der eigenen Gefühls- und Gedankenwelt an. Serotonin ist demnach ein Hormon, was von dir selbst als Nebenprodukt eines zufriedenen Daseins erzeugt wird. Nicht, weil du darauf aus bist, Serotonin zu erzeugen, sondern, weil deine Gefühls- und Gedankenwelt schlicht gesund ist. Du fühlst dich – umganssprachlich betrachtet – einfach wohl in deiner Haut.
Anders ist es bei Dopamin: Der Mensch jagt geradezu Belohnungen und Herausforderungen hinterher. Interessanterweise, und dies wissen die wenigsten Menschen, sorgt konstanter Dopaminüberschuss (oder ein Dopamindefizit) für eine Fehlregulierung von Serotonin. Serotonin wiederum kann auf Neurotransmitter wie Dopamin (oder auch GABA) stabilisierend wirken.4,5
Mehr dazu findest du auch in meiner ersten Podcast-Folge:
Es gibt also durchaus einen Grund dafür, warum der Körper das Serotonin „fehlreguliert“ (besser wäre aber zu sagen „anpasst“). Hier kann dann mit einer Tryptophan-Gabe unterstützt werden, aber das eigentliche Problem liegt wo anders. Aus den bisherigen Ausführungen mag dies vielleicht bereits klar sein, aber ich möchte es auch noch einmal ausführlich beleuchten, damit jeder eine erweiterte Perspektive auf das Thema Zufriedenheit erhält (und dies nicht nur biochemisch versteht, denn dies ist es gerade nicht!).
Serotonin wird, wie bereits erwähnt, hauptsächlich im Bauch produziert. Wer sich ein wenig mit anderen Lehren, als der westlichen Wissenschaft, beschäftigt hat (z.B. Ayurveda, TCM), der weiß auch, dass der Bauch gemeinhin als Sitz der Gefühle verstanden wird. Spätestens seit der post-modernen Wissenschaft hat man sich dieser Idee auch angenähert: Das Bauch-Gehirn (enterisches Nervensystem) ist laut Forschern über die gut-brain-axis (Darm-Gehirn-Achse) mit dem Gehirn verbunden. Das Bauchgehirn und die Darm-Gehirn-Achse ist inzwischen eine valide Hypothese, die das Zusammenspiel zwischen Intellekt und Emotion erklärt.
Wenn also Serotonin nicht in dem Maße vorhanden ist, wie es gewünscht wird, dann liegt das an den eigenen Bedürfnisse, Trieben, Gefühlen und Emotionen, die in irgendeiner Form nicht vom Individuum bewältigt werden können. Möglicherweise, weil sie unterdrückt werden, vielleicht auch, weil einfach nie ein Umgang mit Ihnen gepflegt wurde. Die Wurzel der Zufriedenheit ist jedenfalls nicht Serotonin, wie einige Ratgeber-Zufriedenheits-Alles-Wissen-Lehr-Coaches behaupten mögen, sondern schlicht der Mensch und sein Innenleben.
Ideen der Psychologie
In der Psychologie gibt es einige sehr interessante Ideen, weshalb Gefühle und Emotionen nicht „richtig fließen“ können (fernöstlich ausgedrückt) bzw. aufgestaut und unterdrückt werden.
Die bekannteste Idee ist wohl die des Unterbewusstseins. Nach dieser Theorie verfügt jeder Mensch über einen bewussten Anteil, dementsprechend alles was zum jeweiligen Zeitpunkt fühlt, denkt, erkennt; und über einen unbewussten Anteil in dem alle Aspekte seines individuellen Seins liegen, was er gerade nicht brauchen kann (z.B. Autofahren). Je mehr Informationen auf das Individuum einströmen, desto mehr muss es auch darauf achten, die Informationen zu verarbeiten und zu selektieren. Ansonsten können Gefühle der Überforderung folgen und Stress (erklärbar über die Hormone Cortisol und Adrenalin, ein Abkömmling von Dopamin) entstehen. Werden diese Informationen nun nicht verarbeitet, dann werden sie lediglich vom Bewusstsein ins Unbewusste „abgeschoben“. Mit der Zeit entsteht ein Berg an nicht-gelebten Erfahrungsinhalten, der Probleme auf der geistigen und körperlichen Ebene verursachen kann. Hier kommt etwa die Psychosomatik ins Spiel, die eine Deutung dieser nicht-gelebten Erfahrungsinhalte auf körperlicher Ebene versucht.
Erweitert wird diese Idee auch in der Trauma-Forschung aufgefasst. Hier geht es weniger um die Menge an Informationen, als vielmehr um die Intensität. Zu Beginn des Lebens scheint ein Mensch die Welt noch „ungefiltert“ wahrzunehmen, da ein Kind keine Möglichkeit zur Rationalisierung hat. Dementsprechend intensiv können bestimmte Erfahrungen sein, die, wenn sie nicht verstanden werden, potentiell verdrängt werden. Was genau ein Trauma für ein Kind ist, das ist ganz und gar individuell – für jedes Kind sind unterschiedliche Erfahrungen unterschiedlich positiv und negativ (vielfach auch bedingt durch den Charakter, Anlagen, Fähigkeiten).
Möglichkeiten zur Lösung des Dilemmas bietet beispielsweise die Transpersonale Psychologie über bewusstseinserweiternde Erfahrungen. Beim holotropen Atmen, in der Meditation, auf Psychedelika, in der Hypnose (oder anderen Trance-Zuständen) erhält das Individuum bewusst „Zugriff“ auf das Unterbewusstsein. Das Individuum kann in diesen Zuständen sich selbst besser kennenlernen, weil es zum einen merkt, dass es nicht nur der „bewusste Teil“ seiner selbst ist. Es merkt, dass es auch noch sehr viel mehr ist (bis hin zu transzendenten Zuständen, d.h. allumfassenden und allwissenden Erfahrungen). Zum anderen lernt es sich selbst zu relativieren. Sich selbst zu relativieren bedeutet loslassen zu können und nicht mehr starr an (vorher vielleicht noch unbewussten) Themen festzuhalten.4
Auch die „standartisierte“ Psychotherapie versucht über die Gesprächstherapie einen Zugang zum Unterbewusstsein des Individuums zu finden, allerdings ist diese Möglichkeit sehr viel begrenzter, theoretischer und mühevoller. Letztlich hat immer das Individuum die Oberhand über sein eigenes Innenleben, nicht der Therapeut. Somit kann das Individuum den Heilungsprozess verzögern, beispielsweise indem es die Verantwortung auf den Therapeuten verschiebt oder sich selbst anlügt.
Innenleben
„Was hat dies nun mit Zufriedenheit zu tun?“, magst du fragen.
Jede Menge!
Letztlich versucht jeder die eigene Zufriedenheit zu erreichen, die wenigsten wissen aber, was es ist oder interpretieren die Zufriedenheit falsch. Dies liegt auch daran, dass die Erinnerung an die Tage der eigenen Zufriedenheit zumeist stark verblassen (das Gefühl der Zufriedenheit muss durch die eigene Erfahrung der Wirklichkeit aufrechterhalten und gefüttert werden…). Auch in Anbetracht der negativen Erfahrungen, die jeder von uns macht. Negative Erfahrungen werden zumeist als sehr viel schlimmer erfunden, als positive Erfahrungen.
Und hier kommt die Krux: Eigentlich geht es gar nicht darum. Es geht nicht um positive oder negative Erfahrungen. Nur dem Glück hinterherzujagen hat noch keinen Menschen auf der Welt glücklich gemacht. Irrwitziger Weise glauben wir dies aber: Denn die negativen Erfahrungen sind es schließlich nicht, die uns zufrieden machen, oder?
„Ja, wie soll man den zufrieden werden, wenn man auf die Dinge achtet, die einen unglücklich machen?“
Gar nicht, das zieht die meisten Menschen überhaupt erst in ihren Sumpf hinein.
Beides scheint mir eine Sackgasse zu sein. Auch diejenigen, die behaupten, dass die negativen Erfahrungen uns zu dem machen, was wir sind, lenken die Aufmerksamkeit auf das Falsche. In erster Linie sollten wir uns fragen, warum wir den überhaupt in solchen Kategorien wie Lust und Unlust, wie Zufriedenheit und Unzufriedenheit, wie Glück und Pech denken?
Wenn wir unser Leben anschauen, so merken wir, dass wir ständig in einem Ritt aus Höhen und Tiefen stecken. Mal geht die gute Laune hoch, mal geht sie wieder runter. Doch unsere Misere beginnt eigentlich dort, wo wir nicht wahrnehmen, dass sich die Stimmung eigentlich dabei ist zu wandeln.
Häufig glauben wir, dass es „nicht besser werden kann“ oder „nicht noch schlimmer kommen kann.“ Doch, es geht immer noch besser oder schlimmer, aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass a) viele Menschen sich sträuben den Moment so anzunehmen, wie er gerade ist und b) wenn sich ein Kurswechsel einstellt, am alten Moment hängen bleiben.
Es gibt Momente voller Traurigkeit, genauso wie es Momente voller Freude gibt. Dies wird nicht anders bei zufriedenen und unzufriedenen Menschen sein. Nur glaube ich fest daran, dass die zufriedenen Menschen jede Situation ungeachtet von Erwartungen annehmen können. Der Moment der Bitterkeit wird ebenso ausgekostet wie der Moment der Süße und Herzhaftigkeit. Dies führt dazu, dass keine Angst vor dem Neuen entsteht („es kann ja noch schlimmer werden“) und das Alte losgelassen werden kann („es kann ja nicht noch besser werden“).
Damit es nicht zu abstrakt wird, möchte ich dir also meine Folgerung vorstellen.
Es geht gar nicht so sehr um die äußeren Geschehnisse, sondern um dein Innenleben. Sicherlich wird sich Leid niemals vermeiden lassen, genauso, wie sich die Freude nicht verbannen lässt. Beide Aspekte sind Seiten derselben Münze.
Hermann Hesse schrieb sehr passend in seinem Buch „Der Steppenwolf“ über das Innenleben:
Immerhin hat unser Steppenwolf wenigstens die faustische Zweiheit in sich entdeckt, er hat herausgefunden, dass der Einheit seines Leibes nicht eine Seeleneinheit innewohnt, sondern dass er bestenfalls nur auf dem Wege, in langer Pilgerschaft zum Ideal dieser Harmonie begriffen ist. Er möchte entweder den Wolf in sich überwinden und ganz Mensch werden oder aber auf den Menschen verzichten und wenigstens als Wolf ein einheitliches, unzerrissenes Leben leben. Vermutlich hat er nie einen wirklichen Wolf genau beobachtet – er hätte dann vielleicht gesehen, dass auch die Tiere keine einheitliche Seele haben, dass auch bei ihnen hinter der schönen straffen Form des Leibes eine Vielfalt von Strebungen und Zuständen wohnt, dass auch der Wolf Abgründe in sich hat, dass auch der Wolf leidet. […] Der sympathische, aber sentimentale Mann, der das Lied vom seligen Kinde singt, möchte ebenfalls zur Natur, zur Unschuld, zu den Anfängen zurück und hat ganz vergessen, dass die Kinder keineswegs selig sind, dass sie vieler Konflikte, dass sie vieler Zwiespältigkeiten, dass sie aller Leiden fähig sind. Zurück führt überhaupt kein Weg, nicht zum Wolf, noch zum Kinde. Am Anfang der Dinge ist nicht Unschuld und Einfalt; alles Erschaffene, auch das scheinbar Einfachste, ist schon schuldig, ist schon vielspältig, ist in den schmutzigen Strom des Werdens geworfen und kann nie mehr, nie mehr stromaufwärts schwimmen. Der Weg in die Unschuld, ins Unerschaffene, zu Gott führt nicht zurück, sondern vorwärts, nicht zum Wolf oder Kind, sondern immer weiter in die Schuld, immer tiefer in die Menschwerdung hinein.
Hermann Hesse: Der Steppenwolf. suhrkamp, S. 82
Zufriedenheit entsteht durch dich als Resultat, dass du dich mit dir selber befasst. Dies heißt nicht, dass du den Dingen des Lebens hinterherjagen sollst, sondern, dass du deinen inneren Reife- und Wandlungsprozess beobachten und erleben sollst, sodass sich die Zufriedenheit ganz natürlich daraus entwickeln kann. Leid ist auch im Selbstwerdungsprozess inbegriffen. Das größte Leid ist es aber, nie wirklich zu lernen, wer man selbst ist.
Der Zufriedenheit hinterherzujagen ist also ein Paradoxon. Auch die Biochemie, Psychologie, Philosophie oder eine sonstige Wissenschaft verstehen zu wollen, hilft da nicht weiter. Kein Konzept mag dies zu leisten. Zufriedenheit kommt (nur!) durch dich, dich als ganzheitliches Wesen mit allen Aspekten des Seins (Bios, Psyche, Soziales etc.). Also fang damit an, dich mit dem zu fassen, was wichtig ist.
Mit dir selbst.
Herzlich Tristan
Literaturverzeichnis
1Neumeister A. (2003). Tryptophan depletion, serotonin, and depression: where do we stand?. Psychopharmacology bulletin, 37(4), 99–115.
2Jenkins, T. A., Nguyen, J. C., Polglaze, K. E., & Bertrand, P. P. (2016). Influence of Tryptophan and Serotonin on Mood and Cognition with a Possible Role of the Gut-Brain Axis. Nutrients, 8(1), 56. https://doi.org/10.3390/nu8010056
3Kikuchi, A. M., Tanabe, A., & Iwahori, Y. (2021). A systematic review of the effect of L-tryptophan supplementation on mood and emotional functioning. Journal of dietary supplements, 18(3), 316–333. https://doi.org/10.1080/19390211.2020.1746725
4Kapur, S., & Remington, G. (1996). Serotonin-dopamine interaction and its relevance to schizophrenia. The American journal of psychiatry, 153(4), 466–476. https://doi.org/10.1176/ajp.153.4.466
5Petty, F., Davis, L. L., Kabel, D., & Kramer, G. L. (1996). Serotonin dysfunction disorders: a behavioral neurochemistry perspective. The Journal of clinical psychiatry, 57 Suppl 8, 11–16.
6Croissier, G. R. (2017). Die magische Wunde: Wandlung und Heilung in der Transpersonalen Psychologie (Bd.1) (Fabrica libri) (Originalauflage Aufl.). Pomaska-Brand.
Im Rahmen des Seminars „Erkenne dich Selbst“ habe ich einen Vortrag über das Thema Medizin gehalten. Wer Interesse daran hat, eine holistische Perspektive auf das Thema Gesundheit zu bekommen, der wird an dem Vortrag viel Interesse haben. Es geht vom ThemaMedizingeschichte über Medizintheorie, Biomedizin, Biopsychosoziales Krankheitsmodell nach Engel (1977) und was in der COVID-19-Pandemie falsch läuft bzw. was besser gemacht werden kann.
Ich beschreibe den Menschen als ganzheitliches Lebewesen, als Verbindung von qualitativen und quantitativen Eigenschaften und als Erkennender der Dualität von Körper und Geist. Ich glaube, dass wir im 21. Jahrhundert eine qualitative Medizinrevolution benötigen, die nur dadurch Einzug in die Praxis von Medizinern findet, dass der Mensch nach dem biopsychosozialen Modell von Engel als Leitbild der Medizin aufgefasst wird. Hier bedarf es jedoch auch den Mut der Mediziner, die in einem System stecken, dass lediglich biomedizinisch und pharmazeutisch ausgerichtet ist.
Letztlich ist es auch eine gesellschaftliche Frage, die wir uns stellen wollen: Wollen wir das steigende Unverständnis gegenüber Krankheit und Gesundheit, welches sich auch in den steigenden Krankheitszahlen und -arten offenbart, weiter ignorieren? Oder wollen wir allen Menschen begreiflich machen, wie ein nachhaltiger Heilungsprozess aussieht, damit jeder Mensch seine Aufgaben und Ziele im Leben erfüllen kann?
„Die Kunst der Medizin besteht darin, den Kranken solange bei Stimmung zu halten, bis die Natur die Krankheit geheilt hat.“
―Voltaire
Wer Interesse an dem Seminar hat kann sich unter seanin@web.de melden. Viel Spaß mit dem Vortrag! Herzlich, Tristan.
Gestern, am 21. Dezember 2020, wurde vielfach von Medien darüber berichtet, dass Jupiter und Saturn sich sehr nahe ständen. Wie nicht anders zu erwarten, wurde jedoch nur das „Sichtbare“ geschildert und nicht die geistigen Auswirkungen dieses Events. Beobachtung erfolgt schließlich nicht nur auf visueller Ebene (was sich am 21.12. aufgrund des Wetters sowieso als schwierig gestaltet hat). Dies war mir jedoch klar, da unsere Wissenschaft nicht wirklich Interesse an geistigen und subjektiven Phänomenen hat.
Darum beschäftige ich mich in diesem Beitrag einfach mal mit den geistigen Auswirkungen der „großen Konjunktion“ (Annäherung am Sternenhimmel) von Jupiter und Saturn. Es wird spannend für dich.
Bevor mich nun die ersten Leser in die New-Age Schublade stecken, möchte ich noch einmal die Urteilsfreiheit betonen. Du musst mir nicht glauben, was ich hier schreibe, aber du kannst dir zumindest erlauben, Anregungen von mir zu erhalten. Und es gibt bei diesem Thema ein Argument für mich, das muss ich so klar sagen, welches sofort die Meinung entkräftet, dass die Planeten und deren Konstellation keine Auswirkungen auf den menschlichen Geist haben.
Schau dir mal den Mond an. Der Mond ist laut Forschern winzig klein, er zählt noch nicht einmal als Planet, sondern nur als Satellit (astronomisches Objekt bzw. Trabant, dass ein anderes Objekt mit größerer Masse umkreist). Und obwohl der ☾ so winzig klein ist, hat er trotzdem die Kraft die Gezeiten auf der Welt zu beeinflussen. Ohne Mond entsteht auch kein Ebbe und Flut. Der Mond zieht das Wasser an wie ein Magnet.
Die wissenschaftliche Perspektive geht jedoch durchaus noch weiter: Ohne Mond kein Leben. Wir brauchen den Mond ebenso sehr, wie die Sonne. Der Mond stabilisiert die Rotationsachse und das Klima. Die Sonne sorgt für die notwendige Wärme und das Licht. Außerdem ist, wie wir inzwischen wissen, eine unglaubliche Feinabstimmung notwendig, damit die Planeten und deren Satelliten in ihren jeweiligen Umlaufbahnen bleiben und das Leben auf der Erde weiter existieren kann. Hinzu kommen noch viele andere astronomische Faktoren, allerdings sei an dieser Stelle nur nochmal bekundet, welches Wunder es eigentlich ist, dass wir alle am Leben sind. Die mathematische Wahrscheinlichkeit dafür ist fast gleich 0. Zumindest aus materialistischer Perspektive.
Wer nun glaubt, dass die anderen Planeten keinen Einfluss auf unser Leben haben, der unterliegt lediglich den eigenen Glaubenssätzen. Die Astrologie ist möglicherweise gar nicht so fernab der Wirklichkeit, wie viele bekennende Skeptiker glauben mögen. Schauen wir uns dazu auch einfach mal die Verbindung zwischen Planeten und Erdmetallen an.
Planeten & Metalle
In der römischen Mythologie (wie auch der griechischen Mythologie) erhielten die Planeten die Namen der Götter. Dies schien jedoch nicht wahllos zu geschehen, sondern mit einem intuitiven Gespür dafür, welche Kraft die jeweiligen Planeten auf unseren Geist und unseren Körper ausüben. Dafür gebe ich dir nun eine entsprechende Textpassage aus meinem Buch Odyssee im 21. Jahrhundert frei, die sich mit der Verbindung zwischen dem Planeten Mars und dem Mineralstoff Eisen beschäftigt.
„Nehmen wir als Beispiel den Planeten Mars und das dazugehörige Element Eisen: Der Kriegsgott Ares (röm. Mars) ist nach der griechischen Mythologie die Verkörperung für die Willenskraft und des Krieges, welche sich im Leben besonders durch Konfrontationen und Durchhaltevermögen zeigt. Wer keine Willenskraft hat, der fühlt sich auf geistiger Ebene energielos und schlapp. Natürliche Aggressivität ist ein normaler Bestandteil der Natur, der auf das Überleben, das Bewahren der eigenen Dominanz, ausgerichtet ist. Wer die Tapferkeit [als Tugend] erlangen möchte, der muss sich in gewissem Rahmen auch seine angeborene Aggressivität erhalten. Auf körperlicher Ebene offenbart sich das Fehlen der Aggressivität durch Eisenmangel (Anämie) im Blut. Frauen sind häufiger von Anämien betroffen als Männer.[i] Durchsetzungsvermögen ist eher eine typisch männliche Eigenschaft, weshalb Ares auch als Sinnbild männlicher Kraft und Schönheit gilt.“
Weitere Beispiele für Analogien zwischen Mineralstoffen und deren Verbindungen zu den Planeten findest du in der folgenden Tabelle oder in meinem Buch (z.B. im Falle des Kupfers).
Was geschieht nun aktuell?
Jupiter und Saturn kommen sich sehr nahe. Dies geschieht etwa alle 20 Jahre. So nah, wie am 21. Dezember 2020 waren die Planeten jedoch vermutlich zuletzt im Jahr 1623.
Auf geistiger Ebene haben wir hier zwei Symbole die sich treffen: Das Glück bzw. die Fügung, verkörpert durch Jupiter und die Themen Zeit bzw. Tod verkörpert durch Saturn. Zugleich sind die zugeordneten Organe die Leber (Jupiter) und die Knochen bzw. Haut (Saturn).
Hierbei ist recht interessant, dass die astronomische Begegnung von Jupiter und Saturn auf die Schöpfungsgeschichte der griechischen Mythologie („Theogonie“ von Hesiod) um den Kampf der Götter und Titanen übertragen werden kann. Kurze Zusammenfassung:
Die Anführer beider Lager, Zeus (Jupiter) und Kronos (Saturn), liefern sich in der Geschichte einen erbitterten und zwieträchtigen Kampf, bis Zeus seinen Vater Kronos und die anderen Titanen in den Tartaros (tiefste Region der Unterwelt) einsperrt.
Dieser Mythos ist durchaus auf unsere heutige Zeit übertragbar – wenn auch mit Vorsicht. Wir erleben gerade wieder einmal einen erbitterten Kampf zwischen den verschiedenen Aspekten des menschlichen Geistes, der sich auch auf das Zwischenmenschliche überträgt. Saturn (Kronos) als Herrscher und Sicherheitsgarant, sowie Jupiter (Zeus) als Schützer und Ordner liefern sich alle 20 Jahre einen Kampf über die Vorherrschaft im menschlichen Geist. Nun bleibt die Frage offen – wer gewinnt diesen ständigen metaphorischen Kampf?
Gewinnt Jupiter, so stehen uns glückliche Zeiten bevor, die vielleicht auch entgiftend und reinigend wirken (s. Tabelle, Jupiter als Verbindung zur Leber.). So könnten alte Wunden heilen und eine neue Zeit des Friedens entstehen.
Gewinnt Saturn, werden die Hauptthemen der nahen Zukunft Zeit und Tod. Womöglich wird die Unbarmherzigkeit und das Mistrauen auch stärker ausgeprägt. Das Tod ist aber auch schon jetzt ein Thema, wie wir alle spüren. Die Frage ist nur, ob wir den Tod auch gesellschaftlich annehmen können.
Ich formuliere dies deshalb auch so eindeutig, weil ich den Zwispalt der Menschheit auch in der aktuellen Pandemie sehe. Hierzu hatte ich auch einen Beitrag über das Thema Freiheit oder Sicherheit? verfasst. In der nächsten Zeit wird sich für mich entscheiden, ob wir den Weg der Toleranz und des Gleichgewichts gehen oder, ob wir uns weiter in Extremen verlieren. Und ob wir einmal mehr in der Geschichte der Menschheit entzweit werden.
Es gibt viele astronomische Konstellationen, die in ihrer Bedeutung für den menschlichen Geist höchst interessant sind. Ein Beispiel hierfür ist der Lunisolarkalender. Laut dem Kalender wandern Mond und Sonne genau 33 Jahre, bis sie wieder am selben Punkt zueinanderstehen, wie 33 Jahre zuvor. Nach 33 Jahren sollen sich auch die Geschehen auf der Erde wiederholen – zugleich könnte man diesen Zyklus mit einer neuen menschlichen Generation gleichsetzen. Holger A. L. Faß schreibt hierzu:
Im spirituellen Sinn erscheint mir dieser Jahrgangs-Rhythmus einleuchtender als die sonst häufig zitierte alle 20 Jahre stattfindende Begegnung von Jupiter und Saturn. Während der Jupiter-Saturn-Zyklus mehr die konkreten Verhältnisse zwischen Wachstum und Beschränkung, zwischen Hybris und Meisterschaft anzeigt, weist der 33-Jahre-Rhythmus von Sonne und Mond auf die jeweilige Geist-Seele-Verbindung der entsprechenden Generation hin.
Aus Sicht der Numerologie ist die Zahl 33 als beginnender Generationenwechsel kein Zufall. Viele Kulturen schätzten die 3er-Zahlenfolge (3,6,9) als Zahlen der Harmonie und Natürlichkeit ein. So bilden Numerologen aus Zahlenkombinationen (wie dem Geburtsdatum) Quersummen – so lange, bis eine einzige Ziffer übrig bleibt. Ausnahmen werden bei den Zahlen 11, 22 und 33 gemacht. Dabei gilt die 33 als weiseste und sehr weit fortgeschrittene Zahl. Sie verkörpert hohe Spiritualität und wird daher auch als „Meisterzahl“ bezeichnet.
Bei mehr Interesse an astrophysikalischen Themen empfehle ich dir meinen Freund Dipl. Astrophysiker Robert Sarkis-Karapetians. Er hat in zwei Interviews bei Radio Berg im November über kommende astrophysikalische Ereignisse gesprochen. Und dabei hat er auch noch über den Tellerrand geblickt und die Ereignisse ins große Ganze (z.B. Maya-Kalender) eingebunden. Vielleicht ist es am Anfang nicht ganz leicht zu verstehen, aber dafür empfehle ich dir unbedingt beide Interviews anzuhören. Und auch das Interview mit Dieter Broers ist sehr spannend.
Hoffen wir auf ein klärendes, friedvolles und empfindsames Jahr 2021.
Bis bald, dein Tristan.
Literaturverzeichnis
[i]TD Johnson-Wimbley und DY Graham “Diagnosis and management of iron deficiency anemia in the 21st century” Therapeutic advances in gastroenterology vol. 4(3): S. 177-184 (2011).
in letzter Zeit sind einige interessante Beiträge und Artikel von mir erschienen, auf die ich euch mit diesem Blogbeitrag kurz hinweisen möchte. Durch den Lockdown haben wir alle wohl etwas mehr Zeit zum Lesen. Vielleicht besteht also Interesse an meinen Inhalten. Hierzu füge ich jeweils entweder einen Abschnitt als Leseprobe ein und/oder gebe eine kurze Einführung in die Thematik.
Drei Beiträge für das MHRx Magazin
Das Magazin Metal Health Rx von Aesir Sports ist eine renommierte digitale Zeitschrift, die monatlich erscheint. Hierfür schreiben verschiedene Autoren Artikel über die Themen Gesundheit, Kraftsport & Training. Den Zugang zum Magazin erhaltet ihr, indem ihr das Magazin kostenpflichtig abonniert (jährlich/life-time). Inzwischen durfte ich bereits drei Artikel für das Metal Health Rx Magazin schreiben. Eine kurze Einführung in die Artikel findet ihr anbei.
Baue Stress ab & booste Wohlbefinden sowie Erholung: 3 effektive Entspannungstechniken für den Alltag
»Du kennst dieses Gefühl nach harter Arbeit oder einem anstrengenden Tag genauso gut wie ich: Du bist platt, erschöpft, ausgelaugt und weißt eigentlich ganz genau, dass jetzt Entspannung notwendig ist. Wie handeln aber wohl sehr viele Menschen? Auf die Couch setzen, Fernseher anschalten und dann entweder Nachrichten oder einen Film bzw. Serien angucken.
Warum das so ist, soll an dieser Stelle nicht Gegenstand der Diskussion sein. Viel wichtiger ist, dass bei diesem Verhalten die Entspannung schon mal auf der Strecke bleiben kann. Es gibt zahlreiche, sehr eindrückliche Studien, welche von der Verstärkung negativer Gefühle (1), über Angst (2) und Depressionen (3) (bei hoher Nutzung elektronischer Geräte von >6h), Suchtverstärkung (4) und Beeinflussung des Ernährungsverhaltens (5) durch elektronische Geräte sprechen.
6 Stunden mag für den ein oder anderen viel erscheinen – diejenigen, die jedoch auch auf der Arbeit an einen elektronischen Bildschirm gebunden sind, erreichen relativ schnell diesen Wert. Wie auch Twenge et al. (2018) feststellten, waren bei Kindern und Jugendlichen bereits „mehr als 1 Stunde Bildschirmzeit pro Tag mit einem geringeren psychischen Wohlbefinden verbunden, einschließlich weniger Neugier, geringerer Selbstkontrolle, mehr Ablenkbarkeit, größeren Schwierigkeiten, Freunde zu finden, weniger emotionaler Stabilität, schwierigerer Pflege und Unfähigkeit, Aufgaben zu erledigen.“ (6)
»Die Ernährung aus dem Standpunkt der Psychosomatik zu betrachten ist relativ ungewöhnlich – speziell auch für mich als Ernährungswissenschaftler.
Meist wird das Thema Ernährung ziemlich einseitig beleuchtet. Ob in der Ernährungswissenschaft, in Medienberichten, in sozialen Netzwerken oder im Fitnessstudio – heutzutage, so habe ich den Eindruck, geht es wesentlich mehr um den körperlichen und objektiven Aspekt der Ernährung. Also um den physikalischen Brennwert (kcal), um die biochemisch-optimale Ernährungoder Diät(Nährstoffzusammensetzung und -timing, Leistungsfähigkeit etc.) oder um den präventiven und therapeutischen Nutzen bestimmter Pflanzen(-bestandteile).
Schlichtweg geht es um die Frage: „Was esse ich?“
Weniger behandelt wird die Frage: „Wie esse ich?“
Der Unterschied zwischen dem „Was“ und dem „Wie“ in Bezug auf die Ernährung wird zunehmend auch von dem Forschungsfeld der Psychosomatik behandelt. Um aber die Sichtweise der Psychosomatik zu verstehen, müssen wir vorab wieder einige Prämissen klären.
Durch die Fokussierung des objektiven Nutzens der Ernährung wird zunehmend der quantitative Aspekt der Lebensmittel in den Vordergrund gerückt. Weniger wird auf die Qualität der Lebensmittel bzw. auf die Beziehung zwischen Mensch und Lebensmittel geachtet. Würde aber tatsächlich darauf geachtet werden, so würden sich plötzlich neuartige Fragen erschließen, die vorher noch nicht behandelt wurden, wie etwa: „Passt das Lebensmittel zu meiner individuellen Situation?“. Andere Fragen, wie z.B. „Welches Lebensmittel ist das Beste?“, würden dann eher in den Hintergrund rücken.«
»Das Thema Pandemie, aber vor allem die aktuelle Corona-Pandemie, ist wohl das emotionalste Thema, das es seit langem in unserer Gesellschaft gab. Einmal mehr sind Wissenschaftler und Wissenschaftsjournalisten wichtig, die im Chaos des Internets Fakten verbreiten und somit Ruhe zwischen den sich auftuenden Camps von Befürwortern und Kritikern der aktuellen Maßnahmen stiften.
Mir persönlich sind immer zwei Dinge ganz wichtig, welche die Menschen aus den Informationen mitnehmen können, die ich anbiete:
Konstruktive Kritik gegen jede Art von Meinung zu äußern.
Sich nicht von Meinungen beeinflussen zu lassen, sondern zu beobachten, unwiderlegbare Fakten zu sammeln und diese zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenzusetzen.
Beides sehe ich leider bei den wenigsten Inhalten im Internet, dabei ist es gerade diese Denkweise, die den Wissenschaftler auszeichnet. Und auch im Metal Health Rx Magazin finde ich diese Denkweise glücklicherweise vor. Damit betrachte ich dich nun auch im folgenden Artikel als Wissenschaftler, der eben diese Denkweise anwendet.
Es ist im Sinne der Wissenschaft ganz wichtig jedes Thema erst einmal mit der nüchternen Klarheit eines Wissenschaftlers zu betrachten. Dadurch erlaubst du dir nämlich nicht von Anfang an zu bestimmten Themen „Nein, das ist unmöglich“ zu sagen, sondern sagst grundsätzlich „Vielleicht ist da was dran“.
Der Religionsphilosoph Prof. Dr. Dr. Daniel von Wachter schrieb ebenso in „Eine philosophische Abhandlung des neuen Coronavirus“ über eine Notwendigkeit zur Meinungsvielfalt, um wissenschaftliches Scheuklappendenken während der aktuellen Pandemie zu vermeiden und gesellschaftliche Konflikte zu minimieren (1). Darum geht es auch schließlich: Die Diversität an Meinungen belebt den Konsens und durch den Konsens finden wir zu Fakten. Darum ist auch keine Meinung auszuschließen.
Dieser Beitrag hat also die Aufgabe zum Konsens beizutragen und nicht etwa Recht für sich zu beanspruchen. Karl Popper, einer der bedeutendsten Denker und Wissenschaftsphilosophen des 20. Jahrhunderts sagte einst sehr passend: „Der Rationalist ist einfach ein Mensch, dem mehr daran liegt zu lernen, als recht zu behalten.“ (2)
Dieser Beitrag soll dich also zu einer Perspektive anregen, die aus einem, für die bisherige Diskussion, recht ungewöhnlichen Standpunkt vertreten wird. Nämlich aus einem metaphysischen (ontologischen) Standpunkt. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen und hoffe, dass du eine Menge über die Beziehung zwischen den Themen „Pandemie“ und „Gesundheit“ dazulernst.«
Passend zum Artikel Die Auswirkungen eines gesunden Lebensstils auf Pandemien für das Metal Health Magazin ist auch meine COVID-19 Analyse, welche ich im Oktober auf Englisch übersetzt habe und mit einem 10-seitigen Update versehen habe. Obwohl ich von dem Thema in den letzten Wochen abgewichen bin, da ich gemerkt habe, dass die Emotionen in diesem Thema überhand nehmen, würde ich auch hier gerne nochmal die wichtige Passage am Ende der Analyse einfügen. Die Übersetzung findet ihr auf meinem Blog.
[…]
»To me, trusting experts on their opinion cannot be future standard. Every citizen is responsible for informing himself/herself to estimate the current situation. For the lockdown-policy on the 2ndof November, for example, every citizen has to express concerns and considerations, in particular when it comes to one’s own economic existence.[i]And also to question the prevailing opinion of the government and to make them change their political course in the interest of everyone’s health, but especially for kids, as childhood researcher Michael Hüter warns the German policy: „A whole generation has been collectively traumatized.“
I myself started to recognize the importance of Plato’s Trivium, especially when I read news reports, social media posts and watch television narratives about SARS-CoV-2. In his Trivium, Plato defined the logical errors, which are very helpful to weigh others arguments. If, for example, someone is claiming to know something about SARS-CoV-2, just because some scientist said something about it, the logical errors help recognizing it as an appeal to authority. Authority can never replace arguments, otherwise society would not act rational. Another example could be the appeal to fear, which was used many times as an instrument to achieve certain political regulations. There are few more examples and I can just recommend it to use it in relation to question given opinions.
Finally, I want to remind the reader again about the importance of one’s own health. No one else can be responsible for the physical and mental health than the individual who owns the body. We as a society cannot not expect that scientists rescue us if ourselves forget about the importance of a healthy lifestyle and disease prevention. Starting with ourselves, we can also remind other people to go out and enjoy nature, food and our communication with others. If we try to isolate ourselves completely, the situation will get even worse. The immune system should be again at the center of our attention. To not only prevent diseases, but also to make life for everybody highly enjoyable again.«
Es sind alte Frage, die jedoch aktueller sind, denn je: Was ist uns wichtiger, Freiheit oder Sicherheit? Was sind wir bereit an Freiheit aufzugeben, um Sicherheit zu erlangen? Kann es so etwas wie Sicherheit überhaupt geben? Und (wann) sind wir bereit, beide Aspekte miteinander in Einklang zu bringen?
Diese Fragen habe ich versucht in meinem aktuellen Blogbeitrag zu beantworten. Ich habe anhand der aktuellen „Pandemie“, aber auch durch das Beispiel von OSHO und seinen Sannyasins gezeigt, dass verschiedene Menschen unterschiedliche Prioritäten haben. Je nachdem, welcher Typ man selbst tendenziell ist – Sicherheitsfanatiker oder Freiheitsidealist – verhält man sich in Gefahrensituationen anders. Letztendlich geht es jedoch immer um das nackte Überleben:
Die Freiheit dient dazu, das Überleben zum Erleben zu machen, wohingegen die Sicherheit danach strebt, das Überleben grundsätzlich zu sichern. Bei einem anfallenden Risiko ist es klar, dass die Bewertung des Risikos unterschiedlich ausfällt. Und, dass damit die Konflikte beginnen.
Diese Fragen hat viele Philosophen beschäftigt. Besonders aber Platon, wie man an seinen Dialogen mit Sokrates (z.B. Phaidon) oder seinem Höhlengleichnis erkennt. Um seinen Argumentationspartner in seinen Aussagen nach Wahrheitsgehalt zu überprüfen, hat Platon ein ziemlich schlaues Tool entwickelt: Die logischen Irrtümer.
Ich habe es bereits mehrfach vorgestellt… aber es wird trotzdem nicht alt. Mein Poesie und Geschichtenbuch Atmen • Nicht-Atmen könnt ihr gratis als eBook von mir erhalten, indem ihr meinen Newsletter abonniert. Ich habe von vielen schon sehr positive und inspirierende Rückmeldungen erhalten. Dafür möchte ich mich schon mal bedanken!
Als kleines Dankeschön möchte ich noch eine kleine Geschichte einfügen. Ich hoffe sie gefällt euch. Falls ihr mehr lesen möchtet, abonniert einfach meinen Blog. Dann schicke ich euch mein eBook zu!
Der Brauch
»Ein Muslim, ein Buddhist und ein Jude treffen sich im Schlossgarten, um darüber zu diskutieren, welche Tradition die Wahrheit gefunden hat. Der Muslim argumentiert, dass Gott die eine Wahrheit ist und, dass der heilige Kampf der einzige Weg ist, die Wahrheit (Gott) zu finden. Denn Wahrheit bedeutet Errettung und wer gerettet werden will, der muss bereit sein, für die Rettung zu sterben.
Der Buddhist bestreitet, dass ein materieller Tod wirklich notwendig sei, um zu dem zu finden, der im Koran als „Gott“ dargestellt wird. Ihresgleichen höchstes Ziel sei das Nirwana, das nur durch den noblen Pfad des Buddhas in stiller Meditation gefunden werden kann.
Schließlich ist der Jude empört und witzelt über des Buddhisten Pfad. Buddha habe nicht einmal Muße gehabt, um eine Schrift zu hinterlassen. Und gerade, als der Jude ausführen wollte, dass sich der echte Gott, Jahve, der Eine, nur den Juden offenbart, unterbrach sie ein Fremder. Und er spricht:
„Wie ich sehe, streitet ihr über eure Herkunft. Aber bevor ihr weiterredet, geht dort vornhin in diese Richtung, dort werdet ihr einen Mann sitzen sehen, der kann euch weiterhelfen.“
Und die drei machen sich auf und wandern entlang des Schlossgartens, bis sie am blumengeschmückten Springbrunnen ankommen. Dort sitzt ein alter Mann mit langem Haar und Robe. Und als sie vor ihm stehen, da bittet er sie, sich zu setzen. Er schaut ihnen tief in die Augen und stößt einen tiefen Seufzer aus.
Und in den nächsten Stunden hören sie Gleichnisse über Leben und Tod, über die rechte Art, sich frei zu machen, über die rechte Atmung und über die Streitschlichtung. Denn laut dem alten Mann gehe es darum, allen Religionen, Lehren und Traditionen Wahrheit zuzugestehen.
Der Muslim, der Buddhist und der Jude waren nicht nur entzückt, sondern lauschten voller Stille und Ehrfurcht. Und als der Mann sich erhob und ging, denn er hatte schließlich nichts mehr hinzuzufügen, da fielen sich die drei Gottesfürchtigen in die Arme. Sie versprachen sich nicht mehr zu streiten. Denn dazu war kein Grund mehr. Sie erkannten, dass sie dieselbe Herkunft hatten, diese Herkunft nur aus anderen Blickwinkeln betrachteten. Von nun an akzeptierten sie den Glauben der anderen.
Aber nicht nur das. Sie zogen sogar umher und verbreiteten die Lehre des alten Mannes. Denn sie wollten die tolerante Lehre weitergeben und allen Streit der Welt lösen.
Aber irgendwo auf ihrem Weg der Erlösung verliefen sie sich. Denjenigen, die ihren Glauben behalten wollten, warfen sie Dummheit und Ignoranz vor. Und ehe sie sich versahen, verkamen ihre Worte in einer Tradition, die nur denen Frieden brachte, die sie praktizierten. Und alle anderen, die die Lehre nicht achteten, wurden zu Übeltätern und Ungebildeten, die es zu bekehren oder auszulesen galt.
Welch ein Jammer. Der Streit der drei Gläubigen wurde zwar geschlichtet, dafür entbrannte jedoch ein viel heftigerer Streit. Ein Streit, der nicht mit der Vergebung aller Menschen endete, sondern einem Exklusivrecht, dass ihrer Tradition galt. Aber nein, eine Tradition kann man es wohl nicht mehr nennen. Ein sinnentleerter Brauch, das kommt dem Ganzen näher.«
Danke für die Aufmerksamkeit! Ich wünsche reges Interesse beim Lesen. Und natürlich eine unbändige Gesundheit und Lebensfreude für den kalten Winter, der uns bevorsteht.